Eine 60-köpfige Delegation aus Niederösterreich besuchte den Riesen im Osten
Niederösterreich: Keine Angst vor China

Milliardenmarkt Johanna Mikl-Leitner führte eine 60-köpfige Wirtschaftsdelegation nach Shanghai und Hongkong. | Foto: Oswald Hicker
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Landeshauptfrau Mikl-Leitner besuchte mit einer NÖ-Delegation China: Eine Woche in einer anderen (Wirtschafts-)Welt.

CHINA/HONGKONG. Eine düstere Dunstglocke liegt über der 24 Millionen Einwohner-Metropole Shanghai, als der Konvoi der niederösterreichischen Wirtschaftsdelegation rund um Johanna Mikl-Leitner und Landesrat Martin Eichtinger ins Stadtzentrum rollt. Ständig verfolgen Blitze die Busse – kein Gewitter, es sind Überwachungskameras, die jedes Auto auf der Straße fotografieren. Ständig, alle paar Hundert Meter. Auch in der Innenstadt heißt es bitte Lächeln. Sogar die Fußgängerampeln sind mit Kameras ausgestattet, sie fotografieren jeden, der bei Rot über den Zebrastreifen huscht. China im Jahr 2019. Längst kein rückständiges Entwicklungsland, eine pulsierende Wirtschaftsmacht mit lückenloser Hightech-Überwachung.

Ein Blick in die Zukunft

Die 60-köpfige Delegation hat ein dichtes Programm vor sich. Politiker, Wirtschaftstreibende und Kammerfunktionäre aus Niederösterreich wollen einen Blick in die Zukunft werfen, Kontakte knüpfen und vielleicht den
Sprung auf den weltgrößten Binnenmarkt mit 1,4 Milliarden Konsumenten wagen. Einen ersten Blick auf diese Zukunft erhaschen die Teilnehmer bei Deep Blue Technology.

Hier wird künstliche Intelligenz entwickelt, die alle Ampeln auf Grün schaltet wenn die Feuerwehr kommt, Service-Roboter lesen einem Wünsche buchstäblich von den Augen ab. Sogar der Firmen-Kühlschrank erkennt die Gesichter der Mitarbeiter, registriert was sie zur Jause entnehmen und bucht den Betrag gleich vom Konto ab.

Aus Karlstein/Thaya nach China

Kurz darauf trudelt die Delegation bei einem ein, der es geschafft hat hier zu bestehen. Der Autozulieferer Pollmann aus Karlstein an der Thaya hat 2006 hier im JangtseDelta ein Werk errichtet, um die boomende asiatische Autobranche zu beliefern. Von den 1.800 Mitarbeitern arbeiten inzwischen
500 in China. An diesem Tag wird eine neue Werkshalle eröffnet. Neben der Landeshauptfrau ist auch die örtliche Polit-Prominenz erschienen. Parteichef Wang Jianhuan überbringt die Grüße des Volkskongresses und betont wie gut das neue Werk in die Strategie des 19. Parteitages „Eine Achse, zwei Flügel und zwei Kernpunkte“ passt. Vizebürgermeisterin Li Hui überbringt Grüße der Volksregierung und lobt den Beitrag der Fabrik zum Wirtschaftswachstum und den Erfolg der Strategie „Ein Kopf, mehrere Flügel“. Die bildreiche Sprache der Asiaten bleibt für viele Österreicher ein Rätsel. Trotz aller kultureller Unterschiede funktioniert die Zusammenarbeit aber hervorragend. Firmenchef Markus Pollmann: „Die Geschäftsbeziehungen hier sind gut, die größte Herausforderung ist es gutes Personal zu finden.“ Aus den Gewinnen in China werden jetzt übrigens 14 Millionen Euro im heimischen Vitis investiert. Weiter geht es zu Pollmanns Kundschaft auf die „Auto Shanghai“, die größte Automesse Chinas.

