Sissi oder Sisi?
Eine Filmgegenüberstellung

Sissi-Plakat 1956 mit Romy Schneider und Karlheinz Böhm. | Foto: privat
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  • Sissi-Plakat 1956 mit Romy Schneider und Karlheinz Böhm.
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In der Neuverfilmung der Lebensgeschichte von Kaiserin Elisabeth mit dem Titel „Sisi“ wurden die Zuseher mit einem völlig neuen Kaiserhaus konfrontiert. Der Illmitzerin Anna Paldan, die bei Ernst Marischkas Sissi-Verfilmung 1956 als Statistin mitgewirkt hat, kam wie manchem anderen auch, das Gruseln.

ILLMITZ/NEUSIEDL AM SEE. Franz Joseph kämpft höchstpersönlich wie ein Wilder an der Front, teilt Watschen aus und vergnügt sich im Bordell. Sisi ist eine feministische Version der Kaiserin mit Kampf-Emanzen-Sprüchen, die eine Hure zur Hofdame macht und der sie alles anvertraut. Hochmodern durfte auch der Kaiser bei der Geburt seines ersten Kindes anwesend sein und die Enttäuschung stand ihm ins Gesicht geschrieben, weil es „nur“ eine Tochter war. Sisi wird ihn wohl nochmals auffordern müssen, mit ihr anstatt mit einer Bordelldame ins Bett zu gehen, denn Kaiserliche Hoheit hatte sich umsonst bemüht einen Thronfolger zu zeugen. Die Neuverfilmung ist ja noch nicht abgedreht, der Thronfolger kommt mit Sicherheit.

Krönung in Frauenkirchen

Im Vergleich zur neuen Version ist die romantisch nostalgische Ernst Marischka Verfilmung „Sissi“ mit Romy Schneider und Karlheinz Böhm nahezu realistisch. Die Ungarn-Szenen waren damals 1956 in Illmitz und Frauenkirchen gedreht worden. Die Krönungsszene von Franz Joseph und Elisabeth als König und Königin von Ungarn wurden in der Basilika von Frauenkirchen gedreht, weil man damals im kommunistischen Ungarn keine Dreherlaubnis bekommen hatte. Das finstere Gesicht des Kaisers in der Neuverfilmung störte Anna Paldan, so auch seine Anwesenheit bei der Geburt seiner Tochter. Sisi war ihr zu steif. Romy Schneider, die sie persönlich bei den Filmaufnahmen in Illmitz kennengelernt hatte, gefiel ihr besser.


Ein Fluch auf den Kaiser

Die romantischen Szenen kommen der historischen Wahrheit jedenfalls etwas näher als die Hardcore-Fassung. Einzig Franz Josephs Mutter, Erzherzogin Sophie, kommt in der Neuverfilmung besser weg, während sie bei Marischka das Böse-Schwiegermutter Klischee perfekt erfüllt. Sophie lebt in ständiger Angst vor einem Attentat auf Franz Joseph. Tatsächlich wurde ein Anschlag auf den Kaiser von einem ungarischen Schneider am 18. Feber 1853 verübt. Die ungarischen Freiheitskämpfer verziehen dem Kaiser nicht, dass er 1849 die ungarische Revolution mit aller Härte bekämpfen ließ. Sie trugen ihm die Hinrichtungen und schweren Kerkerstrafen der Freiheitskämpfer nach.
In der Neufassung nahm man sich auch kein Blatt vor den Mund, den Fluch einer ungarischen Frau aufgezeigt. Sie wünschte dem Kaiser ebenso viele Todesfälle innerhalb seiner Familie, wie er ungarische Freiheitskämpfer hinrichten lassen hatte. Ob man nun an den Fluch glaubt oder nicht, tatsächlich starb das älteste Kind des Kaiserpaares während ihres ersten gemeinsamen Aufenthaltes in Budapest.


Agenten-Thriller

Die Szene der Vertragsunterzeichnung für die Doppelmonarchie in der Neuverfilmung erinnert an einen James Bond-Film, in dem der Agent ein vermeintlich vergiftetes Weinglas leertrinkt, aus Spaß zu Boden fällt, um dem Kaiser zu demonstrieren, dass die Ungarn gegen ihn nichts Böses im Schilde führen. Der "Agent“ war Graf Andrassy, der nach dieser schamlosen Brüskierung des Kaisers mit Sisi einen wilden Csardas tanzt.


Kitsch oder Hardcore

Sissy Böhm aus Neusiedl am See ist der Meinung, dass der Film historisch weit von der Wirklichkeit abweicht. Eine Prostituierte als Hofdame komme ihr absurd vor. „Ich bleibe bei der kitschigen Marischka-Verfilmung“, meint sie.

Die Geschichte ist Teil des neuen Buches "Pannonische Schicksalslinien" von Andrea Glatzer und Ingrid Schramm.

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