Wildromantisches zwischen den Rauhnächten
Kogelsteine bei der Feenhaube
Passend zur Jahreszeit der Rauhnächte habe ich mir zwischen Weihnachten und Neujahr erstmals die Kogelsteine nahe Eggenburg angesehen. Manche nennen diesen Ort das österreichische Stonehenge, obwohl die Felsformationen hier größtenteils natürlichen Ursprungs und nicht von Menschenhand (Trollhand? Riesenhand?) gefertigt sind. Trotzdem verstehe ich, warum Vergleiche gezogen werden. Die Gegend hat eine magische Ausstrahlung. Scherbenfunde und Opferschalen belegen, dass sich hier vor Jahrtausenden Menschen trafen und wahrscheinlich auch Rituale abhielten. "Wächter" und "Kimme-und-Korn"-Steine ermöglichen die genaue Bestimmung von Winter- und Sommersonnenwende.
Ein eisiger Wind weht, als wir einem der Trampelpfade (ich mag den englischen Ausdruck "desire lines") hinauf zum Wächter folgen. Man sagt, dass zwischen Feenhaube (auch "Fehhaube") besondere Energien spürbar sind, aber wir fühlen nur die Kälte unsere zahlreichen Kleidungsschichten durchdringen. Doch mein Hund ist außer Rand und Band - wer weiß, vielleicht empfangen seine unverdorbenen Sinne andere Schwingungen als wir mit unseren hochgeklappten Kragen und dicken Sohlen. (Allerdings sagte mir eine Freundin beim Betrachten der Fotos, dass der "Schwammerlstein" aussieht, wie ein gigantischer, aus der Erde ragender Knochen, also lag die Euphorie möglicherweise auch nur daran.)
Es ist ungemütlich, aber seltsamerweise ist die Atmosphäre trotzdem - schön. Denn schön ist es wirklich, auf wildromantische Art. Der Ausblick, die karge, aber robuste Vegetation. Bäume, die mit ihrer hartnäckigen Kraft riesige Gesteinsbrocken verschoben haben, und irgendein Kraut blüht gerade. Man sieht sich um und fühlt sich unweigerlich inspiriert.
Ich denke an die alte Legende, die besagt, dass die Feenhaube ein versteinerter Wassermann sei, der einer badenden Fee die Haube stahl. Immerhin, früher war hier mal ein Meer. Das erahnt man auch, wenn man den Blick schweifen lässt. Jetzt ist es fruchtbares Ackerland, aber die skurril angeordneten Steine sind immer noch hier. Zeugen lange vergangener Zeiten. Generationen von Menschen sind gekommen und gegangen, aber viele schlüpfen noch heute durch die schmale Lücke in einem dieser Granithaufen, in der Hoffnung, Sorgen, Ängste oder Lasten loszuwerden. Der Hund hat es übrigens auch getan. ;)
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