Melker AK-Bilanz: Über eine Million Euro für Arbeitnehmer zurückgeholt
BEZIRK MELK. "Wir sind immer wieder damit konfrontiert, dass Arbeitnehmern ihre Ansprüche verfallen, weil die Fristen so kurz bemessen sind", erklärt der Präsident der Arbeiterkammer Niederösterreich (AKNÖ), Markus Wieser im Rahmen der Präsentation der Jahresbilanz der AK-Stellen Melk, Amstetten und Scheibbs. Wieser betont in Richtung Politik: "Ich fordere die Streichung von Verfallsfristen." Es sei ein Wahnsinn, dass solche Ansprüch überhaupt verjähren können: "Die Arbeitnehmer haben eine Leistung verbracht und fallen um ihr Recht um, wenn sie Fehler in der Abrechnung, etc. nicht rechtzeitig entdecken."
"Vielen trauen sich nicht zu urgieren"
Wiesers Kollegen aus den Bezirksstellen untermauen die Probleme mit den Verfallsfristen anhand konkreter Fälle: "Wenn es Betrieben wirtschaftlich schlecht geht, dann trauen sich die Arbeitnehmer oft nicht, ihre Ansprüche geltend zu machen", erklärt etwa Peter Reiter von der AK-Bezirksstelle in Melk und nennt ein Beispiel.
Ein Dienstnehmer in gehobener Position kam gerade noch rechtzeitig zur AK, um ausständige Gehälter, Urlaubszuschüsse und Diäten einzufordern: "Der Mann hat lange überlegt und die Verfallsfrist gerade noch eingehalten. Die Nachzahlung hat in Summe rund 20.000 Euro ausgemacht", will Reiter die Arbeitnehmer ermutigen, die AK zu Rate zu ziehen, wenn sie etwa Zweifel an der Korrektheit ihrer Lohnabrechnung haben.
Mehr als 1.500 Beratungen
Die Bilanz 2014 der AK Melk fällt mit 1.530 persönlichen Beratungen in arbeitsrechtlichen Fragen durchaus beachtlich aus. Aus gerichtlichen und außergerichtlichen Interventionen sowie Insolvenzen erstritt die AK Melk in Summe 1.118.736 Euro für die betroffenen Arbeitnehmer.
Zur Sache
Laut AKNÖ-Arbeitsrechtsexperte Karl Heigel sind Verfallsbestimmungen derzeit ganz unterschiedlich geregelt. Entweder innerhalb der Berufsgruppe, durch Kollektivvertrag oder gar in Einzelverträgen. Teilweise, etwa im Transportwesen, verfallen Ansprüche von Arbeitnehmern schon nach drei Monaten, im Metallbereich erst nach einem halben Jahr.
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