Wolfssichtung
Wolf in Altlichtenwarth gesichtet

Der gesichtete Wolf ist ein männliches Exemplar. | Foto: Symbolfoto: pixabay.com
  • Der gesichtete Wolf ist ein männliches Exemplar.
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ALTLICHTENWARTH. Er ist da: der Wolf. Zwischen Altlichtenwarth und Hausbrunn wurde ein Exemplar gesichtet. 
Jagdleiter Wilhelm Lehner traute seinen Augen nicht. Am Wochenende als er mit dem Auto zwischen Hausbrunn und Altlichtenwarth unterwegs war, sah er ein Tier über die Felder laufen, das er nicht gleich einordnen konnte. "Das ist kein Hund", dachte er, als das Tier stehenblieb und zu seinem Auto schaute. "Am Gehabe habe ich schließlich gesehen, dass es sich um einen Wolf handelte", sagt Lehner, der seit zehn Jahren Jagdleiter ist und noch nie zuvor einen Wolf in seinem Revier gesehen hat.
"Nach einem kurzen Moment, lief das Tier weiter, verfolgte einige Rehe", erzählt der Jagdleiter die kurze Begegnung. 

Lebensraum

Gänserndorfs Bezirksjägermeister Gerhard Breuer wurde bereits über den Vorfall informiert und kennt das Video. "Das ist die erste Wolfssichtung im östlichen Weinviertel und ich glaube nicht, dass die Population bei uns rasch wachsen wird" Denn der Bezirk bietet nicht den optimalen Lebensraum, vor allem nicht das Marchfeld. "Wo soll er sich hier verstecken, hinter einem Kirschbaum?", zeigt sich Breuer skeptisch.
Die Jägerschaft wird jedenfalls informiert, um verstärkt die Augen offen zu halten. Man müsse die Entwicklung mittelfristig beobachten. "Wichtig ist es, durch genetische Bestimmung herauszufinden, von wo der Wolf zu uns gekommen ist", sagt Breuer.

Interview

Die Bezirksblätter sprachen mit Thomas Weber, Jagd-Experte, Buchautor und Biorama-Herausgeber, der sich seit bald 10 Jahren mit dem Thema Rückkehr des Wolfs beschäftigt.

BEZIRKSBLÄTTER: Ist es üblich, dass ein Wolf alleine auf Wanderschaft geht? 
WEBER: Es ist absolut natürlich, dass Wölfe allein auf Wanderschaft gehen. Das machen die Jungtiere im Alter von eineinhalb, zwei Jahren wenn sie den Familienverband bzw. das elterliche Rudel verlassen. Aktuell suchen viele hundert junge Wölfe in ganz Europa nach einem Territorium und einem Artgenossen zur Gründung eines Rudels. Das sind die groß gewordenen Welpen aus den Jahrgängen 2016 und 2017. Deshalb ist es auch gar keine Überraschung, dass aus Deutschland aktuell fast jede Woche eine Meldung über einen im Straßenverkehr verletzten oder getöteten Wolf kommt. Viele Jungtiere verunglücken bzw. werden von anderen Rudeln getötet wenn sie in ein bereits besetztes Territorium geraten.

Könnte eine Gefährdung von Menschen vorliegen?
Der Wolf ist ein Wildtier – und selbst bei Nutztieren gibt es immer wieder Vorfälle. Aber es besteht keine Gefahr und keinesfalls Grund zur Panik. Ich wohne im Weinviertel und bin überzeugt, dass es auch in der Vergangenheit immer wieder einzelne Wölfe auf Durchzug gegeben hat. Bloß gab es früher weder Wildkameras, noch Handyvideos, noch DNA-Analysen. Vor Wildschweinen hingegen habe ich - z.B. beim Joggen im Wald – großen Respekt. Da hatte ich auch schon unliebsame Begegnungen, die zum Glück glimpflich ausgegangen sind.

Wie nahe kommt ein Wolf üblicherweise an bewohntes Gebiet heran?
In Berlin z.B. gibt es selbst in den Siedlungen um die Stadt in Brandenburg vereinzelt Sichtungen. Rund um Rom gab es immer Wölfe. Junge Wölfe sind neugierig, Wölfe generell sehr intelligent und lernen schnell. Gefahr besteht nur, dass sich die Tiere unerwünschtes Verhalten angewöhnen, weil wir als Menschen uns falsch verhalten. Das Wichtigste ist, die Tiere keinesfalls zu füttern – das würde Problemwölfe schaffen. Das heißt: weder füttern, noch Schlachtabfälle oder dergleichen liegen lassen. Auch gilt es, Haus- und Nutztiere richtig zu schützen. Ohne wirksamen Schutz werden Schäden (bei Schafhaltern) auch nicht kompensiert werden. Da hilft z.B. die European Wilderness Society.

Taucht dennoch ein "Problem-Wolf" auf, welche Schutzmaßnahmen können getroffen werden?
Sollte es einmal wirklich Probleme mit einzelnen Tieren mit unerwünschtem bzw. gefährdendem Verhalten geben, dann hat der Gesetzgeber alle Möglichkeiten geschaffen, solch ein Tier unkompliziert zu erlegen. Auch Vergrämungsmaßnahmen (etwa der Beschuss mit Gummigeschossen) sind rechtlich möglich.
Fakt bleibt: Der Wolf ist streng geschützt. Und er wird es auch bleiben, selbst im Falle eines gelockerten Schutzstatus. Da sollen sich manche keine falsche Hoffnungen machen.

Wie sieht die Situation international aus?
Wir müssen uns an die Präsenz des Wolfs gewöhnen und wieder mit ihm leben lernen. Im Ausland lacht man uns aus, wenn wir wegen einer Handvoll Wölfe in Panik verfallen während es – eben rund um Rom z.B. und nicht nur in menschenleeren Gegenden im Norden oder Osten Europas – immer Wölfe gab. Dort verschwinden auch keine Wanderer, dort werden Kinder auch nicht eingesperrt.
Ich verstehe alle Sorgen der Tierhalter, aber es ist unsere Pflicht, einen aufgeklärten Umgang zu finden. Wichtig wäre, Geld für Forschung zu haben. Wir wissen zu wenig über den Wolf. Als die moderne Wissenschaft begann war der Wolf in unseren Breiten ausgerottet.
Dass der Wolf nun zurückkommt ist ein großer Erfolg für den Artenschutz.

Sollte man einem Wolf begegnen, wie verhält man sich richtig?
Keinesfalls füttern, keinesfalls streicheln.

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