Grüner Aufschrei
Jungbunzlauer im Fadenkreuz
Niederösterreichs grüne Frontfrau nimmt sich den Wulzeshofener Konzern vor.
LAA. Weil ein Bio-Bauer Infos über die Wasserqualität der Thaya, aus der er das Wasser zur Beregnung seiner Felder entnimmt, haben wollte, löste er eine parlamentarische Anfrage der niederösterreichischen Grünen aus. Helga Krismer vermutet einen handfesten Umweltskandal. Um an die Messwerte zu kommen, berief sich der Landwirt auf das Umweltinformationsgesetz. Allerdings beinhaltet dieses auch einen Passus, der die Herausgabe der Daten verhindert, sollten dadurch Geschäfts- oder Betriebsgeheimnis des Unternehmens preisgegeben werden. In diesem Fall wäre eben die Firma Jungbunzlauer davon betroffen. Der Amtssachverständige des Landes bestätigte, dass dies der Fall wäre und daher eine Herausgabe nicht erfolgt. Nur, dass dieser Experte vormals bei Jungbunzlauer beschäftigt war. „Deshalb bringe ich eine Anfrage an den zuständigen Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf", erklärt Helga Krismer, die hier Befangenheit des Amtssachverständigen des Landes sieht.
Offenlegung
Jungbunzlauer bestätigt die eingeschränkte Herausgabe der Daten. Allerdings mit einem nachvollziehbaren Grund: "Dieser Bericht enthält sehr spezifische Daten, welche für fachkundige Personen Rückschlüsse auf die verwendete Technologie und den Produktionsprozess von Jungbunzlauer zulassen. Eine Veröffentlichung dieser Daten würde unseren Mitbewerbern auf der ganzen Welt ermöglichen, unser Know-how und unsere Technologie zu kopieren." Jener Teil des Berichtes, welcher keine spezifischen Daten enthält, wurde offengelegt. Das Beschäftigungsverhältnis des Sachverständigen liegt 32 Jahre zurück und deshalb versteht Jungbunzlauer-Sprecher Josef Gass die Aufregung nicht, ebenso wenig wie Bezirkshauptfrau Gerlinde Draxler.
Wasserqualität
Die Grünen stellen aber einen weiteren Verdacht in den Raum: 2018 sollen die erhöhten Chloridwerte in der Thaya auf die Zitronensäurefabrik zurückzuführen sein. Niedrige Wasserstände in diesem Jahr will Helga Krismer nur bedingt als Begründung durchgehen lassen. Sie vermutet, dass die Behörden die Grenzwerte für Jungbunzlauer 2016 einfach in die Höhe geschraubt hätten. "Es erfolgte die Begrenzung der maximal zulässigen Abwassermenge mit 40.000 m³/Tag und die Einführung von Grenzwerten für Chlorid und Sulfat. Mit gleichem Bescheid wurde die zulässige Emission mehrerer Abwasserparameter gegenüber der bestehenden Bewilligung reduziert, beispielsweise für organische Inhaltsstoffe, Stickstoff- und Phosphorverbindungen sowie Kupfer und Zink", erklärt Bezirkshauptfrau Draxler und verweist darauf, dass die Wasserqualität der Thaya nicht von ihren Behörden, sondern auch von tschechischer Seite geprüft werden.
"Gesetzlich zulässige Werte und Prüfberichte sind das eine, aber das andere ist die bestmögliche Erhaltung der Wasserqualität in der Thaya, die uns ein großes und ehrliches Anliegen ist", beteuert Josef Gass.
ZUR SACHE
Die Daten zur Immissionskonzentration in der Thaya sind für alle öffentlich in der WISA-Datenbank einsehbar unter der Webpage: https://wasser.umweltbundesamt.at/h2odb/
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