Krasser Fall für die AK
Arbeiterkammer Neunkirchen holt 873.867 Euro für ihre Mitglieder raus -
BEZIRK NEUNKIRCHEN (bs). Mangelnde Geduld oder gar Faulheit kann man dem 29-jährigen Handelsangestellten aus Gloggnitz nicht vorwerfen, der vor kurzem die ExpertInnen der AK Niederösterreich-Bezirksstelle Neunkirchen um Unterstützung ersuchte. Drei Monate lang hatte der Teilzeitangestellte von seinem steirischen Arbeitgeber keinen Lohn erhalten, außerdem waren noch 121 Mehrstunden offen – bemerkenswert viel bei einer offiziellen 25-Stunden-Woche. Von 55 nicht angetretenen Urlaubstagen ganz zu schweigen, auch Weihnachts- und Urlaubsgeld für 2016 schuldete ihm der Arbeitgeber noch.
„Der Betroffene hat den Chef immer und immer wieder erinnert, dass er ihm noch Geld schuldet. Aber da kam einfach nichts“, schildert die stellvertretende AK-Bezirksstellenleiterin Gerlinde Metzger den schlimmsten Arbeitsrechtsverstoß, der im ersten Halbjahr 2017 bei der Bezirksstelle gemeldet wurde. „Erst als wir die offenen Zahlungen beim ehemaligen Arbeitgeber angemeldet haben, zeigte das Wirkung.“ Nach Verhandlungen über Vermittlung der AK beglich das Unternehmen seine Schulden bei seinem ehemaligen Mitarbeiter in Gesamthöhe von 13.500 Euro in mehreren Raten.
"So schwere Fälle, wie der vorliegende, wurden in den vergangenen Jahren zwar seltener, doch die Zahl der Fälle hat sich trotz unserers Engagements kaum verringert", klagt Gerlinde Metzger im Gespräch mit den Bezirksblättern Neunkirchen über die Zahlungsmoral mancher Unternehmer.
Zeit für eine Bilanz
Fälle wie diese beschäftigten die Arbeiterkammer im Bezirk Neunkirchen im ersten Halbjahr 2017. Im ersten Halbjahr 2017 forderte die AK Neunkirchen für 78 ArbeitnehmerInnen ausstehende Löhne und Gehälter ein. „Leider haben es einige Arbeitgeber auf eine gerichtliche Auseinandersetzung ankommen lassen“, sagt die stellvertretender AK-Bezirksstellenleiterin Gerlinde Metzger. In 29 Fällen klagte die AK zugunsten der ArbeitnehmerInnen vor dem Arbeitsgericht. Außerdem vertrat die AK im Bezirk 67 Beschäftigte aus elf insolventen Betrieben. Insgesamt bekamen die Betroffenen durch die Unterstützung der AK 873.867 Euro an ausstehenden Löhnen und Gehältern nachbezahlt, um die sie ohne AK höchstwahrscheinlich umgefallen wären.
Halbjahresbilanz 2017 – Bezirk Neunkirchen
Arbeits- und sozialrechtlicheBeratungen: 847
Interventionen beim Arbeitgeber: 78
Kostenloser Rechtsschutz: 29
Außergerichtlich eingebracht: 67.167 Euro
Gerichtlich eingebracht: 98.772 Euro
Insolvenzvertretung: 707.928 Euro
Gesamt: 873.867 Euro
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