"Jetzt kann man sich die Leute aussuchen"

Wie verändert sich Ihr Leben, wenn Sie nicht mehr Bürgermeister sind?
Josef Pichlbauer: Ich brauche den Titel nicht. Das Leben selbst ändert sich dadurch nicht. Man hat Steine im Lebensrucksack. Und einer wird jetzt rausgenommen. Etwas ändert sich schon: Ich freue mich auf die Ruhe, und dass man sich die Leute, mit denen man zusammenkommt, aussuchen kann.

Fühlen Sie sich ausgebrannt?
Ausgebrannt nicht, aber es gibt schon einen Abrieb, einen Verschleiß. Ich habe mich 15 Jahre sehr bemüht. Dann ist es wirklich notwendig zu sagen, ich kann dieses Niveau nicht mehr halten, weil es zu viel Energie für mich brauchen würde. Ich bin mit 44 eingestiegen und höre mit 59 auf.

Wie sieht's mit Ihren Reiseplänen aus?
Ich habe seit 2002 keinen richtigen Urlaub mehr gemacht. Ich war nie länger als fünf Tage fort und werde jetzt einmal einen Radfahrurlaub machen und dann geht es mit meiner Frau wahrscheinlich ins Salzkammergut.

Ist Bürgermeister ein Fulltime-Job?
Wenn man sich selber die Latte sehr hoch legt, dann schon. In einer kleinen Gemeinde ist man als Bürgermeister immer der Ansprechpartner. Jeder kennt jeden. Und wenn man dann Sonderwünsche nicht erfüllen kann, sind gleich die Resortements da.

Was braucht es für den Bürgermeister-Job?
Man kann nicht genug im Oberstübchen haben und charakterlich gefestigt sein, dass man dieses Amtl wirklich gut ausfüllen kann.

Ihre größten Erfolge und Schlappen?
Die größten Erfolge waren sicher der Kauf des Ortszentrums, und der Wiederverkauf mancher Gründe, wo die Gemeinde 1,5 Hektar gratis bekommen haben. Ganz eine große Sache war das Erwirken der 5 Mio. € des Landes für ein neues Tourismuskonzept. Dafür sage ich danke. Die Weichen sind gestellt. Der dritte Brocken war der Feuerwehrhausbau und der Umzug ins Gemeindeamt. Die Niederschläge war als eine Bürgerin die Revolution gegen mich ausgerufen hat. Sie meinte, der Bürgermeister soll gehen, keiner will ihn mehr. Das war damals für mich keine einfache Zeit. Das Zweite was mich stört: Ich konnte nicht verhindern, dass die Raiffeisenkasse zugesperrt wurde, dass das Ortszentrum völlig verwaist ist. Ich konnte nicht verändern, dass das Ortsbild, das so schön war, aufgrund des Zusperrens schwer gelitten hat. Jetzt könnten wir nicht mehr zu einen Blumenschmuckwettbewerb „Schönes NÖ“ antreten. Die Herangehensweise an das Tourismusprojekt. Dass da einige versucht haben, politisches Kapital zu schlagen. Da hätte ich mir manchmal von meinen eigenen Leuten mehr Unterstützung gewünscht.