Offener Brief einer 16-jährigen Urlaubsrückkehrerin

2Bilder

Ich richte mich mit diesem Schreiben an alle PolitkerInnen, die an der kürzlich ausgerufenen Reisewarnung für Kroatien beteiligt waren, sowie sämtliche BefürworterInnen dieser Entscheidung.

Meine Familie und ich haben uns vom 10.08 bis zum 17.08 in Vodice, Kroatien aufgehalten. Wir hatten diesen Urlaub bereits im Oktober gebucht und aufgrund der stabilen Lage hinsichtlich des Coronavirus in der Gespanschaft Šibenik-Knin, in welcher sich unser Hotel befand, auch angetreten, was aus meiner Sicht völlig vertretbar ist.
Am Freitag, den 15.08, haben wir von der Reisewarnung, die Österreich für Kroatien ausgerufen hat, erfahren, die für uns bedeutete, dass wir vor Montag zurückkehren mussten, um einen Covid19-Test oder einer 10-tägigen Qarantäne zu entgehen. Allerdings waren wir per Flugzeug angereist und hatten somit, aufgrund ausgebuchter Flieger, nicht mehr die Möglichkeit, auf einen früheren Flug umzubuchen.
Eine Testung vor Ort war uns nicht möglich, da eine solche in Kroatien ausschließlich für Personen mit entsprechenden Symptomen durchgeführt werden kann. Aus diesem Grund mussten wir auf eine Testung am Flughafen zurückgreifen; 360€ für drei PCR-Tests, die wir selbst bezahlen mussten. (Während sich jene Kroatien-Rückkehrer, für die ein PCR-Test nicht verpflichtend gewesen wäre, in Massen gratis beim Ernst-Happel-Stadion testen lassen konnten.)
Sie müssen nun bitte meinen Ausdruck verzeihen, doch ich komme mir in mehreren Hinsichten schlicht verarscht vor.

Ehrlich zugegeben staut sich meine Wut bereits seit der völlig überheblichen Dauer-Propaganda für Urlaub in Österreich an. Nachdem uns im Frühjahr quasi noch verboten wurde, überhaupt über einen Sommerurlaub nachzudenken, begann man die Situation zu nutzen, um einmal mehr für Unklarheit zu sorgen, indem man einerseits (vollkommen zurecht) die Grenzen wieder öffnet und andererseits alles Mögliche versucht, um den Menschen Auslandsurlaube ,,madig“ zu machen. Ganz ehrlich, ich habe das Gefühl, dass wir österreichische Bürger im Laufe der Corona -Zeit immer mehr unsere Mündigkeit verlieren, wenn es sogar schon soweit kommt, dass es uns kaum noch freisteht, ohne Einmischen der PolitikerInnen unser Urlaubsziel auszuwählen. Ja, man spricht zwar immer wieder von ,,Hausverstand“, doch auf der anderen Seite müssen Urlauber im Ausland, egal wie zivilisiert sie sich dort verhalten, jederzeit damit rechnen, von ihrer Politik zum Heimkehren aufgefordert zu werden. Entschuldigen Sie bitte, aber da kommt in mir das Bild von einer Übermutter auf, die ihre Kinder zurück zu sich ruft, sobald sie sich fünf Meter entfernen.

