Kulturstrategie 2030
Die hohe Kunst des Kulturmachens
Im Veranstaltungszentrum Krieglach fand gestern die fünfte von insgesamt acht Regionalkonferenzen im Rahmen der Kulturstrategie 2030, die nun schon seit einigen Wochen in der Steiermark über die Bühne gehen, statt.
BRUCK-MÜRZZUSCHLAG. LEOBEN. Mit den Regionalkonferenzen zur Kulturstrategie 2030 wurde von Kulturlandesrat Christopher Drexler (ÖVP) ein großer öffentlicher Beteiligungsprozess gestartet, mit dem Ziel, die Kultur in der Steiermark neu auszurichten. Am Ende soll ein Leitfaden für das Land übrig bleiben, der sich über alle Sparten der Kultur – von der freien Szene über die Hochkultur bis zur Volkskultur spannt. Eingeladen dazu waren Kulturschaffende, Vereinsobleute, Museumsleiter und Gemeindevertreter aus der östlichen Obersteiermark.
Vom Kulturbüro bis zur Musikschule
Die Ideen und Inputs der fünf Thementische, die im Rahmen der Diskussionsveranstaltung präsentiert wurden, waren überaus vielfältig und reichten von einer pointierten Analyse dessen, was die Region ausmacht, wo ihre Stärken und Schwächen liegen, bis hin zu der Frage, wie ein vernetztes, wechselseitig unterstützendes, gemeinsames Kulturschaffen in der Region gelingt.
Gleich von mehreren Teams wurde die Idee eines Kulturbüros eingebracht, ein Art der "Kümmerei", die alle Belange von Kunst und Kultur abwickelt. Thematisiert wurde auch die fehlende Vernetzung innerhalb der Region. Ein gemeinsamer Veranstaltungskalender wurde wiederholt ins Spiel gebracht. So ein Vernetzungstreffen, wie bei dieser Regionalkonferenz, könnte jährlich stattfinden.
"Ich fordere ab sofort ein Pilotprojekt für die tägliche Kultureinheit."
Kulturlandesrat Christopher Drexler
In mehreren Gruppen war auch die Rolle der Musikschulen ein gewichtiges Thema. "Das nehme ich aus Krieglach mit: Kultur hat sehr viel mit Bildungseinrichtungen zu tun. Es geht darum, bereits bei Kindern die Neugier für Kunst und Kultur zu wecken. Deshalb fordere ich ab sofort ein Pilotprojekt für die tägliche Kultureinheit", sagte Christopher Drexler. Solche eine tägliche Kunststunde, vergleichbar mit der Forderung nach der täglichen Turnstunde, war ebenso bei den Thementischen im Gespräch.
""Kultur spielt sich in Österreich nämlich nicht nur zwischen Wien und Grafenegg ab."
Christopher Drexler
Auch die Wahrnehmbarkeit des steirischen Kulturschaffens will Drexler national und international erhöhen. "Kultur spielt sich in Österreich nämlich nicht nur zwischen Wien und Grafenegg ab."
Sorge um die Nachhaltigkeit
Bei der anschließenden Diskussionsrunde bei Brot und Wein wurde auch über die Nachhaltigkeit dieser Kulturstrategie gesprochen: Was, wenn es in der nächsten Legislaturperiode wieder einen neuen Kulturlandesrat gibt, der eine andere Strategie verfolgt?
Christopher Drexler hat dieser Frage aber schon zuvor entgegengewirkt: "Nach 25 Jahren gibt es jetzt wieder ein gemeinsames Kulturressort und das wird auch so bleiben."
Die Nachhaltigkeit des Strategieprozesses gewährt zudem Umweltlandesrätin Ursula Lackner (SPÖ), die auch eingebunden ist und in Krieglach vertreten war. Die Regionalentwicklung fällt in ihren Zuständigkeitsbereich: "Die Transformation von einer reinen Industrieregion zur High-Tech-Region wurde bravourös gemeistert, dabei hat man eine hohe Kultur-Kompetenz entwickelt. Mammutaufgabe wird es sein, diese Kompetenz auch sichtbar zu machen."
Vom Wohnlabor zur Volkskultur
Eingeleitet wurde der Abend durch einen Input der jungen Architektinnen Julia Fröhlich und Rebekka Hirschberg, die Teil des Kollektivs "Wohnlabor" sind. Besonders für diese Industrieregion stellt die Baukultur einen wesentlichen Teil der Kultur dar, und so regten sie den Diskurs über Wohnen und damit verbundene Auswirkungen auf unser Leben an: Wie beeinflusst gebauter Raum unser Leben? Gleichzeitig reflektierten sie über ihre Arbeitsweise als international agierendes Kollektiv, die sie als Stärke, wechselseitige Bereicherung aber auch als oftmalige Herausforderung charakterisierten.
Das künstlerische Porträt der Region wurde von Volkskulturpreisträger Georg Schütky und Schriftstellerin Angelika Reitzer gestaltet: Sie präsentierten unter dem Titel „Die Immortale- Konferenz zu Unsterblichkeitsfragen“ einen beeindruckenden Filmbeitrag in Kooperation mit Jugendlichen aus der Region und der Lebenshilfe Kindberg.
Rege Beteiligung
Bei der Regionalkonferenz wurden unter anderen gesichtet: LAbg. Cornelia Izzo, Bürgermeisterin Regina Schrittwieser sowie die Bürgermeister Rudolf Hofbauer (Langenwang) und Walter Schweighofer (Mariazell). Weiters Bezirkshauptmann Bernhard Preiner und der Kapfenberger Stadtrat Matthäus Bachernegg. In den Thementischen vertreten waren u.a. der Soziologe Rainer Rosseger und Architekt Werner Nussmüller, Bibliothek-der-Sinne-Erfinder Helmut Schlatzer und die Kunsthistorikerin Karin Hojak-Talaber, Christian Hartl vom steirischen Volksliedwerk und Bianca Russ Panhofer als Kuratorin der Rosegger-Museen, Leadermanagerin Maria Hell und Theaterregisseur Georg Schütky. Auch dabei: Gunda Fahrnberger von den Neuberger Kulturtagen, Gerhild Illmaier von eisenerz*art sowie die Museumsleiter Kerstin Ogris (Südbahnmuseum), Hannes Nothnagl (Wintersportmuseum) und Susanne Leitner-Böchzelt (Museumscenter Leoben).
Die Regionalkonferenz zum Nachschauen
So gehts weiter
Nach Abschluss der Regionalkonferenzen werden die gesammelten Ergebnisse durch die Kulturabteilung des Landes Steiermark für die kulturpolitischen Leitlinien der kommenden Jahre aufbereitet. Die Kulturstrategie 2030 wird anschließend in die steirische Landesregierung und den Landtag Steiermark zur Debatte und Beschlussfassung eingebracht.
Noch ist der Beteiligungsprozess nicht abgeschlossen. Interessierte können sich beim Postfach kulturstrategie2030@stmk.gv.at jederzeit in den Diskussionsprozess einbringen.
Alle Infos zur Kulturstrategie 2030 gibt es auf kultur.steiermark.at
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