50plus und auf Arbeitsuche
Stigmatisierung-Diskriminierung-Stereotypen

Plötzlich aus dem beruflichen Kontext gerissen

zu werden, ohne Perspektive und mit 50plus sich auf Arbeitsuche zu begeben, ist durchaus ein schwieriges und komplexes Unterfangen. Die letzte Bewerbung liegt bei den meisten Ü50 schon einige Jahre zurück. Der Lebenslauf scheint kein Ende nehmen zu wollen, sofern alle beruflichen Stationen untergebracht werden sollen.

Als „best ager“ verfügt man über jede Menge an

Qualifikationen, Kursen, Aus- und Weiterbildungen. All das möchte man zukünftigen Dienstgebern voller Stolz präsentieren. Die Frage keimt auf, ob ein Curriculum Vitae auch gelesen wird, wenn sich das Berufsleben nicht auf einer DIN A4 Seite darstellen lässt. Dann stellt sich auch noch die Frage nach einem professionellen Bewerberfoto. Termin beim Friseur und Fotografen muss vereinbart werden. Neuerdings aber auch vorher zwingend ein Termin bei einer Covid-19 Teststraße. Mit dem negativen Testergebnis in der Tasche geht’s dann los.

Wie war das noch mit den Bewerbungsunterlagen?

Hat man die Herausforderung Lebenslauf gemeistert, dann muss ein Bewerbungsschreiben erstellt werden. Diese Aufgabe ist gar nicht so einfach zu bewältigen. Manchmal bedarf es intensiver Recherchen, wie denn nun die personalverantwortliche Kontaktperson heißt und welche Informationen über das jeweilige Unternehmen in Erfahrung zu bringen sind. Verfasse ich ein klassisches Anschreiben oder soll das Schreiben kreativer gestaltet werden? Habe ich ausreichend Bezug auf das Stelleninserat genommen oder handelt es sich gar um eine Initiativbewerbung? Welche zusätzlichen Unterlagen werden gefordert? Zertifikate und Zeugnisse müssen kopiert und eingescannt werden und dann ist noch die Frage nach der sogenannten dritten Seite.

Ein Motivationsschreiben wird vielfach gefordert.

Offen bleibt nur, mit welchem Inhalt dieses Schreiben befüllt werden soll. Aber auch dazu wird man im World Wide Web fündig. Nun kann die selbstverständlich individuelle Bewerbungsmappe endlich fertiggestellt werden und ist zum Versand bereit. Die Unterlagen werden praktischerweise per E-Mail gesendet und dann heißt es warten.

Na ja, nicht ganz.

In hoffnungsvoller Voraussicht auf ein nahendes Vorstellungsgespräch bereitet man sich gewissenhaft darauf vor. Was sind denn nun eigentlich meine Stärken und meine Schwächen? Wie siehts mit meiner Marke aus? Was ist mein Alleinstellungsmerkmal? Fragen über Fragen säumen den Bewerbungsprozess und täglich wird erwartungsvoll das Postfach auf eingehende Mails überprüft.

Nebenbei sucht man wieder und wieder

in einschlägigen Onlineportalen nach entsprechenden Jobangeboten und startet weitere Bewerbungsoffensiven. Wenn man Glück hat, bekommt man eine Antwort auf die Bewerbung und wenn man sehr viel Glück hat, erhält man sogar eine Einladung zu einem persönlichen Gespräch. Das Ende ist leider häufig eine Absage oder die Unterlagen werden in Evidenz gehalten und man hört nie mehr wieder etwas.

Vielleicht passen die beruflichen Kompetenzen

nicht und man ist überqualifiziert? Oder ist man für die Stelle etwa zu alt, mit 50plus kaum vorstellbar. Am Wohnort, dem wunderschönen Mürztal und der Entfernung zu manchen Städten, kanns ja wirklich nicht liegen, oder vielleicht doch? Ein Grund könnte aber auch sein, dass man nicht das gesuchte Geschlecht besitzt. Diese Fragen bleiben für Bewerber*innen, dank der Antidiskriminierungsbewegung, meist unbeantwortet und das Mysterium Jobsuche weitestgehend ungelöst.

Und als Draufgabe

kann man dann in diversen Printmedien lesen, dass das Arbeitslosengeld speziell für Langzeitarbeitslose reduziert werden soll, damit bei den Betroffenen ein Anreiz, sich endlich einen Job zu suchen, gesteigert wird. Wie bitte? Wir brauchen Hilfe und Unterstützung und vor allem einen JOB, von dem man leben kann. So schnell wird man mit 50plus zum Menschen zweiter Klasse degradiert, obwohl man jahrelang ehrliche und solide Arbeitsleistungen abgeliefert hat. Solche Aussagen sind für Arbeitsuchende, die sich tagtäglich um einen Arbeitsplatz bemühen, ein Schlag ins Gesicht und ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft und einfach nur beschämend. So bitte nicht!

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