Hagelbomben auf Mannersdorf
90 Prozent der Häuser zerstört – auch St. Leonhard betroffen
Wenn aus Hagelkörnern Tennisball-große Kugeln werden, kann einem schon mal mullmig werden. Geschehen vergangenen Freitag in den Bezirken Scheibbs und Melk. "Epizentrum" des Angriffs der Natur war Mannersdorf, Gemeinde Zelking-Matzleinsdorf. Innerhalb einer Viertelstunde durchlöcherten die Eisbrocken fast alle 70 Dächer des kleinen Dorfes.
"So schnell wie es gekommen ist, war es auch wieder vorbei", erzählt Bürgermeister Gerhard Bürg, dessen Auto 80 Beulen ausgefasst hat. Zusammen mit seinen Feuerwehrkameraden war auch der Ortschefs unermüdlich im Einsatz. "Es kamen einige Bürger mit Tränen in den Augen die sagten: 'Bürgermeister, du musst uns helfen', erzählt er. "Die Hälfte unseres neu gedeckten Daches, rund 170 Quadratmeter, ist hin. Ich muss wohl einen Kredit aufnehmen um die Reparaturen bezahlen zu können", schildert die 60-jährige Landwirtin Herta Höller.
Auch Landeshauptmann Erwin Pröll und Landesrat Stephan Pernkopf kamen nach Mannersdorf. Sie sagten weitergehende Unterstützung zu. Seit Dienstag ist nun bereits die Schadenskommission unterwegs, sodass Betroffene ihre Ansprüche an Versicherungen stellen können. Wer keine hat, kann sich an das Gemeindeamt wenden. "Die Dachdecker-Innung hat uns bereits Hilfe zugesagt", so der Bürgermeister.
Großes Lob von allen Seiten gab es für die Feuerwehren. 304 von ihnen waren in ganz NÖ im Sturm-Einsatz. "Jeder Politiker, der für große Feuerwehreinheiten ist, ist auf dem Holzweg. Ohne unsere kleinen Feuerwehren könnten wir solche Katastropheineinsätze niemals bewältigen", ist Bürg überzeugt.
Die Bezirksbewerbe, die in Mannersdorf stattfinden hätten sollen, wurden mittlerweile abgesagt. "Jetzt muss erst einmal jeder sein eigenes Zuhause in Ordnung bringen."
Das NÖ Landesfeuerwehrkommando darf die nächtlichen Unwetterereignisse in NÖ noch ein Mal zusammenfassen:
Am 8. Juni gingen ab 18.30 Uhr über Niederösterreich schwerste Unwetter nieder. In 17 von insgesamt 21 Bezirken wurden 304 freiwillige Feuerwehren alarmiert, die mit 4200 Mitgliedern fast 700 Einsätze zu bewältigen hatten. Lediglich die Bezirke Gänserndorf, Baden, Lilienfeld und Wiener Neustadt blieben von den massiven Regenfällen und Hagelstürmen großteils verschont.
Die größten Schäden traten im Mostviertel, da wiederum in Wieselburg im Bezirk Scheibbs auf. Dort wurden 45 Hausdächer durch tennisballgroße Hagelkörner zerstört. Der in NÖ für Katastrophenschutz zuständige Landesrat Dr. Stephan Pernkopf unterstützte die Feuerwehren vor Ort bei der Beschaffung von Abdeckplanen. Über Anordnung von Landesfeuerwehrkommandant Josef Buchta wurde vom Landesfeuewehrverband mit Sitz in Tulln ein Lkw mit 4000 Quadratmeter großen Schutzplanen in das Katastrophengebiet nach Wieselburg beordert.
Enorme Schäden durch Hagelschlag wurden auch aus der Ortschaft Mannersdorf im Bezirk Melk gemeldet. Keines der insgesamt 70 Hausdächer blieb in dem Dorf verschont. 33 wurden gar völlig zerstört. In diesem Fall half die Berufsfeuerwehr Wien mit Abdeckplanen aus.
In den Bezirken St. Pölten, Krems und Gmünd kam es nach Blitzschlägen zudem zu Dachstuhlbränden, die von den Feuerwehren jedoch rasch unter Kontrolle gebracht werden konnten.
In den 17 vom Unwetter schwer betroffenen Bezirke mussten nicht nur über 100 schwer beschädigte Dächer provisorisch geschlossen, sondern auch mehr als 200 Bäume von Häusern, aus Strom- und Telefonleitungen sowie von Bahngeleisen entfernt werden. 180 Keller standen zudem unter Wasser und mussten von den Feuerwehren bis in die frühen Morgenstunden ausgepumpt werden. Zudem wurden viele Straßen vermurt und waren völlig unpassierbar.
LAGE AM SAMSTAG
Noch immer stehen in NÖ 42 Feuerwehren im Einsatz. Die sind hauptsächlich damit beschäftigt, die letzten Keller auszupumpen und Straßen von Schlamm zu befreien. Die größte Herausforderung stellt sich für die Einsatzkräfte derzeit zwischen Schwarzenau und Martinsberg im Bezirk Zwettl. Dort sind vier Feuerwehren schon seit Stunden damit beschäftigt, Dutzende umgestürzte Bäume von den Geleisen der dortigen Bahnstrecke zu entfernen.
ST. LEONHARD - BERICHT DER FREIWILLIGEN FEUERWEHR
Am 8. Juni 2012 zieht gegen 19:00 innerhalb kurzer Zeit ein schweres Unwetter auf. Zu Beginn unserer Mitgliederversammlung brach dann ein Hagelsturm herein, wodurch gegen 19:30 die Sitzung unterbrochen werden musste. Wir wurden nach Au (Steinbach) und Vornholz gerufen, wo der Hagel Schäden an Hausdächern verursacht hatte.
Das Ausmaß der Zerstörung war durchaus beträchtlich. So wurden wir von der FF Mank und FF Ruprechtshofen beim notdürftigen Abdichten der beschädigten Dächer tatkräftig unterstützt. Eine große Hilfe war auch der Kranwagen desLagerhaus Mostviertel Mitte, der unter anderem zur Sicherung der am Dach arbeitenden Kameraden eingesetzt war.
Einsätze wurden an etwa 10 Objekten durchgeführt, wobei sicher mehr Gebäude betroffen waren. Zur provisorischen Abdichtung wurden Silo-Planen eingesetzt, die großflächig über die beschädigten Schindel befestigt wurden.
Von "Gück im Unglück" kann man durchaus noch sprechen, da sich das Unwetter nicht über dicht besiedeltem Gebiet entladen hatte - dies ist für die Betroffenen aber sicher kein Trost. In Mannersdorf oder Wieselburg sind die Schäden weit größer. Gegen 23:00 konnten wir die Einsatzbereitschaft wiederherstellen.
Am 9. Juni 2012 mussten noch Nacharbeiten an 3 Objekten durchgeführt werden.
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