"Es ist ein neues Leben in der Gemeinschaft"

Markus Schöck (2. v. r.) ist auf dem Weg zur Priesterweihe. Foto: Waldhuber
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KNITTELFELD. Dieses Strahlen hatte er schon immer, jetzt kommt noch die gewisse Portion Zufriedenheit dazu. Markus Schöck genießt offensichtlich den neuen Weg, den er vor zwei Jahren eingeschlagen hat. Damals hat er sich nach reiflicher Überlegung von seinem Beruf als Rot-Kreuz-Bezirksgeschäftsführer und seiner Funktion als Vizebürgermeister von Knittelfeld verabschiedet und ein Theologie-Studium in Graz begonnen.

MZ: Herr Schöck, wie hat sich Ihr Leben seitdem verändert?

Markus Schöck: Es ist schon eine Umstellung. Das gemeinsame Leben im Priesterseminar ist mehr als nur eine Nachbarschaft, es ist auch eine Reduktion und heißt auch verzichten. Die Uni ist für mich ganz neu, es sind alles neue Leute, denen ich begegne. Es ist ein neues Leben in der Gemeinschaft. Aber ich bin weder im Priesterseminar noch auf der Uni der Älteste (lacht).

MZ: Was gefällt Ihnen am neuen Leben am besten?
Es ist eigentlich kein neues Leben, das alte ist ja nicht weg. Es ist nur ein neuer Abschnitt für mich. Ich habe jetzt mehr Zeit für Dinge, die ich früher nicht hatte. Das heißt aber nicht, dass es mir langweilig ist, ich habe genug zu tun. Ich habe neue Aufgaben, kann viel lesen und mich mit Literatur beschäftigen. Es ist eine neue Lebensqualität.

MZ: Haben Sie die Entscheidung, Priester zu werden, jemals bereut?
Nein! Ich habe im Vorfeld viel darüber nachgedacht. Natürlich gefällt mir nicht jeder Tag gleich gut, aber das ist überall anders auch so. Am Anfang war da eine gewisse Unsicherheit, ich habe ja vieles zurückgelassen. Ich habe die Entscheidung positiv in Frage gestellt - aber bereut habe ich sie nie.

MZ: Gibt es etwas, das Ihnen fehlt?
Beruflich schon, weil ich das beim Roten Kreuz sehr gerne gemacht habe. Außerdem fehlt es mir, durch die Stadt zu gehen und Menschen zu treffen. Da fehlen mir in Graz manchmal die Anknüpfungspunkte, das ist in der Stadt anders.

MZ: Wo sehen Sie sich in einigen Jahren?
Nach dem Studium gibt es ein Praktikum, dann folgt eine Kaplanstelle. Den Ort dafür kann ich ohnehin nicht beeinflussen, da spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Wenn ich es mir aussuchen könnte, wäre es die Obersteiermark. Nicht unbedingt die unmittelbare Heimat, das ist auch nicht üblich. Aber schon ein Ort in den Bergen.

MZ: Dort werden Sie dann als Pfarrer tätig sein?

Pfarrer, Priester. Mit den Begriffen bin ich zurzeit vorsichtig. Es gibt eine Reform in der Kirche, die Struktur wird geändert. Ich weiß noch nicht, wie das dann heißen wird.

MZ: Sie haben bereits das Rote Kreuz angesprochen, aber noch nicht ihre Funktion in der Politik. Sind Sie froh über Ihren Ausstieg?
Ich interessiere mich nach wie vor dafür. Aber das politische Leben ist nicht gerade einfacher geworden. Politik ist eine kurzlebige Geschichte. Ich habe aber nach wie vor Kontakte. Zuletzt habe ich Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer getroffen und war bei Landesrat Christopher Drexler eingeladen.

MZ: Verfolgen Sie die Entwicklung in Knittelfeld?
Ja, aber das möchte ich eigentlich nicht kommentieren. Ich muss nicht überall meinen Senf dazugeben und auch nicht bei meiner Partei den Eindruck vermitteln, dass ich mich einmische. Ich möchte die Politik keinesfalls missen. Ich habe dabei viel gelernt, wahrscheinlich auch den ein oder anderen Fehler gemacht. Politik bedeutet nicht nur, in einem Gremium zu sitzen, sondern auch bei den Leuten zu sein. Das hat mir immer am meisten Spaß gemacht.

MZ: Ist Weihnachten eine spezielle Zeit für Sie?
Das ist schon was anderes. Aber der vorweihnachtliche Stress hat sich auch bei mir nicht geändert (lacht). Ich habe die Aufgabe, die Feierlichkeiten im Grazer Dom vorzubereiten - das ist sehr spannend. Ich habe das auch früher schon gemacht. Aber es ist schon ein Unterschied, ob man eine normale Feier oder eine Bischofsmesse vorbereitet.

MZ: Wie werden Sie den Heiligen Abend verbringen?
Ich bin am Nachmittag bei einer Krippenfeier in Spielberg, dann werde ich meine Eltern besuchen und dann fahre ich nach Graz. Dort bin ich um 23 Uhr bei der Mette im Dom.

MZ: Die Kirche hat einige schwierige Jahre hinter sich. Wo steht sie aus Ihrer Sicht jetzt?
Die Kirche ist eine Gemeinschaft von Menschen, die die Gesellschaft spiegelt. Ich weiß nicht, ob sie jetzt großartig anders ist als vor einigen Jahren. Die Kirche nimmt jeder anders wahr - aber es geht immer um den einzelnen Menschen. Die gemeinsame Verbindung ist der Glaube an Gott.

Das vollständige Interview gibt es in der aktuellen Murtaler Zeitung

Zur Person

Markus Schöck ist 40 Jahre alt, kommt aus Kraubath und wohnt jetzt in Graz.
Beruf: Techniker, dann Bezirksgeschäftsführer und -rettungskommandant beim Roten Kreuz Knittelfeld bis 2015.
Politik: Vizebürgermeister der Stadt Knittelfeld für die ÖVP bis 2015.
Seit zwei Jahren Studium der Katholischen Fachtheologie an der Karl Franzens-Universität Graz.
Hobbies: Wandern, Lesen, Geschichte, Kontakte pflegen.

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