Wir wissen, dass das Virus da ist (dazu bedarf es im Übrigen keine täglichen Erinnerungen seitens Herrn Kurz auf seinem Instagram-Account) und wir wissen, dass es überall auf der Welt ist. Aber lassen Sie mich ehrlich sein, mir macht die Sorge über die Krankheit selbst viel weniger zu schaffen als das, was unsere Regierung wegen dieser Krankheit angerichtet hat und noch anrichten wird.
Ich fühle mich wirklich nicht mehr wie eine freie Bürgerin, sondern viel mehr wie ein eingesperrter Vogel unter einem Haufen Manipulierter und Diktatoren – ja, so denke ich. Und ich sehe keinen Grund, irgendwas zu beschönigen, nachdem es soweit gekommen ist, dass ich in öffentlichen Verkehrsmitteln und Supermärkten eine Maske tragen muss, unter der ich keine Luft bekomme, drei Monate lang nicht zur Schule gehen und ohne weiteres das Haus verlassen durfte und letztendlich sogar von ,,meiner“ Regierung aus dem Urlaub zurückgerufen wurde. Hätte man den Leuten vor einem Jahr gesagt, dass sie 2020 nicht ins Ausland fahren dürfen, ohne von ,,Vorbildsbürgern“ und der Politik angepöbelt und verurteilt zu werden, hätte wohl kaum jemand mit Verständnis reagiert.
Aber inzwischen haben wir die Leute größtenteils soweit, dass sie tatsächlich ,,brav“ sind und in Österreich bleiben, wo wir seit Tagen Neuinfektionen im dreistelligen Bereich haben – aber nein, nicht, dass Sie mich falsch verstehen, mir machen diese Zahlen keine Sorgen, denn ich habe nicht vor, Teil der Massenhysterie namens ,,Pandemie“ zu werden, bei der sich alles um ein Virus dreht, das bei 90% der Menschen nicht einmal Symptome hervorruft. Mir geht es hier einzig und allein um das Prinzip.
Jedes Land in Europa ist von den wirtschaftlichen Schäden betroffen, in jedem Land gibt es Neuinfektionen und das sind eben mal mehr und mal weniger.
Aber eines kann ich Ihnen sagen; Sie mögen das zwar glauben, doch Österreich ist nicht besser als all die ,,anderen“. Ich würde leider sogar sagen, dass das Gegenteil zutrifft, wenn ich mir ansehe, was die Regierung hier im Vergleich zum Virus angerichtet hat. Knappe 2000 aktuell Infizierte, 729 ,,Corona-Tote“ (wobei ich diese Zahl lieber gar nicht angeführt hätte, nachdem ich in einem Bericht über einen krebskranken Mann gehört habe, der sich mit Covid19 infizierte, starb und als Corona-Toter gemeldet wurde, obwohl seine Familie mehrmals eindrücklich klarstellte, dass es ihm seit seiner Corona-Infektion sogar BESSER gegangen war. Wie viele ähnliche Fälle in dieser Zahl stecken, sollte womöglich besser gar nicht erst ans Licht kommen.) und inzwischen knapp 20 000 wieder Genesene gegenüber unzähligen in die Brüche gegangen Unternehmen, ebenso unzähligen Arbeitslosen oder gar Armutsbedrohten, einer erhöhten Suizid-Rate, immer mehr Menschen, die psychologische Betreuung benötigen und einer gespaltenen und manipulierten Gesellschaft, die von einer diktatorisch-veranlagten Regierung unter Kontrolle gehalten wird.

