Jetzt spricht der Terror-Verdächtige

Verschlusssache: ein sechsseitiger Bericht gibt Aufschluss über die Hausdurchsuchung und die Verdachtsmomente gegen Aslambek I. | Foto: Familie I.
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  • Verschlusssache: ein sechsseitiger Bericht gibt Aufschluss über die Hausdurchsuchung und die Verdachtsmomente gegen Aslambek I.
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Den Bezirksblättern gab der 40-Jährige Einblick in sein Leben unter ständigem Terror-Verdacht. 

BEZIRK NEUNKIRCHEN. Am 6. Juni stürmte die Cobra das Haus des sechsfachen Familenvaters Aslambek I. Kurz darauf war der Tschetschene wieder frei (die BB berichteten).

Ringkämpfer bis zum Unfall

In seiner alten Heimat war Aslambek I. bis zu seinem Unfall vor 15 Jahren Ringkämpfer. Heute fällt er auf, weil er keine Arme mehr hat. Warum? "Ich habe eine Granate gefunden und damit hantiert." Es folgte 2004 die Flucht aus Tschetschenien nach Österreich. I. lebte mit seiner Frau unauffällig, belegte einen Deutschkurs, und beteuert: "Ich habe niemals Probleme hier gehabt."
Bis 2010. Damals geriet der heute 40-Jährige, der eigenen Angaben zufolge Invalidenrente bezieht, in den Fokus von Ermittlungen: "Es gab Berichte von einem geplanten Attentat auf einen NATO-Zug in Belgien." In Belgien wurde dem Neunkirchner etwas anderes vorgeworfen. "Man wollte anklagen, dass ich drei Holländer nach Tschetschenien zum Kämpfen gegen Russland schicken wollte", so I. Der Verdacht erhärtete sich nicht. I. kam zurück nach Neunkirchen.
Dann wieder Stille um I. Erst 2012 fiel I. wieder auf, als er auf einem Supermarkt-Parkplatz einem Mann die Nase brach. "Er hat mich geschimpft, geschlagen, und ich habe zurück geschlagen", schildert Aslambek I..

Belastende Zeugenaussage

2015 kam die Cobra zu I.. Ihm wurde vorgeworfen, eine Terror-Vereinigung mit Spenden zu finanzieren. Der Neunkirchner mit Flüchtlingsstatus behauptet, der Zeuge, der ihn belastete, habe gelogen: "Er hat vor Gericht nichts gesagt, bekam dafür 500 Euro Strafe. Ich bekam vier Jahre."

Sechs Seiten erklären den 6. Juni

Danach wurde es wieder still um Aslambek I.. Bis zum frühen Morgen des 6. Juni. Der 40-Jährige: "Ich war am Montag bei der Polizei wegen eines Papiers vom Asylamt. Am Mittwoch kam die Polizei zu mir, machte die Tür kaputt." Nicht nur I. bekam Besuch. "Die ganze Familie, meine Eltern, mein Cousin, mein Neffe", so I.. Weshalb die Elite-Polizei Cobra ausrückte, macht der sechsseitige Bericht der Staatsanwaltschaft Wien zur angeordneten "Durchsuchung und Sicherstellung" bei Aslambek I. plausibel, der den Bezirksblättern vorliegt. Demnach habe die Verdachtslage Kontakt mit Mitgliedern einer Terror-Gruppe in Georgien ergeben, die von der dortigen Polizei zerschlagen wurde. Blutige Bilanz: drei tote Freiheitskämpfer und ein getöteter Polizist.
Was die Cobra bei Aslambek I. suchte, will er nicht wissen, aber was sie mitgenommen haben: "Technische Sachen wie Handys und Computer." Der Neunkirchner wurde von der Staatsanwaltschaft Wien zur Befragung vorgeführt: "Man fragte mich, ob ich jemanden kenne, der Geld für 'Emirat Kaukas', Freiheitskämpfer, sammelt." Laut I. gebe es diese Gruppe nicht mehr: "Es sind alle gestorben."

"Ein Sprichwort bei uns sagt:
Wo du lebst, machst du keine Scheiße."

Auch Aslambek I. wäre tot, wenn er heute nach Tschetschenien zurückkehren würde. "Wenn ich zurück gehe, lassen sie (die Regierung – Anm.d. Red.) mich umbringen. Da gibt’s keine Menschenrechte. Ich will Freiheit, für mein Leben, mein Land. Ich bin dankbar, dass Österreich mir Asyl gegeben hat. Wir haben sechs Kinder zwischen 5 und 15 Jahren. Sie wollen hier lernen, studieren. Es ist ein Sprichwort bei uns: Wo du lebst, machst du keine Scheiße", schließt Aslambek I..

Verschlusssache: ein sechsseitiger Bericht gibt Aufschluss über die Hausdurchsuchung und die Verdachtsmomente gegen Aslambek I. | Foto: Familie I.
Die aufgebrochene Tür nach dem Cobra-Einsatz. | Foto: Familie I.

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