Mister Meng liebt Kottingbrunn

Mister Meng ist Chef der Entwicklungsabteilung des chinesischen Automobilkonzernes „Great Wall Motors“. Er ist den umgekehrten Weg der Pollmanns gegangen und hat die Forschungsabteilung für E-Mobilität mithilfe der Landeswirtschaftsagentur ecoplus nach Kottingbrunn verlegt. Warum? „Wegen der hervorragenden Ingenieure“, schwärmt der Firmenboss. „Wir haben 40 Ingenieure in unserer Abteilung und wir sind mit den Ergebnissen sehr zufrieden. Der Standort ist nicht in Gefahr, im Gegenteil, wir werden wachsen müssen.“

Treffen mit Kurz in Hangzhou

Nach langen Tagen und Nächten in Shanghai ist die Delegation in Hangzhou geladen. Dort stößt auch Bundeskanzler Kurz zur Delegation und steht als Zeuge Pate, als Johanna Mikl-Leitner und Provinzgouverneur Yuan Jiajun einen bestehenden Kooperationsvertrag erweitern, der die Beziehungen zwischen Niederösterreich und der Millionenmetropole Hangzhou auf wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Ebene festigt. Danach fährt der Niederösterreich-Konvoi weiter zum weltgrößten Internethändler Alibaba. Eine alte chinesische Kulturtechnik namens „Lo-tsung“ ermöglicht ein rasches Weiterkommen im dichten Stadtverkehr. Die chinesische Polizei hat für die Delegation einfach eine Straße quer durch die Stadt abgesperrt. An jeder Kreuzung, an jedem Zebrastreifen, ja sogar an jeder Garagenausfahrt riegeln Polizisten den Querverkehr ab. Ein gigantischer Stau ist die Folge. Die Hangzhouer nehmen es gelassen, fotografieren den hohen Besuch mit ihren Handys und winken.

Ebenso freundlich winkt ein kleiner Herr, der von mehreren Bodyguards streng bewacht wird, am Firmeneingang zum OnlineGiganten Alibaba. Der freundliche Mann ist Jack Ma höchstpersönlich.

Alibaba, das echt große Amazon

Der Bauernsohn aus der Provinz hat Alibaba zu einer Handelsplattform mit einem Börsenwert von 500 Milliarden US-Dollar aufgebaut. Das ist die vierfache Bewertung von Amazon. Anders als Amazon handelt Alibaba nicht selbst. Es stellt die Plattform als Marktplatz für hauptsächlich Kleinunternehmer zur Verfügung, die dort ihre Kunden finden. Jack Ma: „Ich will kleinen Bauern und Unternehmen die gleichen Chancen geben, wie sie Großkonzerne haben. Klein ist schön und klein ist sehr stark. Gerade  Österreich mit seiner Handwerkstradition und seinen Lebensmitteln kann Alibaba einen Milliardenmarkt öffnen.“

Um zu wachsen, bildet Jack Ma gerade Unternehmensgründer aus Afrika aus, wie man am globalen Markt erfolgreich ist. Wegen des Besuches der Landeshauptfrau bietet er diese Chance nun auch 30 Betrieben aus Österreich, die sich bei Interesse bei der Landesagentur ecoplus melden können.

Auf ins andere China: Hongkong

Am nächsten Tag erwachen die Delegationsteilnehmer nach einem stark verspäteten Flug und wenig Schlaf in Hongkong. In der einstigen Kolonie ihrer Majestät hat China 1997 das Kommando übernommen. Beim Besuch einer Schule staunen die Gäste: Sechsjährige lernen mit iPads kantonesische  Schriftzeichen und programmieren kleine Roboter, die Coladosen stapeln, Fußball spielen oder autonom durch Hindernisparcours fahren.

Landeshauptfrau Mikl-Leitner: „Hier braucht sich Niederösterreich nicht zu verstecken. Wir fördern Kindergartengruppen, die mit iPads ebenfalls kleine Bee-Bot-Roboter programmieren.“ Weitere Treffen mit Ministern und Gouverneuren stehen am Programm. So viele, dass man sie alle gar nicht nennen kann.

Stimmen zur Reise

Doch hat sich der Weg gelohnt?
Johanna Mikl-Leitner: „Hongkong ist ein Symbol für eine Region im Wandel. Auch in Niederösterreich gab es vor 20 Jahren keine Uni, jetzt haben wir Spitzeninstitute im Land, mit Med Austron einen von fünf Teilchenbeschleunigern zur Krebstherapie weltweit. Wir dürfen uns auf dem Erfolg aber nicht ausruhen, sonst werden wir gnadenlos überholt.“
Landesrat Martin Eichtinger: „Mir sind die Kooperationen der Unis, die hier unterzeichnet wurden, ein besonderes Anliegen. Diese Rahmenvereinbarungen geben jungen Niederösterreichern die Chance in China zu studieren.“
WKNÖ-Vize Christian Moser: „Die Dynamik und die technologischen Sprünge Chinas sind beeindruckend. Umso erfreulicher ist es, dass NÖ Familienunternehmen, wie Pollmann, sich hier behaupten können.“

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