Man sollte meinen, dass unter unseren PolitikerInnen ein Bewusstsein für die Lage unseres Landes vorhanden ist – leider scheint dafür unter diesem Corona-Wahnsinn allerdings kein Platz mehr zu sein.
Viel mehr sind wir jetzt wieder damit beschäftigt, uns Europa gegenüber zu inszenieren und weiterhin alle BürgerInnen in Österreich zu halten – wo die Leute im Schweizerhaus und den Clubs dicht an dicht trinken und feiern und die Kärntner Seen zu einem zweiten Ballermann machen.
Und ich möchte jetzt speziell Kroatien ansprechen, wo jedes Jahr tausende ÖsterreicherInnen ihren Urlaub verbringen. Ich stehe diesem Land sehr nahe und weiß, wie sehr Touristen dort geschätzt und gebraucht werden, weshalb auch in diesem Jahr österreichischen Urlaubern die Möglichkeit gegeben wurde, nach Kroatien zu reisen. Und damit hier nicht nur Menschen, die dieses Jahr nicht einmal in Kroatien waren und keine Ahnung von diesem Land haben, ihr Maul aufreißen, sage ich auch einmal etwas dazu: Ich habe mich in Kroatien weitaus wohler als in Österreich gefühlt und hatte nicht das geringste Gefühl von fehlender Sicherheit. Es stimmt, es wird dort keine riesige Panik-Aktion aus dem Virus gemacht, Covid19 wird nicht als lebensbedrohliche, bevölkerungsauslöschende Pandemie gesehen. Es wird einfach völlig normal Desinfektionsmittel in Geschäften etc. angeboten, zum Abstandhalten aufgerufen, wo nötig Masken getragen und, wie Zuständige aus Kroatien bereits mehrmals bekannt gaben, mit allen nötigen Mitteln auf die Gesundheit der Menschen achtgegeben. Wie bei uns werden Cluster eingegrenzt und Kontaktpersonen rückverfolgt und getestet.
Dass in Markarska dennoch Österreicher, Schweizer und Deutsche dicht an dicht feiern, führt zwar natürlich zu steigenden Infektionen, auch bei Reiserückkehrern; ist aber nichts anderes als die Feierei in Wiener Nachtlokalen oder am Wörthersee. Auch Urlauber aus anderen Ländern , allem voran Deutschland, die Urlaub in Österreich machen, haben sich bei uns angesteckt und das Virus in ihr Heimatland mitgebracht. Umgekehrt haben genauso Urlauber aus Deutschland etc. das Virus eingeschleppt – erst kürzlich wurde bekannt, dass ein Spieler des FC Liverpool beim Trainingslager in Salzburg positiv getestet wurde.
Was ich damit sagen will: Niemand ist hier in Europa besser oder schlechter als die anderen. Und jetzt dieses ,,Finger-Zeig-Spielchen“ hier abzuziehen und die Schuld für steigende Zahlen bei anderen zu suchen ist das Letzte. Solange unsere Regierung hier in Österreich weiterhin mehr Energie in das Suchen von Sündenböcken im Ausland und maßloser Propaganda für einen Urlaub in Österreich steckt als in das Treffen von volksnahen Entscheidungen, wird sich hier bei uns nichts ändern.
Ich sehe, ganz ehrlich, schwarz.
Die Reisewarnung für Kroatien hat das repräsentiert, was seit Monaten in diesem Land geschieht – Selbstinszenierung, egoistische Beschlüsse und eine völlig verblendete Sicht auf unser eigenes Land, sowie den Rest Europas.
Anstatt, dass wir uns darauf konzentrieren, warum hier direkt in Österreich die Zahlen steigen (nochmal ein paar Stichworte: Schweizerhaus, Nachtlokale, Wörthersee, St.Wolfgang), suchen wir die Schuld im Ausland und ,,finden“ sie in Kroatien.
Rund 40 000 Österreicher haben sich dort befunden, als am Freitag die Warnung ausgerufen wurde. Ein Großteil mit dem Auto. Und wie es sich unsere Regierung wohl auch erhofft hatte und ein kroatischer Gastronom und Hotelier auch sehr treffend formulierte, hatte man plötzlich das Gefühl, ein Krieg würde ausbrechen – schlagartig schien alles leerer zu werden, die Menschen wurden unter Druck gesetzt, in Panik versetzt. Nachdem ich es vorerst auch für die bessere Lösung gehalten hätte, vorzeitig mit einem früheren Flug zurückzukehren, bin ich inzwischen mehr als dankbar, geblieben zu sein. Ich bin keine Marionette, die man beliebig dorthin tanzen lassen kann, wo man will. Ich hätte bis Montag in Kroatien bleiben sollen und ich blieb auch bis Montag in Kroatien (wo ein Urlaub mit Sicherheit weitaus ungefährlicher ist, als am Wörthersee).
Und ich möchte an dieser Stelle auch all jenen danken, die trotz der Panikwelle in Kroatien geblieben sind und auch trotz der Reisewarnung dorthin reisen. Ich würde das nicht sagen, wenn ich wüsste, dass es verantwortungslos wäre, nach Kroatien zu reisen, aber das einzig Verantwortungslose, was ich im Moment erkenne, ist unsere Regierung.
Mal abgesehen davon, dass wir die Deutschen, wo die Zahlen enorm steigen, nahezu zu uns eingeladen haben und wohl auch keine Reisewarnung seitens der Deutschen für Österreich befürworten würden, hätte ich wirklich nicht gedacht, dass man eine Volksgruppe, die in Österreich sehr geschätzt wird und eine große Rolle spielt, so behandelt. Zusätzlich ist Kroatien Teil der EU, die ja angeblich eine Einheit ist, aber ich sehe hier eigentlich nur Egoismus.
JEDER Österreicher, der auch nur ansatzweise gebildet ist, weiß, dass Kroatien vom Tourismus abhängig ist – Österreich mit Sicherheit nicht.

Ich sage es ganz ehrlich: Ich werde diesen Umgang mit Kroatien und auch mit uns Urlaubern nicht tolerieren.
Die Dummheit, die in der Reisewarnung für Kroatien steckt, zeigt sich nochmal deutlicher, wenn man sich anschaut, wie die Zahlen zB auch in Griechenland enorm steigen – weit über 300 Neuinfektionen an einem Tag (Rekordanstieg). Nach der Vorgehensweise unserer Regierung müsste man eigentlich meinen, dass nun eine sofortige Reisewarnung für ganz Griechenland folgt (aus regionalen Ausbrüchen machen wir uns ja sichtlich nicht viel).
Dazu kommt, dass Urlauber auf den Balearen scheinbar eher toleriert werden als jene in Kroatien, wenn diese fast eine Woche Zeit haben, zurückzukehren und Kroatien-Urlauber knappe zwei Tage. Da kommt bei mir schon die Frage auf, ob man vielleicht einfach Würfel genommen hat, um die Anzahl der Tage festzulegen,
Aber viel mehr beschäftigt mich die Frage, wie es überhaupt soweit kommen konnte, dass die Regierung UrlauberInnen zur Rückkehr auffordert. Das hat meiner Meinung nach nicht mehr viel von einer Demokratie – aber gut, das bin ich seit Mitte März ja bereits bestens gewohnt.

