Auswirkungen des Hochwassers
So leiden Wildtiere unter der Katastrophe
- Vermehrte Meldungen von Fallwild in Niederösterreich.
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Das Unwetter hatte nicht nur Auswirkungen auf uns Menschen, sondern auch auf die Widtiere. Der Einfluss des Hochwassers auf das Wild war dabei regional sehr unterschiedlich.
NÖ. Die Nachwehen des Unwetters sind immer noch spürbar, doch auch die Tierwelt ist stark betroffen worden. Wildtiere kamen zum Teil in den Fluten und im Hochwasser zu Tode. Der lang anhaltende Starkregen scheint in manchen Gebieten jedoch zum Teil erst später Auswirkungen zu haben. Die bisherigen Untersuchungen des NÖ Jagdverbandes in Kooperation mit diversen Tierärzten deuten darauf hin, dass der abrupte Wetterumschwung mit lang anhaltendem Regen zu starker Unterkühlung und damit einhergehenden Erkrankungen, etwa Lungenentzündung, geführt hat.
Vermehrt Fallwild
Als Fallwild wird Wild bezeichnet, das ohne Gewalteinwirkung zu Tode kommt. In einigen Revieren wird seit den starken Niederschlägen und dem Hochwasser vermehrt Fallwild gefunden, wobei dies aber regional sehr unterschiedlich ist.
- Bezirksjägermeister Martin Schacherl: "Der Bezirk Lilienfeld verfügt über einen gut strukturierten Bestand bei allen Wildarten."
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"Auf Grund des tagelangen Regens in für uns ungewohnter Menge gibt es in den letzten Tagen vermehrte Meldungen von Fallwild",
informiert Martin Schacherl, Bezirksjägermeister. Hauptsächlich Rehkitze und schwache Geisen, und das in fast allen Hegeringen des Bezirkes.
"Nach Rücksprache mit unserem Amtstierarzt ist der Grund die tagelange Nässe durch den massiven Regen. Es gab keine Möglichkeit für die Tiere, sich zu trocknen. Dazu kommt die vorangegangene Trockenphase, die auf die Qualität des Futterangebotes negative Auswirkungen hatte",
so Schacherl.
Wie viele Wildtiere zu Fall kamen, ist bislang nicht zu sagen. Abschätzungen sind erst in einigen Wochen möglich, wenn das Wasser auch in den Auen zurückgegangen und die Reviere begehbar sind. Priorität hat das schnelle Entsorgen des Fallwilds und der Kadaver, wo dies erforderlich ist. Deshalb wirken neben den Jägerinnen und Jägern auch Kommunen, Betriebe sowie Land- und Forstwirtschaft an der Sammlung und Entsorgung mit. Das ist ein wichtiger Beitrag für die Allgemeinheit. Die Fallwildzahlen werden in den Abschusslisten und -plänen vermerkt und werden angerechnet. Das ist nötig, um gesunde, vielfältige Bestände zu erhalten.
Landesjägermeister Josef Pröll:
„Der Starkregen und das Hochwasser haben in einem unfassbaren Ausmaß Städte, Dörfer, Häuser und Verkehrswege in Mitleidenschaft gezogen. Unsere Gedanken sind bei den Betroffenen. Aber auch die Lebensräume und Wildbestände haben zum Teil Schaden genommen: Viele Tiere kamen in den überschwemmten Gebieten sowie aufgrund von Krankheiten durch das nasskalte Wetter um. Vor allem Rehe, Wildschweine und Feldhasen, aber auch Igel oder andere am Boden lebende Tiere waren davon betroffen. Die Jägerinnen und Jäger schätzen nun die Schäden und die Bestände, um Ableitungen für die Bejagung sowie die Hege und Pflege des Wildes und der Lebensräume zu treffen. So wird etwa fehlende Äsung aufgrund der Verschlammung durch Notzeitfütterung ausgeglichen. Das sowie die Entsorgung des Fallwilds sind wichtige Maßnahmen, die der Wildgesundheit und der Allgemeinheit zugutekommen."
