Siebensternviertel: Unternehmer wollen sonntags aufsperren
Einkaufsglück trotz Baumisere: Die Unternehmer wollen eine Tourismuszone während des U-Bahn-Baus.
NEUBAU. Eine 35 Meter tiefe Station, 40-Meter-Schächte für das Fundament: Das Siebensternviertel wird ohne Zweifel das Herzstück der U2/U5-Baustelle. Die Station Neubaugasse wird nicht nur die tiefste Station, sondern nach dem Stephansplatz auch die zweitfrequentierteste in Wien. Von Mitte 2019 bis 2026 wird dafür gearbeitet – eine Belastungsprobe für Unternehmer. Diese lassen jetzt mit einer Idee für jene Zeitspanne aufhorchen: Eine Tourismuszone soll die Option bieten, die Geschäfte auch am Sonntag aufzusperren.
"Der U-Bahn-Bau wird eine Ausnahmesituation", so Margit Johannik, Unternehmerin in der Kirchengasse und Obfrau des IG Siebensternviertel. Laut Gesetz darf auf der Baustelle von Montag bis Samstag von 6 bis 22 Uhr gearbeitet werden. "Die Tourismuszone kann eine Maßnahme sein, um Betrieben eine Öffnung ihrer Geschäfte außerhalb dieser Zeiten zu ermöglichen."
Ein entsprechender Antrag wurde von der ÖVP in der jüngsten Bezirksvertretungssitzung eingebracht. "Der Sonntag als zusätzlicher Einkaufstag und flexiblere Öffnungszeiten sollen der drohenden Verödung des Einkaufsviertels vorbeugen", meint ÖVP-Obfrau Christina Schlosser.
"Eine spezielle Situation"
"Sehr kritisch" sieht die SPÖ den Vorschlag: "Baustellen sind kein Tourismusmagnet. Den Bereich der U2-Großbaustelle als Tourismuszone zu bezeichnen, ist bizarr", so Parteichef Gallus Vögel. FPÖ-Obmann Vincent Holzleitner plädiert statt der Tourismuszone für einen Fond für die betroffenen Unternehmer. Unterstützung für den "kreativen Vorstoß der ÖVP" kommt hingegen von Neos-Chef Stefan Magometschnigg.
Bezirksvorsteher Markus Reiter (Grüne) ist zwar generell gegen eine Ausweitung der Öffnungszeiten, vor allem am Sonntag. "In dieser speziellen Situation wäre es jedoch vorstellbar." Voraussetzung: Die Regel soll nicht für große Ketten gelten. "Darüber müssen wir noch ausführlich in der Bezirksentwicklungskommission diskutieren.“
Go von Wien-Chef Ludwig
Die Wirtschaftskammer fordert zwar seit Jahren die Einführung von Tourismuszonen. Im Fall des Siebensternviertels ist man aber skeptisch: "Mit einer Tourismuszone sind Attraktionen oder Besonderheiten verbunden. Baustellen sind das leider – auch für die Betroffenen – nicht", heißt es. Die Ausweitung der Öffnungszeiten am Samstag bis 20 Uhr könne man sich aber als ersten Schritt vorstellen.
Zuständig für Tourismuszonen ist in Wien der Bürgermeister. Michael Ludwig (SPÖ) gibt diesbezüglich für Neubau ein Go – aber nur, "wenn es dafür eine Einigung der Sozialpartner gibt“. Und daran wird ja – siehe Wirtschaftskammer – bereits seit mehreren Jahren erfolglos gearbeitet.
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