Bezirk Melk
Prozess um Mordversuch mit Maurerfäustel vertagt
Blutüberströmt fuhr eine Frau in den Morgenstunden des 9. Mai 2021 zu einer Polizeidienststelle im Bezirk Melk. Als die Rettungshelfer eintrafen, tauchte auch ein 69-jähriger Pensionist auf, der Selbstanzeige erstatten wollte.
BEZIRK. Am Landesgericht St. Pölten musste sich der Mann nun wegen versuchten Mordes an seiner Ex-Lebensgefährtin verantworten, der er mit einem Maurerfäustel (Hammer) laut Gerichtsgutachter Wolfgang Denk zumindest sechs wuchtige Schläge auf den Kopf versetzt hat. Die Frau erlitt schwerste Verletzungen am Kopf, aber auch an den Händen, mit denen sie sich zu schützen versuchte.
Staatsanwalt ging von Mordversuch aus
Während der Angeklagte erklärte, er habe freiwillig von dem Opfer abgelassen, ging Staatsanwalt Karl Wurzer von Mordversuch aus, da nur die Flucht der Frau das Schlimmste verhindert habe.
„Es wird heute keinen Freispruch geben“, erklärte Verteidigerin Nabila Ehrhardt und erläuterte jedoch die rechtlichen Unterschiede zwischen Mordversuch und versuchtem Totschlag im Affekt. Vielleicht habe er die Frau auch gar nicht töten, sondern nur schwer verletzen wollen.
Viereinhalb Jahre sei alles gut gewesen, meinte der Angeklagte. Die Frau, die seit Jahren an einer manischen Depression leidet, beschreibt ihren Ex-Partner als eifersüchtig vor allem auf einen gemeinsamen Freund. Sie habe Angst gehabt, er könnte ihr und dem Freund etwas antun. Eine Woche vor der Tat gab es eine Aussprache über eine Trennung. „Sie hat mich nimmer gern g´habt“, so der Pensionist.
"Ich bin gespannt, was mich erwartet"
Als die Frau am 8. Mai abends plötzlich verschwand, habe er große Angst um sie gehabt und sie gesucht, so der 69-Jährige. Sinngemäß, so die Tochter der Frau, habe er geäußert: „Ich bin gespannt, was mich erwartet, wenn ich nach Hause komme. Wenn die Mama wieder so durchdreht, dann kann ich für nichts garantieren!“
Nach einem Besuch beim Freund habe sie die Nacht auf einer Wiese verbracht, „zum Nachdenken“, wie sie angab. Am Morgen fuhr sie nach Hause, wo sie auf ihren Ex-Partner traf. Im Zuge eines Streites habe sie ihn einen „Waschlappen“ genannt, auch sei der Freund viel besser im Bett. Sie habe ihn angeschrien und auf ihn eingeschlagen, erklärte der Pensionist, der zutiefst gedemütigt nach einem Maurerfäustel griff und zuschlug.
Irgendwas bestätigt, was gefragt wurde
Ob die Tatwaffe, wie im Polizeiprotokoll vermerkt, auf einem Fensterbrett im Garten lag und wer sie dort gegen jede Gewohnheit deponiert hatte, konnte der Beschuldigte im Prozess nicht erklären. „Ich war so fertig“, meinte er gegenüber Richterin Andrea Humer und habe sowohl gegenüber den Beamten, als auch vor der Untersuchungsrichterin nur irgendwas bestätigt, was man ihn fragte. Auf Nachfrage von Verteidiger Josef Gallauner beteuerte der Mann, dass er die Rettung verständigen wollte und versucht habe, ihr das Blut mit einer Küchenrolle abzuwischen. Sie sei allerdings in ihren Pkw gestiegen, habe „Tschüss“ gesagt und sei davongefahren.
Seine Aussagen im Prozess führten schließlich zur Vertagung. Weitere Zeugen, vor allem ein psychiatrischen Gutachten seien erforderlich. Danach wird Opfervertreterin Elisabeth Januschkowetz ihren Antrag auf Schadenersatz für das nach wie vor beeinträchtigte Opfer einbringen.
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