Das Kindberger Rohrwerk baut 125 Mitarbeiter ab – Stiftungsmodelle sollen helfen

Die Nachfrage nach Nahtlosrohren aus dem Kindberger Rohrwerk ist kurzzeitig eingebrochen. | Foto: voestalpine AG
  • Die Nachfrage nach Nahtlosrohren aus dem Kindberger Rohrwerk ist kurzzeitig eingebrochen.
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Die Voestalpine Tubulars in Kindberg fährt nach dem Betriebsurlaub die Produktion zurück und hat 125 Mitarbeiter beim Frühwarnsystem des AMS vorgemerkt. Derzeit sind 1.300 Mitarbeiter im Kindberger Stahlwerk beschäftigt. Die Produktion wird vom Vierschichtbetrieb auf einen Dreischichtbetrieb umgestellt. Laut Führungsetage der Voestalpine ist der Dreischichtbetrieb generell auch der Normalbetrieb.

Schuld an dieser vermindertenn Auslastung haben einerseits die US-Strafzölle auf europäische Stahlprodukte und andererseits der Verfall des Ölpreises, somit wird weniger Erdöl und Erdgas gefördert – schließlich sind Ölfeldrohre für die Förderung von Öl und Gas der Produktionsschwerpunkt im Kindberger Rohrwerk.

Die Voestalpine arbeitet intensiv daran, diesen Mitarbeitern alternative Beschäftigungsmöglichkeiten innerhalb des Konzerns sowie sozial verträgliche Übergangslösungen anbieten zu können. Für weitere rund 50 betroffene Personen wurden bereits anderweitige Optionen gefunden – darunter Arbeitsplätze an anderen steirischen Voestalpine-Standorten, Übernahmen in die konzernale Arbeitsstiftung „Stahlstiftung“ sowie Bildungskarenzen. Zusätzlich steht Voestalpine Tubulars auch mit externen Unternehmen zu Jobbedarfen in der Region in engem Kontakt.

Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Schickhofer und Soziallandesrätin Doris Kampus geben den betroffenen 125 Beschäftigten, die ihre Arbeitsplätze zu verlieren drohen, Hoffnung. Sie kündigen bei Bedarf die Ausweitung einer bestehenden Stiftung an. „Gemeinsam mit dem Arbeitsmarktservice werden wir alles Menschenmögliche unternehmen. Wir lassen niemanden im Stich“, betonen Schickhofer und Kampus in einer ersten Stellungnahme.

NAbg. Hannes Amesbauer (FPÖ): „Es gilt nun alle Kräfte zusammenzuziehen, um den 125 betroffenen Mitarbeitern schnellstmöglich eine neue berufliche Perspektive zu bieten. Das AMS sollte in diesem Fall auch aktiv vom Sozialressort des Landes sowie dem Sozialministerium unterstützt werden, um möglichst umfassende Hilfestellung zu leisten. Ich werde mich mit einem Schreiben an das AMS, das Sozialressort des Landes sowie das Sozialministerium wenden und für eine rasche und unbürokratische Unterstützung der Betroffenen einsetzen.“

Das Unternehmen, das rund ein Drittel seines Jahresumsatzes von 534 Millionen Euro (laut Geschäftsjahr 2018/19) aus Exporten in die USA erzielt, war im vergangenen Jahr unter anderem mit einem zunehmend verschärften Marktumfeld infolge der Einführung von US-Strafzöllen auf europäische Stahl- und Aluminiumprodukte konfrontiert.

Seit 1. Juni 2018 sind alle von Voestalpine Tubulars in die USA gelieferten Produkte direkt von den Import-Aufschlägen in der Höhe von 25 Prozent betroffen – die seitens des Unternehmens an die US-Administration gestellten Anträge auf Ausnahmegenehmigungen wurden bislang mehrheitlich abgelehnt.

Neben den handelspolitischen Verwerfungen im Hauptabsatzmarkt USA kamen im November 2018 auch ein Verfall des Ölpreises und ein damit verbundener deutlicher Rückgang der Nachfrage im zentralen Kundensegment Öl und Gas erschwerend hinzu. Nicht nur die angespannte Wettbewerbssituation, sondern auch die Einführung von Handelsbeschränkungen in immer mehr Ländern machen das Ausweichen in andere Märkte aktuell schwierig.

In Anbetracht der protektionistischen US-Handelspolitik sowie den damit verbundenen negativen Auswirkungen auf die globalen Märkte, sieht sich das Unternehmen leider gezwungen, die Produktion in Kindberg an die aktuelle wirtschaftliche Situation anzupassen.

Konkret wird der derzeitige 4-Schichtbetrieb – die Maximalauslastung des Werks – ab September auf einen der Normalkapazität entsprechenden 3-Schichtbetrieb umgestellt. Rund 125 von insgesamt über 1.300 Mitarbeitern am Standort Kindberg wurden im Rahmen dieser Kapazitätsrücknahme heute beim Frühwarnsystem des Arbeitsmarktservices angemeldet.

Die Voestalpine hat in den letzten fünf Jahren über 120 Mio. Euro in die Qualitätssteigerung und Weiterverarbeitung der High-Tech-Nahtlosrohre bei Voestalpine Tubulars investiert, um Kundenanforderungen auch künftig bestmöglich begleiten zu können.

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