Lehre im Bezirk Mödling
"Die gläserne Decke existiert nicht"
BEZIRK MÖDLING. Vor 28 Jahren übernahm Erich Moser von seinen Eltern das Hotel Restaurant Höldrichsmühle und damit auch eine Tradition, die heute mehr denn je für ein Erfolgsmodell steht: Seit Generationen werden in der Höldrichsmühle Lehrlinge ausgebildet, aktuell sind es acht.
Schnell in Führungsposition
"Dabei setzen wir auf die Doppellehre zum Gastronomiefachmann bzw. -fachfrau. Diese dauert 4 Jahre, die jungen Menschen haben dann als Koch bzw. Kellner aber auch gleich zwei Berufe gelernt", erzählt Moser. Zudem unterstützt man die jungen Menschen, wenn diese neben der Lehre auch die Berufsreifeprüfung machen möchten. All dies macht sich auch gerade in Zeiten des vielbeklagten Fachkräftemangels bezahlt: "Wir haben den Großteil unserer Mitarbeiter, derzeit 34, selbst ausgebildet. Und gerade unsere Branche ist davon geprägt, dass gut angelernte Fachkräfte nicht nur gefragt sind, sondern auch schnell in Führungspositionen kommen", weist Moser das Vorurteil, dass Karriere nur mit schulischen bzw. akademischen Ausbildungen möglich wäre, deutlich zurück: "Die viel zitierte gläserne Decke existiert nicht. Gerade durch die praktische Ausbildung kommt man früher in die Verantwortung."
Video: Erich Moser zum Thema Lehre
Konzept ist wichtig
Die Höldrichsmühle arbeitet auch mit den Schulen der Umgebung gut zusammen und Moser besucht diese regelmäßig selbst, um das Lehrmodell vorzustellen. Mit Erfolg, wie Jacqueline Vasiloska, sie schließt ihre Lehre im Oktober ab, erzählt: "Herr Moser war bei uns in der Schule, daraufhin habe ich mich zur Lehre entschlossen." Alexander Genswein wiederum brach die HLA Baden ab und entschied sich daraufhin für eine Lehre. Für beide war die Entscheidung zur Berufsausbildung auch rückblickend richtig, was wohl auch am Umfeld liegt. "Eine gute Lehrausbildung kann nur funktionieren, wenn ein gutes Konzept und auch ausreichend gute Stammkräfte vorhanden sind. Lehrlinge brauchen konkrete Tätigkeitsfelder und dürfen nicht als Hilfskräfte missbraucht werden", betont Moser, dass "Schnellschüsse" weder für Unternehmen noch die Lehrlinge sinnvoll sind. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, ist die Lehre ein Erfolgsmodell, das auch dem Fachkräftemangel entgegenwirkt.
Durchlässigkeit erhöhen
Um die Attraktivität der Lehre noch weiter zu steigern, gilt es für Moser einerseits, für junge Menschen möglichst viele Möglichkeiten zu schaffen, auch ganz niederschwellig in verschiedene Lehrberufe hineinzuschnuppern, und andererseits die Durchlässigkeit zwischen Berufs- und Schulausbildung noch weiter zu erhöhen und dies auch deutlich zu kommunizieren. "Eine abgeschlossene Lehre schließt ja eine weitere schulische Ausbildung nicht aus", so Moser. Dies sei auch ein wichtiges Thema für Eltern in bildungsnahen Haushalten und somit auch speziell im Bezirk Mödling. "Die Lehre ist aber keine Einbahnstraße, sondern der Beginn eines Erfolgswegs."
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