Tödlicher Absturz: 'Leichtsinnig war Julia nicht'
Julia Waitzbauer stürzte am Schneeberg 150 Meter ab. Das Erbe der 27-jährigen Ternitzerin: eine Spendenaktion für indische Waisenkinder. So geht ihre Mutter Trude Waitzbauer mit dem Verlust um.
BEZIRK NEUNKIRCHEN. Sie liebte veganes Essen, war gegen Tiertransporte und unternahm jährlich 50 Bergtouren. Am 2. Jänner stürzte die Ternitzer Krankenschwester Julia Waitzbauer (27) am Schneeberg 150 m ab und erlitt tödliche Verletzungen (die Bezirksblätter berichteten).
Handeln in Julias Sinn
Zurück bleiben eine trauernde Familie und Freunde. Mutter Trude Waitzbauer, ÖVP-Gemeinderätin in Ternitz: "Julia arbeitete nach der Schule ein Jahr in einem indischen Waisenhaus. Wir haben das 'Spendenkonto Julia' eingerichtet: AT95 3286 5000 0000 5009." Eines will Trude Waitzbauer nicht: Im Raum stehen lassen: "Mir ist wichtig, klarzustellen, dass das kein Leichtsinn war. Sie konnte das Risiko abschätzen. Sie hat auf der Hohen Wand z.B. nach einer Seillänge umgedreht, weil's zum Nieseln begann." Archivbilder im Zusammenhang mit Julias Absturz zeigten einen verschneiten Berg.
Ein Schlüsselerlebnis im Zusammenhang mit dem Grafensteig, wo Julia zu Tode kam, hatte Trude Waitzbauer vor fünf Jahren: "Genau an der Stelle habe ich den Weg verloren. Ich bin dort gesessen und habe dort kurz geweint."
Gemeinsames Tagebuch
Julia war viel mit ihrer Mutter unterwegs. Sie gingen auch gemeinsam den Jakobsweg. die 59-Jährige: "Wir haben ein Tagebuch geführt und abwechselnd geschrieben. Ich habe dabei absichtlich über- und Julia hat untertrieben." Beispiel von Trude Waitzbauer: 'Es toben orkanartige Stürme, der Regen kommt seitlich daher. Heute kann man unmöglich gehen.' Julia schrieb: 'Wir treten vor das Quartier, das Wetter ist etwas herbstlich. Wir ziehen die Regenponchos über. Julia ist guter Dinge, denn das Wetter könnte ja viel schlechter sein.'
"Ich habe nur zwei Möglichkeiten: Ich kann da rauf gehen und ihr nachspringen oder ich reiss mich zusammen und lebe weiter. Und ich weiß, dass sie das haben will, das spüre ich", erzählt Waitzbauer.
Abschied von Julia
Am 21. Jänner, 19 Uhr, findet für Julia ein Gottesdienst in Neunkirchen statt. "Weil die Ternitzer Kirche ungeheizt ist und ich will nicht, dass die Trauergemeinde friert", so die Mutter.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.