Mir ist durchaus bewusst, dass meine Worte nicht auf viel Zuspruch in Österreich treffen werden und ich vor allem die Gruppe der ,,Vorbildsbürger“, die unsere Regierung ehren, als wäre sie ehrenswert, der frustrierten Nicht-Urlauber, die sich vor lauter gekauften Gartenzwergen, Schürzen und ,,Bin-im-Garten-Schildern“ keinen Urlaub mehr leisten können, und jenen, denen alles egal ist, was sie nicht selbst betrifft, mit diesem Schreiben verbal angegriffen habe. Aber ich bin ehrlich: Es ist mir egal. Wer wirklich angegriffen wurde, das ist/sind Kroatien und unsere Bürgerrechte. Und das ist mir nicht egal.

Ich verbleibe mit der Hoffnung, dass die klärenden Worte jener, die wirklich etwas mit Kroatien zu tun haben, irgendwann nicht mehr wie an einer Wand abprallen und es weiterhin Menschen mit Hirn gibt, die Kroatien nicht im Stich lassen.

DANKE!

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

43 Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
SPS: Catering im Seewinkel | Foto:  ©SPS
17

Partyservice & Catering
Der regionale Gourmet-Anbieter im Seewinkel

Der Seewinkler Partyservice bietet kalte und warme Delikatessen, Gegrilltes sowie Picknick am See: Feinste Leckereien als Catering, aus bevorzugt regionalen und frischen Zutaten. FRAUENKIRCHEN. Ob dekoratives Fingerfood, kalte Platten oder warme Strudel, Wraps und Burger, der Seewinkler Partyservice bietet für jede Gelegenheit und jedes Event die passende - köstliche - Lösung. Auch kreative Ideen und individuelle Wünsche setzt das Team gerne um. Das schmutzige Geschirr? Nimmt SPS wieder mit! ...

Neu auf MeinBezirk.at
Sudoku - gratis und so oft du willst, spiele jetzt!

Jetzt kannst du Sudoku auf MeinBezirk.at spielen - gratis und unbegrenzt. So spielst du Sudoku: Wähle deinen gewünschten Schwierigkeitsgrad: leicht, mittel, schwer. Klicke ins gewünschte Feld, setze eine Zahl von 1 bis 9 ein - und fülle alle leeren Felder. Ziel des Rätsels: In jeder Zeile (waagrecht), Spalte (senkrecht) und jedem Block (3 mal 3 Zellen) soll jede Ziffer genau nur einmal vorkommen.

Hier findest du den aktuellen Mondkalender ab sofort. Jeden Monat neu. | Foto: RegionalMedien Burgenland
1 3

Gesundheit, Haushalt, Garten & Schönheit
Dein Mondkalender für den April 2024

Die RegionalMedien Burgenland präsentieren den aktuellen Mondkalender für April 2024. Ein Mondzyklus dauert ca. 28 Tage. Dabei durchläuft er verschiedene Phasen, die unterschiedliche Qualitäten haben. Nach alter Überlieferung sollte man bestimmte Arbeiten also stets zur richtigen Zeit erledigen. Vom Einpflanzen der Tomaten 🍅 bis hin zum Haare schneiden 💇 – die Mondphase kann darüber entscheiden, ob die roten Früchtchen zur Attraktion in der Nachbarschaft und dein Kopf zur Löwenmähne 🦁 wird....

Benzin- & Dieselpreise
Die billigsten Tankstellen im Burgenland

Hier erfährst du täglich, wo im Burgenland die billigsten Tankstellen zu finden sind, wie man günstig tankt, und wie man Sprit sparen kann - immer AKTUELL. BURGENLAND. In ganz Österreich ist es immer am günstigsten, am Vormittag zu tanken. Denn Tankstellen dürfen nur einmal täglich um 12 Uhr die Spritpreise erhöhen. Preissenkungen sind jedoch jederzeit in unbegrenzter Anzahl und Ausmaß möglich. Wir aktualisieren die Liste der günstigsten Tankstellen im Burgenland täglich mit den aktuell...

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus dem Burgenland auf MeinBezirk.at/Burgenland

Neuigkeiten aus dem Burgenland als Push-Nachricht direkt aufs Handy

Bezirksblätter auf Facebook: MeinBezirk.at/Burgenland

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus dem Burgenland und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.