Frauengewalt
Weihnachten frei von Angst
Gewalt gegen Frauen nahm im vergangenen Jahr oft mörderische Züge an. Doch es gibt Hilfe.
MISTELBACH. Erst letzte Woche wurde der Bezirk von einem weiteren Frauenmord erschüttert. Es war der 19 in diesem Jahr in Österreich. Um Frauen vor häuslicher Gewalt zu schützen, bieten Einrichtungen wie das Frauenhaus in Mistelbach Schutz. Wir haben mit Claudia Fath-Kuba, einer Mitarbeiterin des Frauenhauses, gesprochen.
BEZIRKSBLÄTTER: Ist es Zufall, dass sich Gewalt gegen Frauen derzeit häuft – vor allem in dieser fatalen Ausprägung – oder war es immer schon so, nur dass nun die Öffentlichkeit sensibilisierter ist?
FATH-KUBA: Die Gewalt wird nicht mehr, aber sichtbarer. Gewalt gegen Frauen ist kein Familiendrama und kein Beziehungsstreit – sie ist Mord, sie ist Totschlag. Im Jahr 2019 beklagen wir 19 Frauen, die von ihren Partnern oder Expartnern ermordet wurden.
Gerade das "Fest der Liebe" wird oftmals zum "Fest der Hiebe“. Habt ihr in der Weihnachtszeit mehr zu tun?
Derzeit ist unser Haus voll, also bereits vor dem Weihnachtsfest! Oft ist es aber so, dass von familiärer Gewalt betroffene Frauen versuchen, zu Weihnachten das Bild einer heilen Familie aufrechtzuerhalten. Weil sie sich schämen, dass sie dem von der Gesellschaft vorgegebenen Bild „Fest der Liebe“, nicht entsprechen können. Die Frauen versuchen, über die Feiertage durchzuhalten, es auszuhalten. Viele Frauen flüchten nach Weihnachten mit ihren Kindern ins Frauenhaus.
Das Frauenhaus hat ja nur beschränkte räumliche Kapazitäten. Was passiert, wenn eine Frau vor eurer Tür steht, die ihr nicht mehr aufnehmen könnt?
Eine Notaufnahme für eine Nacht ist immer möglich, dann versuchen wir, einen Platz in einem der anderen Frauenhäuser in Niederösterreich für die Frau und ihre Kinder zu finden.
Was können von Gewalt betroffene Frauen tun um Hilfe zu bekommen?
Wichtig ist, darüber zu sprechen. Das fällt den betroffenen Frauen oft sehr schwer, weil sie die Schuld bei sich suchen. Weil sie sich genieren, dass so mit ihnen umgegangen wird. Jede Frau hat ein Recht auf ein GEWALTFREIS LEBEN!
Die Mitarbeiterinnen der Frauenberatungsstelle und des Frauenhauses bieten Beratung, Schutz, Sicherheit und Unterstützung beim Weg in ein gewaltfreies Leben.
Was wünscht man sich im Frauenhaus zu Weihnachten?
Wir wünschen uns, dass die Frauen und Kinder, die jetzt im Haus sind, in diesem Jahr ein friedvolles Weihnachtsfest feiern können. Ein Fest ohne Schläge, Demütigungen, Beschimpfungen, Drohungen und Angst!
Danke für das Interview und mögen die Wünsche in Erfüllung gehen.
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