"Zweite Chance" für Dinge des Alltags:
Teilen statt Wegwerfen
BEZIRK MÖDLING. Heute schon an morgen denken, Ressourcen weise nutzen und auf andere schauen. Auch im Bezirk Mödling setzt sich der Trend zur Nachhaltigkeit fort.
Flohmarkt im Vorgarten
Am Beispiel Einzelner können wir sehen, wie einfache Ideen eine positive Veränderung bringen. Wenn Frau Traude ihren weißen Korbsessel vors Haus stellt, dann weiß man „Jetzt ist wieder Sommer“, denn die Maria Enzersdorferin teilt, was in ihrem Garten wächst. Biegen sich die Äste voll mit Kirschen, Äpfeln, Birnen oder Zwetschken, heißt es Pflücken für die ehemalige Schneiderin und ihre Tochter Petra. Dann können die gefüllten Körbchen gerne gegen eine kleine Spende ersteigert werden. Eine Gartenführung zeigt, wo Essbares noch wächst, blühen jetzt schon prächtige Duftrosen, bunte Strohblumen und Kräuter. „Wollens a bisserl an Rhabarber mitnehmen?“, fragt sie uns, doch wir lehnen dankend ab. Nur zu gut ist uns das säuerliche Kompott aus Kinderzeiten in Erinnerung. „Wir warten auf die Kirschen!“, lachen wir und stöbern währenddessen in dicken Büchern, die zur Überbrückung auf dem Sessel in der Einfahrt stehen. „Manchmal wird der Vorgarten zum Flohmarkt“, sagt die Traude. „Man muss nicht alles aufheben und vielleicht kann es ein anderer noch brauchen.“ Und weil es in ihrer großen Familie viele Sachen gibt, sieht man beim Vorbeifahren hin und wieder ein paar Kleider im Wind flattern.
Die Welt am Gartenzaun
Mit offenen Augen stoßen wir auf die Initiative von Sandra Obermair aus Brunn am Gebirge, denn an ihrem Gartenzaun hängt die ganze Welt. Die Journalistin mit einem Faibel für gute Fachzeitschriften, schenkt diese auf frische Art weiter. „Zeitungen bilden einen wichtigen Gegensatz zu meinem Online-Beruf und sie haben eine zweite Chance verdient“, meint die gebürtige Salzburgerin. Begonnen hat alles mit dem Austausch von Illustrierten unter Freundinnen. Inspiriert durch die offenen Bücherschränke, bastelte ihr Mann später aus Blumenkästen das jetzige Regal. Die Aktion fand Anklang und animierte bald auch einige Nachbarn, ihre Zeitungen dazu zu stecken. So bietet der Magazin-Ständer stets vielfältige Themen für Jedermann. Dabei ist der überzeugten Veganerin besonders die Nachhaltigkeit wichtig, denn so kommen auf jeden gefällten Baum und sein Papier nicht nur einer sondern mehrere Leser. Sie ist überzeugt: „ Wir leben in einer Zeitenwende, in der Mitdenken genauso wichtig ist, wie das Bewusstsein, dass nicht jeder nur für sich alleine lebt.“ Ein netter Nebeneffekt kommt noch hinzu: Gerne bleibt man stehen, plaudert ein wenig und lernt die Menschen im Ort besser kennen.
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