Aufklärungsarbeit über Aufstellungsarbeit
Familienaufstellungen, Organisationsaufstellungen, Strukturaufstellungen – mehrere Begriffe, die unter „Aufstellungsarbeit“ zusammengefasst werden. Es handelt sich dabei um eine Methode, die zur Heilung von krankheitswertigen Traumata, Lösung von Problemen, Gewinnung zusätzlicher Erkenntnisse von sich wiederholenden und problematischen Erlebnissen aber auch zur Persönlichkeitsentwicklung eingesetzt wird. Das Gesundheitsministerium bezeichnet die Aufstellungsarbeit als „psychotherapeutische Technik“, die bei Durchführung von unqualifizierten Aufstellern zu schweren emotionalen Belastungsreaktionen führen kann. Zum eigenen Schutz sollte man die Qualifikation des Anbieters genauestens hinterfragen. Dieser Artikel soll dazu informieren.
Wie funktioniert Aufstellungsarbeit: Bei der Aufstellungsarbeit werden Personen, die sogenannten Repräsentanten, als Stellvertreter (bei Familienaufstellungen) für Menschen oder (bei Organisation- und Strukturaufstellungen) für abstrakte Dinge (wie ein Arbeitgeber, das Geld, ein Land, u. a.) zunächst vom Klienten ausgewählt und danach intuitiv (ohne nachzudenken) im Raum „aufgestellt“. Durch die Positionierung im Raum und die ersichtlichen Beziehungen der Personen oder Dinge zueinander, kann ein geschulter Aufstellungsleiter Rückschlüsse auf die familiäre oder berufliche Situation ziehen. Durch zielgerichtetes Eingreifen wird der Aufstellungsleiter nun versuchen, eine Lösung für das zugrundeliegende Problem zu erreichen. Durch die dabei gemachten Erfahrungen kann der Klient neue Sichtweisen auf das Problem erhalten und damit anderes mit derartigen Situationen umgehen. Es sei erwähnt, dass die Funktionsweise der Aufstellungen wissenschaftlich noch nicht vollständig geklärt ist.
Auch für gesunde Menschen: Aufstellungsarbeit wird vom Ministerium für Gesundheit als „psychotherapeutische Methode“ bezeichnet. Psychotherapie ist (völlig zu Unrecht) in Österreich nach wie vor mit einer Stigmatisierung versehen, weshalb viele Menschen davor zurückschrecken. Aber: Psychotherapie ist zu wichtig, um es nur den Kranken zukommen zu lassen. Psychotherapie kann auch für Gesunde hilfreich sein.
Gesundheitsministerium warnt und informiert: Da es bei der Aufstellungsarbeit insbesondere bei der Durchführung durch nicht qualifiziertes Personal (auch Wochen und Monate danach) zu erhöhten psychischen und emotionalen Belastungsreaktionen kommen kann, ist auf die Auswahl des Aufstellungsleiters besonders zu achten. Fast jeder Anbieter wird seine ach so tolle „Aufstellungsleiterausbildung“ in den Vordergrund rücken und damit prahlen. Doch Aufstellungsleiter ist in Österreich kein geschützter Berufsstand und kann sich damit jede beliebige Person nennen. Die Art der Ausbildung und das Ausbildungsniveau sind daher unbedingt zu hinterfragen. Es ist auch einzubeziehen, ob und welche Nachbetreuung empfohlen wird. Im Allgemeinen kann man sagen, dass nur diejenigen Aufstellungsleiter seriös arbeiten, die im Vorhinein auf die (tatsächlich vorhandenen) Gefahren der Aufstellungsarbeit hinweisen. Ebenso ein Zeichen der Seriosität ist, wenn eine begleitende Psychotherapie, beginnend vor der Aufstellung und unbedingt auch nach der Aufstellung verlangt wird. Dies ist notwendig, um auftretende psychische und emotionale Belastungsreaktionen unmittelbar in der begleitenden Psychotherapie bearbeiten zu können. Aufstellungsleiter, die das nicht berücksichtigen (und davon gibt es mehr als genug), sind als grob fahrlässig einzustufen. Finger weg von derartigen Angeboten, denn die eigene Gesundheit sollte doch das wert sein. Nähere Informationen und Warnhinweise zur Aufstellungsarbeit und den verschiedenen Berufsgruppen entnehmen Sie einer Information des Gesundheitsministeriums unter:
Warnhinweise des Gesundheitsministeriums zum Thema Aufstellungsarbeit
Grundsätzliches zur Psychotherapie: Da die Aufstellungen wie erwähnt als psychotherapeutische Methode gelten, sollen nähere Informationen dazu gegeben werden. Der renommierte Bestsellerautor Prof. Dr. med. Joachim Bauer ist Facharzt für Innere Medizin und Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Näheres zur Psychotherapie kann seiner Internetseite entnommen werden unter:
Erläuterungen zur Psychotherapie von Prof. Dr. med. Joachim Bauer
Whitelist: Auf der Liste der grundsächlich vertrauenswürdigen Berufsbilder sind Psychotherapeuten (insbesondere mit der Spezialisierung „Systemische Familientherapie“) zu nennen, ebenso wie Psychologen und Ärzte (insbesondere Fachärzte für Psychiatrie). Und dabei ist zu hinterfragen, welche Ausbildung in der Aufstellungsarbeit gemacht wurde.
Blacklist: Leider sind unter den Anbietern auch viele selbsternannte Heiler aktiv, die oft schwer erkennbar sind. Grundsätzlich kann man sagen, wer sich durch hohe Preise, kostenpflichtige Zusatzangebote und besonders exzessives Marketing auszeichnet, dem geht es nur ums Geld, aber nicht um die Genesung seiner Klienten. Vorsicht ist geboten bei den Berufsständen der Lebens- und Sozialberater, Pädagogen, Heilpraktiker, Coaches und Systemische Coaches sowie Supervisoren. Die Letztgenannten sind nicht einmal anerkannte Berufsbezeichnungen, das bedeutet dass sich jeder Mensch als „Coach“ bezeichnen kann ohne irgendeine Ausbildung dafür zu haben. Allen ist gemeinsam, dass sie durch die Ausbildung allein keinesfalls die notwendige Qualifikation zur Aufstellungsarbeit erworben haben. Um schwarze Schafe auszufiltern sei nochmals erwähnt: Wird über Gefahren aufgeklärt? Wird eine begleitende Psychotherapie verlangt? Wenn nicht, dann sollten die Alarmglocken läuten. Die eigene Gesundheit sollte das doch Wert sein!
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