Neue Ära im Muuuhrtal

Neue Ära auf der Weide: Mit 1. April hat die Milchquote in der EU ein Ende. Foto: Bilderbox
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  • hochgeladen von Stefan Verderber

Am 1. April beginnt für rund 5.400 steirische Milchbauern eine neue Ära. Nach 37 Jahren läuft das EU-weite Milchquotensystem aus - der Markt wird liberalisiert. „Ich bin vorsichtig optimistisch, dass die heimischen Milchbauern und Molkereien diese große Herausforderung bewältigen und ihre Chancen am jährlich um zwei Prozent wachsenden globalen Milchmarkt nützen werden. Das Quotenende bedeutet kein Schreckensszenario, erfordert aber Fairness am Markt für die Milchbauern durch den Lebensmittelhandel sowie ein offensives Agieren auf den internationalen Märkten“, sagt der steirische Landwirtschaftskammerpräsident Franz Titschenbacher.

Gut vorbereitet

Auch regionale Player wie die Obersteirische Molkerei (OM) bereiten sich fieberhaft auf den 1. April vor. „Das ist sicher ein entscheidender Einschnitt für uns, wenn der Markt frei wird“, sagt OM-Obmann Jakob Karner.
Titschenbacher fordert hingegen auch eine Anpassung des Sicherheitsnetzes für die heimischen Bauern: „Der EU-Interventionspreis für Milch liegt seit vielen Jahren bei 22 Cent - er ist auf 30 Cent anzuheben, damit er wirklich als Fangnetz im Falle von Preisabstürzen wirken kann.“

Chancen für die Zukunft

Chancen für die steirischen und die Murtaler Milchbauern sieht die Kammer vor allem in gentechnikfreier Produktion, Bio- und Heumilch. Kleine Betriebe sollen besonders unterstützt werden. Denn: Kein anderes Land in Europa produziert anteilsmäßig so viel Milch im Berggebiet. Wichtigstes Außenhandelsprodukt der österreichischen Milchwirtschaft ist wiederum Käse, das spielt etwa der Obersteirischen Molkerei in die Hände. China oder Russland werden als wichtige Zukunftsmärkte gesehen.

„Fürchten uns nicht“

Schon jetzt werden rund 49 Prozent der österreichischen Milchprodukte exportiert, 91 Prozent davon in EU-Staaten. Nach Auslaufen der Milchkontingentierung wird mittelfristig eine Exportquote von 60 Prozent angestrebt. „Wir fürchten uns nicht vor dem Ende der Milchquote, weil wir in den vergangenen Jahren trotz Milchkontingentierung von den Weltmarktpreisen abhängig waren. Denn wir haben bereits gut 50 Prozent unserer Käse-Spezialitäten auf dem internationalen Markt, insbesondere in Deutschland vermarktet“, sagt Matthias Bischof, Obmann-Stellvertreter der Obersteirischen Molkerei. Und weiter: „Von unseren rund 1.600 Lieferanten erwarten wir mit Auslaufen der Milchquote zwischen 15 bis 20 Millionen Liter mehr Milch, die wir ohne Beschränkung abnehmen werden.“ Mehrmengen werden zu Käse verarbeitet und etwa in Deutschland, Ungarn, Slowenien und der Schweiz vermarktet.
Die Voraussetzungen dafür wurden in den letzten Jahren mit Investitionen in der Höhe von 20 Millionen Euro in Spielberg geschaffen. Weitere 15 Millionen Euro werden demnächst in Knittelfeld verbaut.

Die Sorgen der Bauern

Und was sagen die Milchbauern selbst zum Quoten-Aus? „Ich habe Sorge, dass es zu großen Milchpreisschwankungen kommt, weil ich das wegen der hohen Fixkosten längere Zeit nicht verkraften würde“, sagt Maria Stering.
„Vor dem Quotenende habe ich keine Angst, weil wir bisher immer innovativ waren und unseren Milchviehbetrieb ständig modernisiert und weiterentwickelt haben. Durch ein gutes Betriebsmanagement versuchen wir Kosten zu sparen, weil ein Wachsen nicht möglich ist. Unser großes Plus ist die sehr gute Milchqualität sowie die Weiterbildungsmöglichkeiten“, erklärt Elisabeth Miedl.
Sie bewirtschaftet gemeinsam mit ihrem Gatten Bernhard in Oberwölz auf 1.200 Metern Seehöhe einen Bergbauernhof mit 20 Kühen und 20 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche im Vollerwerb. Die Rinder werden in einem tierfreundlichen Laufstall gehalten und sind von Mai bis Oktober auf der Weide. Wachsen ist wegen der begrenzten Fläche unmöglich.

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