Das sagen die Lehrer
Es gibt keine Generation Corona

Wir haben uns bei Lehrkräften aus dem Mürztal und darüber hinaus umgehört und um ihre Lockdown-Erfahrungen gebeten. | Foto: Hofbauer
  • Wir haben uns bei Lehrkräften aus dem Mürztal und darüber hinaus umgehört und um ihre Lockdown-Erfahrungen gebeten.
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Viel wird über das Bildungssystem, die Corona-Maßnahmen und deren Auswirkungen diskutiert. Mit den Menschen aus der Praxis wird allerdings nur wenig geredet. Wir haben uns bei einigen Lehrkräften im Mürztal und darüber hinaus umgehört und um ihre Lockdown-Erfahrungen gebeten.

Verschiedene Wahrnehmung

"Eine differenzierte Bestandsaufnahme ist äußerst schwierig, da die Wahrnehmung von Schwierigkeiten, Problemen und Chancen durch das Distance Learning von verschiedenen Faktoren abhängig ist. Eltern, Kinder, Jugendliche und Lehrkräfte erleben zwar dieselbe globale Krise, sind aber oft auf unterschiedliche Art und Intensität betroffen", meint Roman W., Klassenvorstand einer 4. Gymnasiumsklasse. Dies trifft die Sache recht gut, denn während manche der befragten Lehrkräfte kaum Probleme mit dem Unterricht und dem Arbeitspensum haben, so kommen andere wiederum deutlich an ihre Belastungsgrenze.

Einblick in den Alltag

"Am Wochenende erstelle ich Arbeitsaufträge für die kommende Woche. In der ersten Wochenhälfte wird korrigiert und Feedback gegeben. Dazwischen finden täglich einige Online-Stunden statt. Nebenbei beantworte ich laufend Fragen von SchülerInnen. Damit eine gewisse Methodenvielfalt auch im Distance Learning sichergestellt ist, bilde ich mich abends fort. Als Klassenvorstand sind freilich auch viele Elterngespräche zu führen und ich kümmere mich um die ganze Bürokratie. Insgesamt ist der Arbeitsaufwand also wohl ein wenig gestiegen", schildert Florian K., Klassenvorstand einer achten BRG-Klasse", seinen Arbeitsalltag.
"Ich komme mittlerweile an meine Grenzen. Obwohl ich mit Leib und Seele Lehrerin bin und meinen Beruf mit allen Facetten liebe, kommt es mir vor, als ob ich nur noch arbeite", gibt Mittelschullehrerin Tatjana H. einen Einblick.

Bessere Kommunikation

Abgesehen von einer besseren Kommunikation, gibt es seitens der Lehrerschaft kaum Kritik am Bildungsministerium bzw. an den gesetzten Maßnahmen. "Ich bin mir sicher, dass alle Entscheidungen im Sinne der Kinder getroffen wurden", meint der Mittelschullehrer Erwin H. "Im Nachhinein ist es natürlich leicht zu sagen, was man anders hätte machen können, aber für die Zukunft würde ich es mir wünschen, wenn wir Lehrer und Lehrerinnen eventuell die neuesten Informationen nicht aus dem Fernsehen erfahren würden und vielleicht nicht immer am Wochenende, weil es dann wirklich meist knapp wird, gewisse Vorbereitungen zu treffen", so die Volksschullehrerin Manuela H. Verbesserungspotenzial wird allerdings in der Ausstattung gesehen. "Ich würde mir hier eine einheitliche Linie bei der Ausstattung in allen Schulen in ganz Österreich wünschen. Gleiche Geräte, gleiche Programme und somit gleiche Möglichkeiten für alle Schüler und Schülerinnen an allen Standorten", fordert Erwin H.

Keine Corona-Generation

Eine "verlorene" Generation Corona sieht keiner der Befragten. "Das Erlebnis der Pandemie wird alle jungen Menschen auf die eine oder andere Weise prägen. Es gibt sicherlich SchülerInnen, die einiges aufholen müssen, aber die allermeisten Kinder und Jugendlichen leisten, so zumindest die Erfahrung, Großartiges", plädiert Florian K. dafür, nicht negativ von einer Corona-Generation zu sprechen. "Eine Schülerin hat zu mir gesagt, dass die Situation zwar schwer ist, aber Corona hat sie Zusammenhalt gelehrt und wie wichtig es ist, dass wir alle gesund bleiben. Wenn ein Kind diese Erkenntnis aus dieser Situation zieht, dann können sich viele von uns davon noch einiges abschauen", erzählt Erwin H. Und wie funktioniert eigentlich der Umgang mit den Eltern? "Viele zeigen sich sehr dankbar und verständnisvoll, andere glauben, ich würde eh nur faul herumliegen. Eigentlich hat sich diesbezüglich also nichts geändert", so Florian K.

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