Heroin und Kokain statt Paradeiser und Salat
Vier "Gemüsehändler" vor Gericht
WIENER NEUSTADT. Ein Monsterprozess, der über drei Verhandlungstage anberaumt ist, findet derzeit am Landesgericht Wiener Neustadt statt. Vier (von insgesamt neun Angeklagten) mussten sich heute das erste Mal vor einem Schöffengericht (Vorsitz: Richterin Birgit Borns) verantworten. Die Anklage: Verbrechen des Suchtgifthandels. Die Angeklagten sollen im Rahmen einer kriminellen Vereinigung Heroin und Kokain aus anderen Staaten nach Österreich eingeführt und diese in Österreich verkauft haben, unter anderem in einem Gemüsegeschäft.
Der Gemüseladen-Fall
Dies machte vor zwei Jahren als der "Gemüseladen-Fall" Schlagzeilen. Die Polizei konnte nach monatelangen Observierungen und Scheindeals mit Mittelsmännern eine türkische Großfamilie im Wiener Neustädter Zehnerviertel und viele sogenannte "Läufer" hochnehmen.
Bei einer Drogen- und Geldübergabe klickten für zwei Männer die Handschellen. Dabei fanden die Polizisten und zwei Suchtgiftspürhunde drei kg Heroin und 15 kg Morphin - versteckt in vier Handfeuerlöschern. "Aufgrund des hohen Reinheitsgrades der sichergestellten Suchtmittel kann von einem Straßenverkaufswert von ca. 6 Millionen Euro ausgegangen werden", berichtet damals die Landespolizeidirektion.
An die 180 kg Drogen mit einem Straßenverkaufswert von neun Millionen Euro soll die türkische Familie in den vergangenen zehn Jahren an Mann und Frau gebracht haben. Dabei diente das Lebensmittelgeschäft in der Allzeit Getreuen als "Zentrale". Hier hat eine kurdische Familie die Drogen bestellt, verpackt sowie selbst und über Läufer verkauft.
"Der Clan mit bis zu 100 Personen soll Suchtmittel – insbesondere Heroin – in großem Stil von der Türkei über Italien nach Österreich bzw. auch in andere europäische Länder geschmuggelt und weiterverkauft haben", schilderte Johann Götz, leitender Beamter beim Landeskriminalamt NÖ.
Das Quartett, das jetzt auf der Anklagebank in Wiener Neustadt Platz nehmen musste, dürfte mitten drin im Dealer-Geschehen gewesen sein. Beim Schmuggel, beim Verkaufen, beim Verpacken, beim Weitergeben an Unterhändler - und auch beim verhängnisvollen Deal mit dem verdeckten Fahnder. Alle vier Personen haben einschlägige Vorstrafen und sitzen teilweise gerade hohe Haftstrafen ab.
Drei Männer bekannten sich teilweise schuldig, ein Mann nicht schuldig. Am ersten Tag fand die Einvernahme der vier Männer statt. Ein weiterer Angeklagter entschuldigte sich mit einem "Autounfall", zwei weitere zur Verhandlung ausgeschriebene Männer, halten sich im Ausland auf.
Detail am Rande: Dieses Verbrechen war eines der Hauptauslöser für die "Aktionen Scharf" am Bahnhof und in den Parks.
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