Bruder im Streit niedergestochen - 7 Jahre Haft
BEZIRK NEUNKIRCHEN/WIENER NEUSTADT (soko). Ein junger Syrer aus Wimpassing saß am Montag im Landesgericht Wiener Neustadt wegen Mordversuches auf die Anklagebank. Er hatte im vergangenen Oktober seinen älteren Bruder im Streit um eine Hantelstange mit einem Klappmesser lebensgefährlich verletzt.
Die elfjährige Schwester erzählte - begleitet von ihrer Mama - als Zeugin: "Die zwei Brüder haben wie so oft gestritten. Der Ältere schrie: Ich werde dich kaputtmachen." An etliche Details, die die Richterin wissen wollte, konnte sich das Mädchen nicht mehr erinnern. Der angeklagte jüngere Bruder sah – seinen Aussagen zufolge - aus den Augenwinkeln, dass sein älterer Bruder ein 34 Zentimeter langes Küchenmesser gezückt hatte. Der Jüngere stach mit seinem Klappmesser reflexartig und heftig zu. Der Ältere brach lebensgefährlich verletzt zusammen. Das darauffolgende Chaos konnte in der Bandeinspielung des Notrufes akustisch nachvollzogen werden. Die Mutter wählte den Notruf, verstand aber den Operator am anderen Ende der Leitung nicht, dem ging es nicht anders. Die Elfjährige übernahm das Telefongespräch und gab den Rettungskräften die Adresse durch. Der mutmaßliche Täter seinen verletzen Bruder im Arm, streichelte ihm über den Kopf und meinte: „Es wird dir nichts passieren...“
Der renommierte Wiener Rechtsanwalt Mag. Roland Friis plädierte aufgrund des Küchenmessers, das das Opfer drohend gezückt haben soll, auf Notwehr und Notwehrüberschreitung: "Der Streit zwischen den beiden Brüdern steigerte sich immer mehr. Das Opfer wollte den Angeklagten erstechen." Der ältere Bruder dominierte und diktierte demnach die Familie ziemlich rabiat, lernte dabei das Jugendamt kennen und erntete eine Wegweisung. Doch die acht Geschworenen sahen das anders und stimmten 3:5 auf Mordversuch. Das Urteil: Sieben Jahre Haft - nicht rechtskräftig.
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