Der Tod hat nicht das letzte Wort
Internationaler Besuch bei der Ausstellung über die Krimis von Hans Georg Friedmann in der VHS Hietzing
Vor seiner Deportation nach Theresienstadt hat der 13jährige Hans Georg Friedmann 13 Krimis geschrieben und gezeichnet. Der Jugendliche hat mit seiner Familie den Nationalsozialismus nicht überlebt. „Der Tod hat nicht das letzte Wort“ heißt die Ausstellung, die vom Direktor der VHS Hietzing (13., Hofwiesengasse 48), Dr. Robert Streibel, gestaltet wurde und noch bis 2. Juni zu sehen ist. Sie zeigt die Krimis, dokumentiert die „Arisierung“ der Firma des Vaters und gibt Einblick in das Familienleben der Friedmanns.
Zur Eröffnung der Ausstellung am 25. April reiste eine Delegation der Janusz Korczak Gesellschaft aus der Ukraine an. Jugendliche in Kiev haben die Krimis ins Ukrainische und Russische übersetzt. „Mit diesen Krimis hat Hans Georg versucht gegen seine Ängste anzuschreiben. Auch bei uns gibt es Jugendliche mit Ängsten und Traumata und daher war dieses Projekt für uns so wichtig, erläutert die Initiatorin des Projektes in der Ukraine Svitlana Petrovska von der Janus Korczak Gesellschaft.
Aus der Schweiz war Anton Spielmann, der Cousin von Hans Georg Friedmann angereist. „Für mich ist es eine tiefe Befriedigung, dass sich Jugendliche heute mit den Geschichten von Hans Georg Friedmann beschäftigen und sein Schicksal nicht vergessen ist“, so Spielmann.
Zur Ausstellungseröffnung kamen auch SchülerInnen der Berufsschule Embelgasse, die ein Hörspiel über die Krimisgestaltet haben. Schüler der Fichtnergasse lasen am Abend Ausschnitte aus den Krimis. Parallel zur Ausstellung über Hans Georg Friedmann zeigt die Janusz Korczak Gesellschaft Österreich eine Schau über die Pädagogik des polnischen Pädagogen. Beide Ausstellungen sollen danach im Bezirk Hietzing noch an anderen Orten gezeigt werden.
Das Leben von Hans Georg Friedmann
Hans Georg Friedmann wurde 1928 geboren und war beim Einmarsch der Nazis und dem sogenannten „Anschluss“ 10 Jahre alt. Sein Vater war der Inhaber einer Trikotfabrik und die Familie lebte in der St. Veitgasse 15 in Hietzing. Ein Schulbesuch in der nahen Fichtnergasse war für den jüdischen Jungen unmöglich. Die Firma des Vater wurde arisiert und die Kunstsammlung gestohlen, wie Sophie Lille in ihrem umfangreichen Buch „Was war“ dokumentiert hat. Im Jahr 1939 muss die Familie in eine Sammelwohnung in den zweiten Bezirk übersiedeln. Vor der Deportation kann eine Hausangestellte einige Habseligkeiten der Familie, unter anderem die Krimis in Sicherheit bringen. In Theresienstadt leitet der Vater die Lagerbibliothek und organisiert künstlerische Veranstaltungen. Am 19.Oktober 1944 werden die Mutter und die Schwester nach Auschwitz deportiert und ermordet. Der Vater und Hans Georg Friedmann kommen in das KZ Dachau, wo der Sohn am 15.März 1945 in Landsberg stirbt.
Factbox:
Ausstellung „Der Tod hat nicht das letzte Wort“ bis 2. Juni 2016
Montag bis Freitag von 8:00 bis 20:00 Uhr
VHS Hietzing (13., Hofwiesengasse 48)
Nähere Informationen unter www.vhs.at/hietzing(Schluss)
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