Neusiedler See Tourismus im Interview
"Touristische Nutzung ist vordergründig nicht das Problem"
NEUSIEDL. Im Interview mit den Bezirksblättern spricht der Beiratsvorsitzende der Neusiedler See Tourismusgesellschaft und Obmann des Tourismusverbandes Region Neusiedler See Friedrich Katz über die vergangene Saison, Probleme im Tourismus und wie man sie regional lösen könnte.
Bezirksblätter: Der Tourismus in seiner wirklichen Form ist ja weiterhin nicht möglich – was ist Ihre Meinung zu den letzten Entscheidungen der Regierung?
Friedrich Katz: Skifahren um jeden Preis war eine klare Fehlentscheidung, welche unsere wichtige Saison extrem gefährdet. Unsere Saison reicht von Ostern bis zum Martiniloben, mit Ausnahme der Therme. Der vergangene Sommer hat ja bewiesen, dass unsere Tourismusbetriebe sehr souverän mit den Sicherheitsmaßnahmen umgegangen sind.
Mussten Betriebe in unserem Gebiet bereits zusperren, sind Mitarbeiter in Kurzarbeit bzw. mussten viele entlassen werden?
Wer immer sich das Kurzarbeitsmodell auf Dauer leisten kann, hat es genützt um die Arbeitskräfte bei einer Wiederöffnung bereit zu haben. Dennoch war bei einem Teil der Arbeitskräfte nur die Kündigung mit Wiedereinstellungsabsicht aus wirtschaftlicher Sicht möglich.
Wie ist Ihre Meinung zum Tourismus am Neusiedler See allgemein und die Nutzung des Sees auf ungarischer Seite?
Ich sehe in der starken Ablehnung des ungarischen Projektes das typische Kirchturmdenken. Wir haben 10 höchst erfolgreiche Seegemeinden und die Ungarn nur Eine. Wichtig ist, dass die ökologische Belastung des Sees nicht gefährdet wird.
Wie stehen Sie zur Verbauung des Seeufers – aktuell wird ja um den geplanten Standort des Krankenhauses bei Gols diskutiert?
Einer Verbauung des Seeufers außerhalb der Gemeindegebiete stehe ich, wie viele andere auch, sehr kritisch gegenüber. Jedoch innerhalb der Gemeindegebiete sollte man wichtigen touristischen Projekten nicht die Prügel zwischen die Beine werfen. Denn der See ist das Juwel im burgenländischen Tourismus. Zum Thema Krankenhaus Gols, dass ja nicht am Seeufer liegt, denke ich, es wird sicherlich noch gut nutzbare Fläche außerhalb des Natura 2000 Gebietes geben.
Wie schaffen wir ein Gleichgewicht aus touristischer Nutzung und einer naturnahen Erhaltung des Sees? Was wäre die Ideallösung für alle Beteiligten, Ihrer Meinung nach?
Die touristische Nutzung ist vordergründig nicht das Problem, sondern vielmehr die zugelassenen Nutzungsfehler. Beispielsweise hochmotorisierte Elektro-Motorboote, welche kein Geschwindigkeitslimit haben oder auch die überwiegend veralteten Fähren, deren Umrüstung auf E-Antrieb dringend anstehen würde. Ich wiederhole mich, touristische Nutzung unter strengen Auflagen in den Gemeindegebieten ja und Finger weg vom zig Kilometer langen Naturraum, besonders dem Schilfgürtel. Welcher jedoch eine nachhaltigere Bearbeitung erfordern würde um die Wasserqualität hoch zu halten.
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