Marbach. Eine Schicksalsgemeinschaft.

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Ein gelbes Schild wird an die Tür genagelt. Darauf steht in schwarzen Buchstaben "Betreten verboten – behördlich gesperrt". Mit versteinerter Mine, aber durchaus gefasst, nimmt ein Mann es im Marbacher Ortsteil Granz hin, bis zur Klärung durch einen Sachverständigen, nicht mehr das Haus betreten zu können.

Was das für ihn heißt, erklären ihm sowohl Marbachs Bürgermeister Anton Gruber als auch zwei ausgebildete Helferinnen vom Kriseninterventionsteam des Roten Kreuzes. Wie viele ihrer Kollegen sind auch Brigitte Scheuchelbauer und Margit Labuda in der Region unterwegs. "Manche weinen, die meisten wollen einfach nur reden und sind wirlich dankbar, wenn man kommt. Es berührt mich immer wieder, wenn jemand einfach sagt 'Danke, dass ihr bei uns seid", sagt Brigitte Scheuchelbauer.

Die Helferinnen bekommen dabei, ebenso wie Vizebürgermeisterin Renate Hebenstreit, alle Tragödien hautnah mit. "Diese Famile ist erst zwei Tage vor dem Hochwasser mit einem Kleinkind in ihr Haus gezogen. Jetzt ist es zerstört", sagt Scheuchelbauer und zeigt auf ein kleines Häuschen direkt neben der B3. Die Wohnfläche befindet sich im Erdgeschoß. Und das befand sich unter Wasser.

Beim Rückweg zum Feuerwehrhaus – dem aktuellen Zentrum von Marbach wo sich Hunderte Helfer treffen, stärken, neue Order bekommen und wieder losziehen um aufzuräumen – sieht man allerorts Menschen bei der Arbeit. Bei schwerer Arbeit. Bundesheersoldaten sind mit elf Mann auf einer kleinen eingezäunten Fläche dabei, die einst ein Garten war, den Schlamm rauszuschaufeln.

Andernorts im Freizeitzentrum fährt eine einzelne Zille durch den Hafen und sammelt Treibgut auf, gegenüber findet sich die "Autowaschanlage" – ein Tanklöschfahrzeug der FF Breitenfurt, die mit dem Katastrophenzug aus Mödling angereist ist um zu helfen.

Jeder Bewohner hat seine eigene Geschichte zu erzählen. Die einen hadern damit, dass mein seit Jahren einen Hochwasserschutz will und ihn einfach nicht bekommt – die anderen fügen sich ihrem Schicksal und erzählen vom letzen Mal und dass das Wasser heuer rund 20 Zentimeter höher stand als damals. Obwohl es offiziell keinen neuen "Rekord" beim Donaupegel gab.

Margarete Grubmüller, Betreiberin eines Möbelhauses, zeigt auf die Oberkante ihrer großen Schaufenster und sagt: "Bis dorthin ist das Wasser gestanden." Und ohne Nachfrage fügt Sie hinzu: "Wissen Sie, wenn man all die jungen Menschen sieht die mitanpacken und dabei mit so viel Hingabe arbeiten, als ob all das ihr eigen Hab und Gut sei, dann kann ich nur sagen: Hier sieht man das Gute im Menschen."

Auch die Kleinsten blieben vom Hochwasser nicht verschont. Sowohl die Volksschule als auch einer der Kindergärten ist nicht mehr nutzbar. Die Kinder wurden mittlerweile in umliegenden Kindergärten sowie der Schule Artstetten untergebracht, mitsamt ihren Betreuern und Lehrern natürlich. Wann sie wieder zurück können, ist noch offen. Die Volksschüler bleiben auf jeden Fall bis zum Ende des Schuljahres in ihrem Ausweichquartier, so Vizebürgermeisterin Renate Hebenstreit.

Geeint sind die Marbacher durch ihr Schicksal. Und ihren in jeder Faser des Ortes spürbaren Willen, so schnell wie möglich wieder zur Normalität zurückzukehren. Auch wenn dies heißt, einige Tage fast rund um die Uhr Schlamm zu schieben, Container voller Müll wegzubringen und jenen beizustehen, die Hilfe am dringendsten brauchen.

Am Freitag waren jedenfalls rund 450 Menschen in Marbach unterwegs, um der Katastrophe die Stirn zu bieten und Hoffnung zu spenden. Wenn uns die vergangene Woche etwas Positives elehrt, dann wohl jenes, was Margarete Grubmüller schon gesagt hat: "Hier sieht man das Gute im Menschen."

Link: Mehr über die Aufräumarbeiten entlang der Donau sowie Hintergrundberichte über FF-Mannschaften, Nahversorger und die Wachaubahn, der einmal der Treibstoff ausging.

719.000 Leser. 28 Ausgaben. Ein Aufrag: Wir helfen! Helfen Sie mit!

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