KOMMENTAR
Müssen wir überall die Ersten sein?
Immer wieder ist in Österreich bei der Inangriffnahme von Herausforderungen und bei der Erfüllung entsprechender Vorgaben von einer Vorreiterrolle die Rede, die Österreich einnehmen soll. Leiden unsere Politiker an einem Musterschüler-Syndrom oder gar an einer pathologischen Profilierungsneurose? Wer in Gottes Namen fordert das denn von den von uns Gewählten? Doch nur eine Minderheit, die eine Mehrheit vor sich hertreibt. Die Rechnung für selbst auferlegte, weit über übliche Ziele hinaus gehende Ambitionen wird dann natürlich allen Staatsbürgern präsentiert. Österreich zählt seit Langem zu den Ländern mit den höchsten Standards in fast allen Bereichen und einer Lebensqualität, die weltweit ihresgleichen sucht. Das Land ist im Laufe seiner Geschichte aber von einer ehemaligen europäischen Großmacht zu einem Kleinstaat geschrumpft. Das scheint sich offenbar noch nicht überall herumgesprochen zu haben. Anders ist es nicht zu erklären, dass wir Österreicher uns überall wichtiger machen wollen, als wir tatsächlich sind. Niemand verlangt von uns, dass wir an der Spitze von (segensreichen?) Entwicklungen marschieren, die wir uns letztendlich gar nicht leisten können. Der Steuerzahler ist ebenso geduldig wie das Papier, auf dem viele solcher Ziele definiert werden. Wie zerbrechlich unsere globale Wirtschaftsstruktur geworden ist, zeigt uns das Corona-Virus. Der gelebte Übermut, der aus dem derzeitigen Wohlstand resultiert, könnte sich schon bald in mehr Realitätssinn verwandeln, wenn es zu einer weiteren Wirtschaftskrise und damit verbundener Arbeitslosigkeit mit all ihren negativen Folgen kommt.
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