Jüdisches Frauenkirchen: Gedenkstätte "Garten der Erinnerung" eröffnet!
FRAUENKIRCHEN (doho). Die jahrhundertelange Geschichte der Juden in den sieben "heiligen" Gemeinden im Burgenland fand mit dem Anschluss Österreichs an Deutschland 1938 ein jähes, brutales Ende.
Mit dem "Garten der Erinnerung", der an der Stelle der alten Synagoge errichtet worden ist, soll an die jüdische Gemeinde Frauenkirchens erinnert werden. Er wurde vergangenes Wochenende im Tempelviertel feierlich eröffnet.
Lebende Erinnerung
Es war der Verein "Initiative Erinnern Frauenkirchen", der den Anstoß zur Gründung einer Gedenkstätte gegeben hat. Die wissenschaftliche Grundlage zur jüdischen Gemeinde lieferte Historiker Herbert Brettl. Für seine Beiträge zur Erforschung der Stadtgeschichte wurde ihm der Ehrenring der Stadt Frauenkirchen verliehen. Sein Buch über die Juden Frauenkirchens erschien dazu in einer dritten, erweiterten Auflage bei edition Lex Liszt12. Bei Ausgrabungen ist man neben Resten der alten Synagoge auch auf Spuren einer Betstätte aus dem 18. Jahrhundert gestoßen. Auf einem Bildschirm kann man in drei Sprachen und einer hübschen Animation einen digitalen Rundgang durch die Synagoge machen. Kleine Häusermodelle veranschaulichen den Lebensort der Juden in Frauenkirchen, samt Bäcker, Schächter und Schul´.
Auf eine freundschaftliche Zukunft
"Die Gedenkstätte soll der Beginn einer freundschaftlichen Zukunft kommender Generationen sein.", so Bürgermeister Hans Ziniel, der die Errichtung des Gartens unterstützt hat. Der Garten sei ein Grund zur Freude, wenn sich so viele gegen das Vergessen einsetzen, sagte die israelische Botschafterin Talya Fresher-Lador.
Erfreut über die Initiative und die Eröffnung des Gartens waren auch Landeshauptmann Hans Niessl und Ex-Kulturminister Josef Ostermayer, die beide vor den Gefahren des wiederkehrenden Antisemitismus warnten. Die Geschichte Frauenkirchens beweist, welchen Verlust die Vertreibung der Juden brachte. Von den vertriebenen Bewohnern kehrte nur der Getreidehändler Paul Rosenfeld zurück. Mit seinem Tod 2003 erlosch das jüdische Leben in Frauenkirchen.
Nachfahren der einst Vertriebenen waren zur Eröffnung angereist. Sie durften das Tor zum Garten der Erinnerung öffnen. "Es bedeutet uns sehr viel, dass es das jetzt gibt. Meine Großmutter hat kein Grab. Die Gedenkstätte, an dem Ort, an dem sie aufgewachsen ist, zu wissen, ist sehr befriedigend.", so ein älterer Herr.
"Es berührt uns sehr! Besser spät als nie!", sagte eine Nachfahrin des jüdischen Lehrers Kraus.
Das bronzene Kunstwerk in der Mitte des Gartens zeigt eine Nachbildung der Torarolle, die der Soldat Emmanuel Fried vor der Flucht gerettet hat. Sie befindet sich heute nahe Jerusalem. Für die Gedenkstätte hat die Künstlerin Dvora Barzilai sie in Bronze nachgestaltet.
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