Bildungskrise
Volle Klassen ohne Lehrer
300 Stellen als Lehrer könnte man in Niederösterreich auf der Stelle besetzten. Die Bildungsdirektion schlägt Alarm.
BEZIRK MISTELBACH. Während man vor 20 Jahren noch jedem von einem Lehramtsstudium abgeraten hat, fehlen heute die Lehrer in den Klassen. Besonders in den etwas entlegeneren Gegenden ist es schwer, passendes Personal zu finden.
Brigitte Ribisch, Leiterin der Bildungsregion 2 und damit zuständig für das Weinviertel, ist gerade intensiv mit den Planungen für das kommende Schuljahr beschäftigt. Sie bestätigt den Trend, dass es leichter ist Stellen im Wiener Speckgürtel oder entlang der Schnellbahnlinien zu besetzen. "Manche Lehrer wollen auch wegen des Parkpickerls in Wien jetzt lieber in Niederösterreich unterrichten", verrät Ribisch.
Fächerkombi
Während es früher viele Bewerber für offene Lehrerstellen gab und dann viele übrig blieben, können Lehrer heute wählerischer sein. In den Weinviertler Pflichtschulen sind vor allem die Fächer Deutsch und Englisch schwer zu besetzen. Auch Sonderschullehrer sind sehr gefragt.
Um den Lehrerbedarf abdecken zu können, werden auch oft Studierende in die Schulen geholt, die kurz vor dem Abschluss ihres Bachelors sind. "Das Feedback ist sehr gut, da die jungen Lehrer in den Schulen von einem Mentor begleitet werden und in gute Teams kommen", ist Ribisch erfreut und weiter, "wer sich das nicht zutraut, macht es eh nicht."
Anreize schaffen
Mittelfristig muss man sich aber überlegen, wie man den Lehrerberuf attraktiver gestaltet. Zum einen sollte man bei den Fächerkombinationen bedarfsorientiert wählen und zum anderen meint die Bildungsmanagerin, dass sicherlich auch die Entlohnung ein Anreiz sein kann.
"Wenn die Pandemie abklingt, kehrt hoffentlich Ruhe in die Schule ein und nicht eine Flut an Reformarbeiten, die neben dem Alltagsgeschäft zu bewältigen ist", hofft Brigitte Ribisch auf mehr Normalität im Bildungsbereich.
Ukrainische Schüler
Ein Thema stellen natürlich die gerade nach Österreich geflüchteten ukrainischen Schüler dar. "Jetzt ist es vorrangig, dass die Kinder und Jugendlichen einen Abschluss des Schuljahres nach den ukrainischen Bedingungen bekommen – hier endet das Schuljahr bereits im Mai", erklärt Ribisch. Ab September werden sie dann als außerordentliche Schüler geführt und Deutsch wird vorrangig unterrichtet.
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