Murau/Murtal
Wenn der Alkohol zum Problem wird
Etwa 2.000 Menschen werden steiermarkweit wegen Alkoholsucht in Hilfeeinrichtungen betreut. In der Region Murau-Murtal gab es 2019 insgesamt 22 alkoholbedingte Todesfälle.
MURTAL/MURAU. Laut dem Gesundheitsbericht des Landes Steiermark gab es im Jahr 2019 in unserem Bundesland 219 Todesfälle wegen zu hohem Alkoholkonsum. Dazu zählen Sterbefälle aufgrund von Alkoholmissbrauch, Alkoholabhängigkeit, Alkoholpsychose, chronische Lebererkrankungen und Alkoholvergiftung. Ein Viertel der Todesfälle entfielen auf die Diagnose Alkoholabhängigkeit. Viele Sterbefälle wären potenziell durch einen geringeren Alkoholkonsum zu verhindern gewesen. Alkoholbedingte Todesfälle gab es auch in unserer Region: Im Bezirk Murtal waren es 19, im Bezirk Murau drei.
Knapp jeder zehnte Einwohner in unserer Region konsumiert zu viel Alkohol.
Abhängigkeit
Dass Spirituosen die Konversationen lockern und die Hemmschwelle hinuntersetzen, ist kein Geheimnis. Daher wird oft beim Fortgehen zum Alkohol gegriffen. Das bedeutet aber noch nicht, dass man abhängig ist. Besonders in Zeiten von Corona, wo Sorgen und Probleme vorherrschen, wird oft zur Flasche gegriffen. Allerdings zeichnet sich eine Abhängigkeit auch nicht nur durch das Zittern aus, dass man bekommt, wenn man länger keinen Schluck getrunken hat.
„Es gibt verschiedene Stufen. Eine Sucht besteht, wenn man in angespannten Situationen zum Alkohol greift, im Sinne einer Selbstmedikation. Es ist oft gewohnheitsbedingt“, erklärt Michael Truschnig, Geschäftsführer des Psychosozialen Netzwerks (PSN).
Das Problem der Sucht
Ein weiteres Problem ist, dass Alkohol fast überall erhältlich ist. Wenn man süchtig ist, kann man Situationen meiden, in denen man als Gewohnheit zur Flasche greift.
"Das Umfeld in dem man regelmäßig Alkohol konsumiert, beispielsweise in einem Gasthaus, kann man meiden. Zu Personen, deren Gesellschaft zum Alkoholkonsum verleitet, sollte man bewusst auf Distanz gehen. Wichtig ist vor allem 'Nein' sagen zu lernen", so der Experte.
Viele suchen sich keine Hilfe, weil sie sich schämen. Allerdings ist die Sucht eine Krankheit und kein schuldhaftes Verhalten.
"Hilfe sollte man sich unbedingt holen, wenn man sich in gewissen Situationen ohne Alkoholkonsum schwer tut oder wenn man ohne nicht mehr schlafen kann."
Kampf gegen die Sucht
Man kann sein Verhalten beobachten und analysieren. Aussagen aus dem Umfeld zum eigenen Alkoholkonsum, sollte man nicht ignorieren. Danach kommt oft die Erkenntnis und das Eingestehen der Sucht. Der nächste Schritt ist das Informationsgespräch.
"Es gibt zwar viele Informationen über dieses Thema, aber ich glaube, dass nur wenige Leute die Sachen kritisch lesen und dadurch zum Nachdenken anfangen."
Bei der Suchtberatung ist der Austausch von Informationen neben dem Aufbau von Vertrauen und Beziehung ein wesentlicher Punkt. "Die Menschen können bei uns frei sprechen und ihre Gedanken und Gefühle mitteilen." Es gibt kein Abstinenzgebot, sondern es wird in der Beratung auf ein kontrolliertes Trinken gesetzt. "Wir versuchen, dass die Menschen nicht mehr dem Bedürfnis Alkohol zu trinken ausgeliefert sind und sie rechtzeitig aufhören können, bevor sie zu viel konsumieren."
Beratung und Hilfe
Übungen und Gespräche mit den Therapeuten sollen dabei helfen. Das Ansuchen auf Hilfe ist in jedem Fall wichtig, denn oft ist eine Abhängigkeit mit anderen psychischen Leiden verbunden.
"Vor allem Männer trinken übermäßig Alkohol, wenn eine Depression vorliegt, sodass sie die Sorgen nicht mehr spüren", so der Experte.
Die am weitesten verbreitete Sucht ist der gesellschaftlich akzeptierte Alkohol. Allerdings kann man auch durch andere Substanzen in eine Abhängigkeit verfallen. So sind Fälle von Internet- oder Spielsucht sowie Medikamentenabhängigkeit keine Seltenheit.
Hilfe
Beratung und
mehr Informationen findest du bei den Beratungsstellen des Psychosozialen Netzwerks in Knittelfeld, Zeltweg, Judenburg sowie Murau und St.Peter/Kmbg. oder online unter
www.psn.or.at
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