Neues Landespflegeheim beim LKH Mürzzuschlag ohne Verkehrskonzept

Als gestern eine Tageszeitung berichtete, die Bevölkerung könne sich noch einen Tag lang im Mürzer Stadtsaal ein Bild vom künftigen Heim machen, nutzte ich wie viele andere Neugierige diese Informationsmöglichkeit. Und ich vertiefte mich beim Siegerprojekt des Architektenwettbewerbs auch in das Kleingedruckte:

Da konnte man im Projektentwurf unter anderem lesen:

„25 Erschließung / Zugänglichkeit
25.1 Verkehrserschließung
Durch die unmittelbare Nähe zum LKH ist das Pflegeheim gut an den ÖPNV angebunden.

25.2 Fuß- und Radwegebeziehungen
Entlang der Rosegger Gasse wird ein eigener Zugang für Radfahrer und Fußgänger auf kurzem Weg zu Fahrrad-Abstellplätzen angelegt.

25.3 PKW-Stellplätze
Es wurde eine zweihüftige Parkplatzanordnung gewählt um die benötigte Fläche so klein als möglich zu halten.“

Bei Punkt 1 dachte ich mir, das kann nur jemand formulieren, der zwar eine Bushaltestelle vor dem LKH gesehen, aber noch nie den Versuch unternommen hat, aus der Landeshauptstadt kommend mittels „Öffentlichen Personennahverkehr“ ins Mürzer LKH zu gelangen. Besagte Haltestelle wird zwar in beiden Richtungen 17 mal an schulfreien Werktagen und 4 mal an Sonn- und Feiertagen angefahren, aber der Postbus startet in den meisten Fällen in der Nachbargemeinde Langenwang beziehungsweise am Busbahnhof Mürzzuschlag.

Öffi-Reisenden aus anderen Teilen der Steiermark kann es passieren, dass sie am Bahnhof Mürzzuschlag aus dem Zug steigen, sich zum 5 Gehminuten entfernten Busbahnhof begeben und dort eine dreiviertel Stunde auf den nächsten Bus zum LKH Mürzzuschlag warten. An Sonn- und Feiertagen können es auch drei bis vier Stunden sein. Zum Vergleich: Vom Bahnhof Bruck zum LKH Bruck gibt an Sonn- und Feiertagen 40 Busverbindungen, an schulfreien Werktagen sind es sogar 77 Verbindungen (58 Stadtbusse und 19 Regionalbusse).

So viel zur Verkehrserschließung. Die „zweihüftige“ Parkplatzanordnung finde ich OK, und die im Plan ausgewiesenen 60 Stellplätze müssten für Besucher genügen, so ferne sie nicht zur Gänze vom Personal beansprucht werden, das wegen der desolaten Öffi-Anbindung auf den eigenen PKW angewiesen ist. Das Problem ist jedoch: Auf dem Areal des künftigen Pflegeheim-Parkplatzes und sogar Teilen des Pflegeheimes waren bisher schon Parkplätze für das LKH. Spitalsbesucher und auch Ambulanz-Patienten fanden sie meist voll, und mussten auf die Parkplätze beim Sportzentrum VIVAX ausweichen, einen halben Kilometer entfernt, auf einer Anhöhe gelegen.

Wie wird sich das künftig ausgehen? Ich fürchte, das Land als Betreiber des LKH und des Pflegeheimes wird sich baldigst eine Verkehrslösung einfallen lassen müssen. Auf eine Initiative der Mürzer Stadtväter und Stadtmütter zu hoffen, wäre illusorisch. Deren verkehrspolitischer Horizont reicht nur bis zu den Gratisparkplätzen vor jeder Innenstadtgeschäftstür.