Kunst als politisches Statement
Leistung ohne Arbeit – eine Utopie?

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"Wer den freien Menschen als Ideal einer aufgeklärten, demokratischen Gesellschaft sieht, muss sich die Frage stellen: wie kann die Gesellschaft, wie kann ein Staat dieses Ideal der Freiheit gewährleisten? Das bedingungslose Grundeinkommen bietet darauf eine Antwort", meint der Kurator der Ausstellung "Arbeit und Leistung", Hubert Thurnhofer, der 20 KünstlerInnen zu einem Statement in Wort und Bild eingeladen hat; unter ihnen ANAIS, CAVIART und Nataliya Elmer.

Anna Athitaki (ANAIS ANAIS): Ypatia (Hypatia von Alexandria), die Tochter des Astronomen und Mathematikers Theon von Alexandria, erhielt von ihrem Vater eine fundierte Ausbildung und trat danach selbst als Lehrerin der Mathematik und Philosophie auf. Als Vertreterin der nichtchristlichen Traditionen hat sie sich nicht bei allen beliebt gemacht. Im März 415, im Alter von etwa 60 Jahren, wurde sie von christlichen Mönchen ermordet. Von Hypatia sind keine Schriften überliefert, doch ihr Wirken blieb den Geschichtsschreibern ihrer Zeit nicht verborgen. So berichtet ihr Zeitgenosse Sokrates Scholastikos (380-439) über ihre Ermordung, die er ausdrücklich als unchristliche Tat verurteilte. Ob diese – nach heutigen Begriffen – emanzipierte Frau ihr Wirken als „Arbeit“ begriffen hat, darf bezweifelt werden. Doch kein Zweifel besteht an ihren Leistungen!
Skulptur zur Ausstellung: Ypatia, the great Scientist and Author, Draht, Zement, Holz, H 109 B 29 T 21 cm

Stella Chaviaropoulou CAVIART:
Die „Werktätigen“ waren die Helden der Sowjetära. Arbeiter, Bauern, Soldaten wurden entsprechend in der Kunst verherrlicht und verewigt. Dichter, Wissenschafter und Politiker waren in dieser Tradition die Kopfarbeiter. Caviart erinnert mit ihrem Bild an diese Zeit. Die dialektische Trennung dieser Gesellschaftsgruppen, die letztlich zu einer neuen Klassengesellschaft geführt hat, will Caviart aber überwinden. Handarbeit impliziert Kopfarbeit – das Eine lässt sich vom Anderen nicht trennen. Diese Idee ist alt, im Jahrhundert der Spezialisten aber schon wieder utopisch.
Bild zur Ausstellung: Caviart - Work with our Hands and Minds, Öl a.L, 100 x 50 cm

Elmer Nataliya: Sind das nur Vorstellungen, nur Fantasien oder ist dieses Szenarium möglich: Unsere Nachkommen erweitern unsere Grenzen und die menschliche Zivilisation geht den nächsten Schritt weiter. Weiter in die Tiefe des Universums, in die weite Galaxie, auf andere Planeten.
Wird das möglich sein? Schaffen wir es, dass die künstliche Intelligenz und die Roboter die Routinearbeit in dem Ausmaß übernehmen könnten, dass die Menschen viel mehr Zeit und viel mehr Möglichkeiten haben, kreativ zu sein und das zu tun, was sie gerne tun? Ist es möglich, das System so zu gestalten, dass die Menschen nicht hauptsächlich um ihre Existenz kämpfen, sondern sich frei entfalten können und dabei den gewünschten hohen Lebensstandard aufrechterhalten?
Wenn die künstliche Intelligenz die ganze Schwer- und Routinearbeit übernimmt, wenn wir mehr Zeit und Ressourcen zur Verfügung haben, um unsere Talente weiterentwickeln zu können, gelingt es uns dann das richtige Maß zu finden und nicht zu übertreiben, nicht träge zu werden und die Kontrolle über unseres Leben den Computern nicht komplett zu überlassen? Gelingt es uns eine goldene Mitte zu finden, die optimale Symbiose zu entwickeln, das System so aufzubauen, dass wir uns von einem plötzlichen „Black Out“ nicht um Jahrzehnte zurückwerfen lassen, falls es passiert? Können wir dann eine neue Wirtschaftskrise, die durch den Stromausfall verursacht werden könnte, verhindern? Der Mensch ist eine sehr intelligente Spezies und es liegt in unsere Hand wie es weiter geht. Wir haben uns unsere Pflichten selbst vorgeschrieben und Rechte gegeben, werden wir uns diese Rechte weiter gewähren: Recht auf Arbeit, Recht auf Einkommen, Recht auf ein gutes Leben?
Bild zur Ausstellung: Kolonie, Acryl auf Leinwand, 70 x 160 cm

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