Interview
"Die Formel E wäre etwas für Oberwölz"

Startbereit: Porsche steigt im November in die Formel E ein. | Foto: Porsche
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Fritz Enzinger führt Porsche in die junge Rennserie und berichtet vom weiten Weg dorthin.

OBERWÖLZ. Am Wochenende war Fritz Enzinger noch beim Langstreckenrennen in Japan, kommende Woche beim Formel E-Test in Valencia, zwischendurch pendelt er zwischen seinem Wohnsitz in München, der Porsche-Heimat Stuttgart und den Herstellern des gesamten VW-Konzerns in ganz Europa. Der Oberwölzer bereitet derzeit den Einstieg von Porsche in die Formel E vor und hat trotzdem Zeit für ein Gespräch gefunden.

MZ: Sie sind seit dem Vorjahr neben dem Job als Porsche-Motorsportchef für den gesamten VW-Konzern-Motorsport verantwortlich - wie hat sich Ihr Aufgabengebiet seither verändert?
Fritz Enzinger: Ich bin für die strategische Ausrichtung von acht Marken - Audi, Bentley, Ducati, Lamborghini, Seat, Skoda, VW und Porsche - verantwortlich. Meine letzten Monate waren wirklich extrem, die Neustrukturierung des Porsche-Motorsportbereichs mit fast 600 Mitarbeitern und dazu die sehr unterschiedlichen Aufgaben im Konzern, von MotoGP mit Ducati über Rallye mit Skoda bis zur Rundstrecke mit Audi und Co. - und man wird ja nicht jünger (lacht).

MZ: Wie kann man sich Ihren Tagesablauf vorstellen?

Enzinger: Durch beide Funktionen ist der Tag natürlich total verplant. Ich bin regelmäßig bei allen Marken vertreten, die ja auf ganz Europa verteilt sind. Ich achte darauf, dass das nie länger als einen Tag dauert und es geht sich eigentlich immer aus. Die Leute sind alle unterschiedlich, aber gut strukturiert.

Motorsportchef Fritz Enzinger managt das Projekt. | Foto: Porsche
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MZ: Haben Sie trotzdem Zeit, sich auf spezielle Projekte zu konzentrieren?
Enzinger: Ja, auf jeden Fall. Zurzeit gilt die Konzentration natürlich dem Einstieg mit Porsche in die Formel E. In keiner anderen Serie sind so viele Hersteller involviert. Mit Audi, BMW, Mercedes und Porsche sind vier deutsche Premiumhersteller an Bord.

MZ: Die Formel E-Saison startet im November. Ist die Vorarbeit ähnlich wie beim Start in die Langstrecken-WM vor einigen Jahren?
Enzinger: Was die Akribie und strukturierte Vorgehensweise betrifft, ja. Aber mit völlig anderen Schwerpunkten. Wir haben einen engen Entwicklungskorridor beim Antriebsstrang, es geht um maximale Effizienz, Software und Betriebsstrategie. Unser Design ist echt schön und wir haben tolle Sponsoren. Aber: Der Schnellste ist immer der Schönste.

MZ: Hat Sie der Abschied aus der Langstrecken-WM geschmerzt?
Enzinger: Wehmut war da schon dabei, aber auch Erleichterung, dass es so ein erfolgreiches Projekt war. Drei Le Mans-Siege und sechs Weltmeistertitel, da ist uns eine unglaubliche Story gelungen.

MZ: Was haben Sie für Erwartungen an die Formel E?
Enzinger: Wir haben das Auto mit unserem bestehenden Team völlig neu aufgebaut. Mein Ziel ist es, am Ende der Saison auf das Podium fahren zu können. Das Interesse an der Serie ist erstaunlich groß, jeder will dabei sein. Wichtig ist es, dass die Tests in Valencia mit dem Einsatzauto gut funktionieren, dann gibt es bis zum Start keine größeren Aktionen mehr.

MZ: In der Formel E gibt es völlig andere, neue Strecken - auf welche freuen Sie sich?
Enzinger: Die Idee ist es, emissionsfrei in der Stadtmitte zu fahren. Die Zuschauer sollen kurze Wege haben und alles wird an einem Tag abgewickelt. Es sind sehr attraktive Städte im Kalender wie New York, Santiago de Chile, Mexiko City, Paris, Rom, Berlin oder London. Ich freue mich auf alle.

MZ: Auch in der Formel E sind viele Österreicher engagiert - ist ein Heimrennen denkbar?
Enzinger: Die Serie ist auf Rennen mitten in der Stadt ausgelegt, mit Wien wurde bereits verhandelt. Aber die Liste der Interessenten ist sehr lang. Für den Red Bull Ring wäre das eher nichts, eher für Graz oder Oberwölz (grinst).

MZ: In der Formel E können die Zuschauer ihre Favoriten per Fanboost mit zusätzlichen Pferdestärken ausstatten - wem würden Sie einen Fanboost verpassen?
Enzinger: Abwechselnd unseren beiden Piloten Neel Jani und Andre Lotterer (lacht).

MZ: Und außerhalb des Motorsports - wenn das möglich wäre?
Enzinger: All denen, die sich sozial engagieren, die würden es sich am meisten verdienen.

Das gesamte Interview gibt es in der aktuellen Ausgabe der Murtaler Zeitung

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Zur Person

Fritz Enzinger wurde 1956 in Oberwölz geboren und kam nach verschiedenen Stationen im Motorsport zu Porsche.
Als Porsche-Motorsportchef führte er die Marke zu sechs Weltmeistertiteln im Langstrecken-Rennsport.
Seit 2018 ist er für den VW-Konzernmotorsport verantwortlich und bereitet gleichzeitig Porsche auf den Einstieg in die Formel E vor.
Startbereit: Porsche steigt im November in die Formel E ein. | Foto: Porsche
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