- Jägerinnen und Jäger arbeiten eng mit Gemeinden zusammen, um die Wildtierbestände zu sichern und Kadaver fachgerecht zu entsorgen.
- Foto: pexels
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Einen Beitrag leisten
"Aber wir alle können einen Beitrag leisten, indem wir uns in den Wildtierlebensräumen ruhig und wild gerecht verhalten sowie eine Beunruhigung und damit einen Energieverlust vermeiden",
so Landesjägermeister Pröll.
"Wir bitten zudem alle Hundehalter, ihre Tiere bei Wanderungen und Spaziergängen in der Natur anzuleinen.“
Strukturierter Wildbestand
Der Bezirk Lilienfeld verfüge über einen gut strukturierten Bestand an allen Wildarten.
"Diesen zu erhalten ist Aufgabe der Jäger gemeinsam mit den Grundbesitzern",
erläutert der Bezirksjägermeister.
"Die Artenvielfalt erstreckt sich über Reh und Rotwild, Gamswild, Schwarzwild und in einigen Revieren auch Muffelwild."
- Die Tiere kamen zum Teil in den Fluten und im Hochwasser zu Tode. SYMBOLBILD
- Foto: dragh/pixabay
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Beobachtung gefragt
Die Jägerinnen und Jäger unterstützen beim Entsorgen des Fallwilds, lassen verdächtige Funde von Veterinären oder dem Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie (FIWI) untersuchen und behalten die Entwicklungen und Bestände im Auge. Das sowie Losung und andere Spuren von Wildtieren geben Rückschlüsse auf die Bestände. Fallwild wird auf den Abschussplan angerechnet und die Bejagung der Entwicklung der Bestände angepasst. Wo Notzeitfütterung aufgrund von fehlender Äsung notwendig ist, wird diese umgesetzt.
Das Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie ist ein Institut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Sein Hauptziel besteht darin, das Verhalten und die Bedürfnisse von Wildtieren im ökologischen Kontext zu untersuchen. Auf dieser Grundlage werden wissenschaftliche Erkenntnisse entwickelt, die einen wirksamen Natur-, Arten- und Umweltschutz sowie die nachhaltige Nutzung multifunktionaler Landschaften unterstützen.
Folgende Maßnahmen werden permanent gesetzt:
- Dialog und Aufklärung von land- und forstwirtschaftlichen Betrieben sowie Zusammenarbeit bei diversen Maßnahmen
- Das Anlegen von Strauch- und Baumstreifen, die Wind und Wasser bremsen und eine Flucht ermöglichen
- Das Säen von Wildäckern, Wiesen und Brachflächen als natürliches Futter, die gemeinsam mit der Landwirtschaft angelegt werden
- Das Mitwirken bei der Planung von Hochwasserschutzmaßnahmen, um auch Wildtierinteressen zu wahren
- Das Schaffen von Wildinseln entlang von Gewässern, auf die sich Wildtiere im Falle eines Hochwassers zurückziehen können, aber auch Erhaltung natürlicher Hochlagen
- Erhaltung von Auen und Pufferzonen, die bei Hochwasser überflutet werden und Wildtiere außerhalb dieser Zonen besser schützen
- Das Schaffen und Schützen von Einständen, die Schutz vor dem Wetter bieten
- Erhaltung und Schaffung von Grünbrücken und Wildkorridoren, die eine sichere Flucht ermöglichen
- Das Entwickeln und Erhalten wild geeigneter Lebensräume sorgt für gesunde und robuste Bestände, die Extremwetterereignisse besser überstehen können. Ein nachhaltiges und weitsichtiges Bestandsmanagement sorgt für optimale Sozialstrukturen, die ebenfalls einen positiven Beitrag leisten.
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