Vor 90 Jahren endete die große Neuberger Hüttentradition

Foto: Damberger

Denkwürdiges Jubiläum für das Mürzer Oberland: Im Jahre 1924 - also vor genau 90 Jahren - wurde im einstigen Hüttenwerk der Alpine-Montan-Gesellschaft in Neuberg das Stahl- und Walzwerk stillgelegt. 500 Mitarbeiter verloren damals mit einem Schlag ihre Arbeit. Der Umstand, dass noch im selben Jahr eine Federnproduktion in Betrieb genommen wurde und damit 60 Mitarbeiter Beschäftigung fanden, konnte die Not der vielen Arbeitslosen im Neubergertal damals kaum lindern. Die Zahl der in der Neuberger Federnfabrik Beschäftigten stieg während des Weltkrieges wieder auf 200 Arbeiter und Angestellte. Nach 1945 gestaltete sich die Lage des Neuberger Betriebes wieder kritisch, sodass die Alpin-Montan-Gesellschaft das Federnwerk im Jahre 1951 schloss. Die Arbeiter und Angestellten wurden zu Pendlern in die Industriebetriebe des Mürztales - von Mürzzuschlag bis Kindberg.
Den Höchststand an Mitarbeitern erreichte das Neuberger Hüttenwerk im Jahre 1894 - also vor 120 Jahren - mit 1.331 Arbeitern und Angestellten. In diesem Jahr wurde auch ein Bessemer-Stahlwerk eröffnet und 1867 wurde der mit 18 Tonnen schwerste Dampfhammer der Monarchie in Neuberg in Betrieb genommen. Eine Produktionssteigerung brachte 1870 die Inbetriebnahme eines Martinofens. Es war der Dritte im Bereich der Monarchie. Aus dem in Neuberg produzierten Stahl wurden bis 1873 auch Lokomotiven gebaut. 1881 wurde das Unternehmen der "Neuberg-Mariazeller-Gewerkschaft" von der "Österreichisch-Alpine-Montangesellschaft" übernommen. Die folgenden Jahrzehnte brachten Rekorde in der Roheisen- und Stahlerzeugung. Die Erzbergbau-Betriebe im Neubergertal konnten den Erzbedarf nicht mehr decken, sodass zusätzlich Erze aus Vordernberg nach Neuberg transportiert wurden. 1894 wurden die beiden Neuberger Hochöfen außer Betrieb genommen. Das Stahl- und Walzwerk wurde mit Vormaterial aus anderen Alpine-Betrieben, vor allem aus Donawitz, versorgt und bis 1924 in Betrieb gehalten. Der Neuberger Stahl genoss in der Monarchie einen besonders guten Ruf. Waffenstahl wurde nach Steyr und Budapest geliefert. Auch die deutsche Kriegsmarine deckte einen wesentlichen Teil ihres Qualitätsstahlbedarfes mit Lieferungen aus Neuberg.
Mit dem Federnwerk wurde 1951 der letzte Betrieb der Alpine-Montan-Gesellschaft in Neuberg geschlossen. Nach 260 Jahren fand die Neuberger Stahlindustrie ihr Ende.

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