600 Asylwerber suchen Schutz in der Region

Bezirk Murtal: Die Hälfte aller Gemeinden beherbergt Asylwerber. Grafik: MZ
  • Bezirk Murtal: Die Hälfte aller Gemeinden beherbergt Asylwerber. Grafik: MZ
  • hochgeladen von Stefan Verderber

„Die Verteilung ist auf vielen Ebenen ungerecht“, sagt Judenburgs Stadtchef Hannes Dolleschall ganz unverblümt. In seiner Gemeinde sind derzeit 120 Asylwerber untergebracht. Probleme habe er damit nicht - ganz im Gegenteil: „Es gibt wenig Schwierigkeiten, dafür viele Gerüchte und es wird viel gehetzt“, sagt der Bürgermeister.

Tendenz steigend

In den Bezirken Murtal und Murau gibt es derzeit knapp über 600 Asylwerber - Tendenz stark steigend. Vor einem halben Jahr waren es noch 450. Vergleiche mit anderen Bezirken sind schwierig, da sich die Zahlen laufend ändern. Tendenziell übererfüllt der Bezirk Murtal aber seine Quote, Murau eher nicht.

Infos zum Bezirk Murau

Kein Platz frei

Auch auf Gemeindebene gibt es ein differenziertes Bild: Die Hälfte aller Murtaler Gemeinden beherbergt bereits Flüchtlinge, in Murau sind es fünf von 14. „Es gibt Bürgermeis-ter, die nicht mittun wollen“, beschwert sich auch Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer.

Gute Gründe

Andererseits gibt es oftmals auch gute Gründe: „Wir haben derzeit keinen Platz frei und können deshalb selbst nichts beeinflussen“, sagt etwa Hermann Hartleb, Bürgermeister von St. Georgen ob Judenburg. Er stehe Angeboten jedenfalls positiv gegenüber: „Falls Private das machen wollen, werden sie von uns unterstützt.“ Ähnlich sieht die Situation in Obdach aus. Bürgermeister Peter Bacher: „Unsere öffentlichen Gebäude sind alle belegt, wir haben im ganzen Ort nur zwei Wohnungen frei.“

Private Betreiber

Es gibt aber auch Beispiele auf der Gegenseite: In Pöls wird derzeit Platz für 16 Asylwerber im Pfarrheim geschaffen, die ersten sind diese Woche angekommen. In St. Margarethen gibt es eine erste Anfrage eines privaten Betreibers - dort könnten ab Dezember acht bis zehn Asylwerber unterkommen.

Angst vor FPÖ

Ein Murtaler, der namentlich nicht genannt werden möchte, hat eine eigene Theorie aufgestellt: „Die Bürgermeis-ter haben Angst vor den FPÖ-Wählern und wollen deshalb keine Asylwerber unterbringen.“ Dabei gibt es von dort, wo bereits Unterkünfte bestehen, vorwiegend positive Rückmeldungen: „Wir haben schon immer ein Asylheim gehabt und es hat immer gut funktioniert. Vor allem, weil der Hausbesitzer sehr engagiert ist“, berichtet Alois Mayer (Pölstal). „Das funktioniert ohne Probleme - bei uns werden schon die Kinder gut integriert“, sagt Bruno Aschenbrenner (St. Marein-Feistritz).

Anonyme Hetzer

Zu schaffen machen vielen Ortschefs und Betreuern jedenfalls anonyme Hetzer, die sich vorwiegend in sogenannten „sozialen“ Netzwerken herumtreiben. „Es wäre nett, wenn sie den Mut haben, das von Angesicht zu Angesicht zu sagen. Dann kann man auch reagieren und diskutieren“, empfiehlt Bürgermeister Hannes Dolleschall.

INFO Bezirk Murtal

Zehn von 20 Gemeinden im Bezirk Murtal beherbergen derzeit Asylwerber:
Fohnsdorf (12)
Hohentauern (11)
Judenburg (120)
Knittelfeld (70)
Pöls-Oberkurzheim (16)
Pölstal (37)
St. Marein-Feistritz (41)
St. Peter ob Judenburg (36)
Spielberg (22)
Zeltweg (103)
Insgesamt sind im Bezirk derzeit 468 Asylwerber untergebracht.
Ein weiteres Quartier ist in der Gemeinde St. Margarethen bei Knittelfeld im Gespräch. Dort sollen ab Dezember acht bis zehn Asylwerber untergebracht werden.
Quelle: Land Steiermark, Stand August 2015

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