Mein Tag als Lkw-Fahrer bei der Firma Wattaul in Pöchlarn: "Tetris spielen am Hänger"
Redakteur Daniel Butter testet das Berufsbild aus.
PÖCHLARN. Der frühe Vogel fängt den Wurm, lautet ein Sprichwort. In meinem Fall darf der Vogel den Wurm haben und ich tausche ihn gegen zwei Liter Kaffee. Der Wecker läutet zur unüblichen Zeit von fünf Uhr. Warum? Weil heute der Schreibtisch gegen einen Lkw eingetauscht wird. Gemeinsam mit Thomas Bergwein, Fahrer der Transport- und Logistikfirma Wattaul in Pöchlarn, wird heute Amstetten beliefert beziehungsweise wird eine Lieferung abgeholt.
Klischee widerlegt
Schon auf der Fahrt – das Wetter war an diesem Tag übrigens sehr sehr feucht – erzählt mir Thomas, dass er schon über vier Jahre bei der Firma dabei ist und was das Tolle an seinem Job ist. Dabei hebt er einen großen Vorteil hervor, der einem großen Klischee widerspricht. "Jeder glaubt, dass man als Lkw-Fahrer quasi keine Freizeit hat", so Bergwein, "dabei kommt es immer auf die Tour an." In seinem Fall ist er am späten Nachmittag mit seiner Tour fertig und kann dann noch den Abend mit seiner Freundin zu Hause genießen. Ganz egal ob Logistik auf der letzten Meile ins Waldviertel, Mostviertel oder auch auf anderen Touren. „Es gibt natürlich auch längere Touren, bis wir den Kunden alles geliefert haben“, lacht der Wattaul-Fahrer. „Doch es gibt auch gemütlichere Fahrten, so wie jene heute.“
Eine Minute Zeitverlust
Doch genug mit dem Smalltalk, jetzt wird gearbeitet. Erste Station: St. Georgen an der Leys. Ein Firmen- und ein Privatkunde (Thomas Bergwein: "Privatkunden werden immer mehr") müssen beliefert werden. Durch dieses Gespräch wurde auch schon ein kleines Missgeschick fabriziert. Statt rechts abzubiegen, ging es in die andere Richtung. Zum Glück war gleich ein Kreisverkehr in der Nähe und der Zeitverlust hielt sich mit einer Minute in Grenzen.
Schlag auf Schlag
Nach diesem "Ausflug" geht es aber schon in die große Stadt. Dort kommt nun Schlag auf Schlag. Auch meine Schonfrist endet hier und ich darf zum ersten Mal mit anpacken. Die ersten Male war es noch leicht, doch mit jeder Lieferung wurden die Muskeln immer mehr strapaziert. "Daran gewöhnt man sich schnell. Es ist auch ein gutes Training", lacht Bergwein. Nach rund drei Stunden gab es eine Pause. Schnell ein Getränk holen und ab geht es wieder mit dem Lkw.
Parken in zweiter Reihe
Beim City Center kam zum ersten Mal ein wenig Ärger hoch. Ein Pkw verstellte die Ladezone. So hieß es für uns: Parken in zweiter Reihe. "Das ist aber eh noch harmlos. Hupende Lenker, die nicht warten können, sind dabei das größere Ärgernis für mich", erklärt der Fahrer. Soweit kann man das schon verraten: Es hupte an diesem Tag niemand. Die Tour neigte sich nun dem Ende zu. Die letzte Lieferung waren zwei Mopeds zu einem Händler. Damit war der Lkw leer. Doch das änderte sich rasch.
Die letzte Station war eine Abholung bei einem Matratzenhändler. Nach einer 20-minütigen Wartezeit – ein anderer Lkw holte ebenfalls eine Lieferung ab und blockierte den Eingang zum Lager – wurde mit Privatbestellungen der Lastwagen wieder angefüllt.
Blinken bedeutet "Danke"
Rauf auf die Autobahn und zurück zum Firmengelände. Auf der Autobahn erklärte er mir anhand eines Beispiels, dass es auch unter "Truckern" zum freundlichen Austausch kommt. Überholt ein Lkw einen anderen, signalisiert der Überholte mit der Lichthupe das er sicher wieder auf die erste Spur fahren kann. Dieser bedankt sich mit einem schnellen "Links-Rechts-Geblinke". Wie mir gesagt wurde, ist das Transportunternehmen Wattaul in den verschiedenen Bereichen nun schon in ganz Österreich unterwegs. Auf meine Frage an Thomas Bergwein, was ihm am Beruf Lkw-Fahrer am meisten gefiele, kam schnell die Antwort „die tägliche Abwechslung und das tolle Betriebsklima“. "Ein cooler aber auch teils anstrengender Beruf. Besonders der Kontakt mit Menschen und die Vielseitigkeit macht den Job attraktiv. Und er ist auch gut für die Fitness", lautet mein Fazit.
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