Kein Ende in Sicht?

Wie Mödlinger dem Corona-Blues trotzen

BEZIRK MÖDLING. Einen Teig muss man gehen lassen, damit man ein gutes Ergebnis erzielt. Aber wie ist das bei uns? Ist die Pandemie eine Rechtfertigung sich zu vernachlässigen und was macht es mit einem, wenn man die Zügel auf längere Zeit locker lässt? Wir suchen Weisheit im Bezirk und treffen auf interessante Gesprächspartner. 


Gehen statt sich gehen lassen

Mit Peter aus Maria Enzersdorf kann man Hügel bezwingen. Seine Devise lautet: „Gehen statt sich Gehen lassen.“ Fast täglich startet der 83-jährige bergauf und nimmt uns frühmorgens mit auf den Husarentempel. Mödling liegt noch im Nebel als er uns von seinen Wanderreisen in der Türkei erzählt. „Gehen erspart den Arzt“ behauptet er und hätte er nicht weißes Haar, könnte man glauben ein junger Mann schwärmt von seinen Abenteuern. Anders bei Frau D. aus Maria Enzersdorf. Sie hat während Corona Ehemann und Mutter verloren und es fällt ihr zugegeben schwer sich zu motivieren. Trotzdem meistert sie tapfer jeden Tag und findet Freude daran, sich um ihren Sohn zu kümmern und mit Hündin Emily Gassi zu gehen. Als sich der süße Jack-Russel Terrier an unsere Beine schmiegt, verstehen wir warum man sagt: "Tiere retten Leben!“

An sich arbeiten


Helmut findet einen Durchhänger in Ordnung, so lange es nicht zur Gewohnheit wird. Der Mödlinger ist seit 19 Jahren in der gehobenen Schönheitspflege tätig. Bei einem Spaziergang zur Ruine Mödling meint er: „Schau, wir freuen uns im Frühling an der blühenden Natur, warum sollen wir Menschen uns nicht auch von unserer besten Seite zeigen? Selbst im Home-Office muss die Jogging-Hose nicht alltäglich werden und Duschen, Haare waschen und sich ein wenig Herrichten sollten Routine bleiben. Er sieht „Schönheit“ als Überlebenstrieb, die, um den Partner zu imponieren, nicht nur in der Tierwelt Vorteile bei Paarung und Fortpflanzung bringt. „Ab 30 ist nichts mehr selbstverständlich, man muss an sich arbeiten. Dabei soll man der Schönheit nicht verkrampft nachlaufen, aber das Maß erreichen mit dem man zufrieden ist.“ Zufriedenheit verbindet er mit guten sozialen Beziehungen und der Liebe zum Leben und Beruf. Aufrichtig bleiben und sich mal trauen „Nein“ zu sagen in einer Zeit wo nicht mehr alles so wichtig ist. „Und, tut es nicht mal gut auch ein „Wow“ vom Partner zu hören?“ stellt er in den Raum, als wir uns dabei ertappen die Hautbeschaffenheit unseres Gesichtes zu prüfen. 
Als dann die Sonnenstrahlen durch die Bäume fallen, erkennen wir dass Menschen unterschiedlich auf schwierige Umstände reagieren. Jeder meistert sie auf seine Art und in seinem eigenen Tempo. Von jedem können wir etwas lernen. Vor allem, wie das Leben trotzdem gelingt und wo der Lichtschalter ist, um die Zuversicht wieder anzuknipsen.