"Schmerz und Trauer können wir den Betroffenen nicht abnehmen" - Das AKUTteam Niederösterreich über die Herausforderungen der psychosozialen Betreuung
Das AKUTteam Niederösterreich bietet, in Zusammenarbeit mit den Rettungsorganisationen, kostenlose und rasche psychosoziale Betreuung für Menschen in Krisensituationen. Mit der Integration in den Notruf NÖ konnte dieser Dienst langfristig abgesichert werden.
Plötzliche Todesfälle, akute Krisen oder Schicksalsschläge - um Zeiten der Trauer zu überstehen benötigt man Zeit, Halt und oftmals professionelle Unterstützung.
"Wenn die Psyche betroffen ist, ist die Notfallrettung nicht die optimale Lösung"
In Niederösterreich bietet das AKUTteam NÖ seit mehr als 15 Jahren rasche und kostenlose psychosoziale Betreuung, seit 1.Jänner 2017 gehört das Team rund um Mag. Sandra Pilzl zur Organisation Notruf NÖ und konnte damit diese immer wichtiger werdende Dienstleistung des Landes Niederösterreich langfristig sichern.
"Der Betrieb des AKUTteams NÖ ist uns als Notrufbetreiber ein besonderes Anliegen. Denn in einigen Fällen ist die Notfallrettung nicht die optimale Lösung. Nämlich dann, wenn die Psyche oder die soziale Situation betroffen sind und keine akute Erkrankung oder Verletzung eingetreten ist." erklärt Christof Constantin Chwojka, Geschäftsführer des Notruf NÖ.
Rund um die Uhr im Einsatz
24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr stehen rund um die Uhr eine Fachkraft für Sozialarbeit und für fünf Regionen jeweils eine Psychologin bzw. ein Psychotherapeut in Bereitschaft um in ganz Niederösterreich, in den ersten Tagen und Wochen nach einem möglicherweise traumatisierenden Ereignis, Betroffene zu betreuen.
"Durchschnittlich werden jährlich rund 730 Einsätze verzeichnet" berichtet Stefan Spielbichler, Pressesprecher der Notruf NÖ GesmbH. Ein messbarer Anstieg über die Feiertagszeit war laut Spielbichler nicht spürbar.
Wann kommt das AKUTteam zum Einsatz?
"Wird ein Ereignis als sehr intensiv erlebt oder gibt es vorangegangene Belastungen in der Lebensgeschichte, dann können die derzeitigen Bewältigungsmöglichkeiten der Betroffenen nach einem Notfall so überfordert sein, dass eine fachliche Betreuung durch uns notwendig ist." erklären die beiden Fachkräfte Mag. Sandra Pitzl und Mag. Elisabeth Weber-Schigutt.
"Den Schmerz und die Trauer können natürlich auch geschulte Fachkräfte den Betroffenen nicht abnehmen. In der Akutbetreuung geht es vor allem darum, die eigenen Ressourcen der Betroffenen zu aktivieren und sie soweit zu unterstützen, dass wieder eine Form von Alltag möglich ist" ergänzt Stefan Spielbichler.
Laut Spielbichler sind die Einsatzkräfte zwar alleine im Einsatz vor Ort, haben im Hintergrund jedoch immer den Journaldienst als Unterstützung und Anlaufstelle für fachliche Fragen.
Persönlicher Ausgleich immens wichtig
Dass die Arbeit als professionelle Stütze in Krisensituationen enorm belastend ist, scheint einleuchtend. Auf die Frage wie die Mitarbeiter des AKUTteams mit der beruflichen Schwerkost umgehen, weist Stefan Spielbichler erneut auf das gute Backup-System im Einsatz hin. "Auch nach dem Einsatz sind ausführliche Reflexions- und Intervisionsgespräche jederzeit möglich. Wichtig ist auch das regelmäßige Supervisions- und Fortbildungsangebot, um sich fachlich auszutauschen bzw. weiterzubilden. Andererseits ist für Notfalleinsätze auch der persönliche Ausgleich, zum Beispiel in Form von Hobbys und Familienleben, immens von Bedeutung."
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.