Centimeter am Spittelberg: Nachbarn beklagen Geruchsbelästigung
Das Centimeter am Spittelberg verärgert die Hausbewohner – man habe die Nase voll von Schnitzel und Co.
NEUBAU. Was im Lokal Centimeter am Spittelberg auf der Speisekarte steht, müssen die Bewohner der Wohnungen in den Stockwerken oberhalb nicht nachlesen. Das erfahren sie täglich unfreiwillig durch die Nase. Denn: Die Abluft des Lokals wird durch einen Abzug, der vom Erdgeschoß durch den Lichthof entlang der Hausmauer bis zum Dach hinaufführt, abgeleitet. Das Problem: Das Abzugsrohr ist einerseits in die Jahre gekommen Hausbewohner und Hausverwaltung sagen, "es rotte seit zehn Jahren vor sich hin".
Andererseits ist es an den Kanten und Verbindungsstücken eher unprofessionell mit eine Folie abgedichtet – und dort trieft das Fett hervor, braune Krusten und Spuren überziehen das gesamte Rohr. Das habe eine massive Geruchsbelästigung zur Folge, die Fenster, die in den Lichthof führen, seien ständig verdreckt und Hausverwalterin Ingeborg Fischer und andere Bewohner des Hauses fürchten, dass das ein Brandrisiko darstellt. Um das zu belegen, haben sie ein Gutachten eines Baumeisters eingeholt, das auch an die zuständige Magistratsabteilung weitergeleitet wurde.
Zehnjähriger Streit
Das war nicht die erste Kontaktaufnahme. Die Beschwerden aus dem Haus reichen bis ins Jahr 2006 zurück. Und dennoch: Geändert hat sich an dem Zustand nichts. Denn obwohl das Lokal laut Magistrat allein in den vergangenen vier Jahren 15-mal überprüft wurde, wurden dabei keine Mängel festgestellt – jedenfalls keine, die Anlass für den Entzug der Betriebsgenehmigung oder zur Errichtung eines neuen Lüftungssystems gegeben hätten. Das sagt auch Centimeter-Inhaber Heinz Pollischansky, der in der Wiener Gastro-Szene kein Unbekannter ist. Ihm seien die Beschwerden durch die Bewohner "halb bekannt", aber er habe bisher jede Magistratsprüfung bestanden, insofern gebe es keinen Grund, hier etwas zu verändern. Außerdem habe er bereits angeboten, am oberen Ende des Abluftrohrs ein Ventil einzubauen, das zu einer besseren Entlüftung führe. Dafür habe er von den Bewohnern des Hauses aber keine Genehmigung erhalten. Dem widerspricht Hausverwalterin Fischer, die Akten, Gutachten und Dokumente aus mehr als zehn Jahren Streit mit dem Centimeter in Mappen gesammelt hat: "Ich habe davon noch nie etwas gehört."
Geruchsprotokoll
Beim Magistrat verweist man darauf, dass im konkreten Fall der Akt noch nicht geschlossen sei, man warte noch auf das Geruchsprotokoll der Beschwerdeführerin, damit anhand dessen eine Amtsärztin entscheiden kann, ob die Belästigung "unzumutbar" oder "gesundheitsschädigend" sei. Im Haus fühlt man sich gefrotzelt: Man könne nicht stündlich zu Hause sein, um das zu protokollieren. Und: Lebensgefahr durch Schnitzelgeruch nachzuweisen, dürfte wohl an sich ein relativ schwieriges Unterfangen sein.
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