Fokus Familie
Diskussion: Wer wird uns im Alter pflegen?
Diskussion: Reichen die Angebote aus oder sollte man pflegende Angehörige finanziell absichern.
BEZIRK MISTELBACH. 5.233 über 80-Jährige leben derzeit im Bezirk Mistelbach. Bis 2035 werden es über 6.500 sein. Das heißt, dass die Gruppe der zu Pflegenden um ein Viertel ansteigen wird. Angesichts eines sich zunehmend verschärfenden Mangels an Pflegepersonal, wird wohl auch die Zahl der Angehörigen, die hier einspringen, steigen.
Nur lässt sich Pflege und ein Vollzeitjob schwer unter einen Hut bringen – von den psychischen Herausforderungen der Doppelbelastung erst gar nicht zu reden. „Das darf nicht darin münden, dass ganze Familie verarmen, nur weil ein älteres Familienmitglied daheim gepflegt wird“, sagt Bezirksvorsitzende Nationalratsabgeordnete Melanie Erasim. Die niederösterreichischen Sozialdemokraten sehen einen Lösungsansatz in einer Anstellung der Angehörigen.
800 zu Hause betreut
Im Bezirk Mistelbach beziehen 4.461 Personen Pflegegeld (Stand Dez. 2017). 491 davon befinden sich in stationärer Betreuung, 520 benötigen eine 24-Stunden-Pflege, 838 werden mobil zur Unterstützung von Angehörigen betreut. Beim Rest ist davon auszugehen, dass sie im Familienverband „informell“ betreut werden. „Das ist eine enorme Zahl an Menschen, die aufgrund der Pflege von Angehörigen nicht oder nur teilweise berufstätig sein können. Genau für diese Personengruppe bietet das nun vorgeschlagene Modell eine umfassende arbeits- und sozialrechtliche Absicherung“, unterstreicht der Volkshilfe-Bezirksvorsitzende Johann Keminger.
Daher hat die SPÖ-NÖ bei der Landesregierung einen Antrag zur Anstellung pflegender Angehöriger eingebracht. Damit können die Betroffenen abgesichert und auch das Personalproblem in der Pflege generell abgefedert werden, meinen Erasim und Keminger.
Konkret geht es um bis zu 500 pflegende Angehörige, die bei der NÖ Landesgesundheitsagentur ab Herbst angestellt werden sollen. Voraussetzung ist eine 150-Stunden-Grundausbildung (100 Stunden Theorie, 50 Stunden Praxis). Das Einkommen soll nach Betreuungsgrad gestaffelt werden und auch eine Unterstützung durch eine Diplomierte Gesundheits- und Pflegeperson (DGKP) erfolgen:
„Das ist ein fairer Vorschlag für alle, die sich um ihre Angehörigen kümmern und auch eine massive Entlastung des Pflegesektors insgesamt“, sind sich Melanie Erasim und Johann Keminger einig.
Bundeslösung
In der ÖVP will man auf das Pflegereformpaket auf Bundesebene warten. Bis dahin setzt man auf mobile Pflegedienste, auf das Angebot der Tages- und Kurzzeitpflege in NÖ Pflegeeinrichtungen, auf die Urlaubsaktion für Pflegende Angehörige sowie auf soziale Alltagsbegleiter, heißt es aus dem Büro der zuständigen Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister.
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