Übersterblichkeit in Österreich im Jahr 2020 – Grippe und Covid-19

Seit Erklärung von SARS-Cov-2 zur Pandemie durch die Weltgesundheitsorganisation WHO am 12. März wurden in Österreich zunehmend striktere Maßnahmen verhängt. Distanz halten, Quarantäne, Testen, Schulschließungen, Lockdown, Masken und jetzt im Herbst eine Fülle von einander widersprechenden und verwirrenden Maßnahmen. Die Frage nach der Verhältnismäßigkeit stellt sich immer mehr Menschen, vor allem im Vergleich zu den früheren Grippe- und Erkältungswellen.

Auf meinbezirk.at vom 30. Januar 2020 findet sich ein Artikel, der Österreich mit roter Ampelfarbe für alle Bundesländer zeigt. Laut den Zahlen der AGES lagen zu diesem Zeitpunkt 96.000 Österreicher mit Grippe oder grippalen Infekten im Bett. "Wir verzeichnen massive Infektionen und eine starke Aktivität der Grippewelle in Österreicher", warnte Dr. Monika Redlberger von der MedUni Wien. Die Österreichkarte war zu diesem Zeitpunkt tiefrot und nicht wie mit Datum 25. Oktober 2020 durchgehend grün.

Sterblichkeit durch Atemwegserkrankungen

An Atemwegserkrankungen, in der Literatur auch als Influenza-Like-Illness (ILI) bekannt, verstarben im Jahr 2019 laut Statistik Austria 5353 Menschen, das sind 6,3% der insgesamt 83.386 Todesfälle. Bis zum heutigen Tag sind 978 Menschen an oder mit Covid-19 verstorben, also ein Bruchteil der Todesfälle durch Atemwegserkrankungen im Jahr 2019.

Bis Woche 41 in 2020 (endend mit 11. Oktober) berichtet die Statistik Austria insgesamt 65.633 Sterbefälle. Das sind um 1865 oder 2,9% mehr als der Durchschnitt  der Jahre 2015 – 2019. Todesfälle an oder mit Covid-19 bis inklusive 11. Oktober wurden 858 gemeldet.

Selbst wenn die mit Covid-19 Verstorbenen nicht ohnehin an den massiven Comorbiditäten gestorben wären, so sind dies 1007 zusätzliche Todesfälle, die möglicherweise, oder eher sogar ziemlich wahrscheinlich, eine Folge der ergriffenen Maßnahmen sind.

Krankheitsverläufe und Komplikationen bei Grippe

„Die klassischen Risikogruppen, bei denen Influenza-Komplikationen häufiger auftreten, sind kleine Kinder und ältere Erwachsene ab etwa 65 Jahren. Bei letzteren sind es oft Personen mit chronischen Leiden“, erklärt Assoc.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Eva Schaden, Leiterin einer Intensivstation an der MedUni Wien, gegenüber Pflege Professionell am 29. Januar 2020. Hier seien vor allem Patientinnen und Patienten mit COPD, Diabetes, koronarer Herzkrankheit bzw. Herzinsuffizienz zu nennen.

Spitalsaufnahmen bei Grippe sind häufiger bei Kindern unter fünf Jahren – im Gegensatz zu SARS-Cov-2, wo Kinder so gut wie gar nicht betroffen sind - und Erwachsenen über 65 Jahren. Unter den hospitalisierten Fällen kam es bei 34,1 Prozent zur Aufnahme in eine Intensivabteilung. Die Sterblichkeit betrug 12,1 Prozent, wobei ältere Patientinnen und Patienten mit 18 Prozent die höchste Spitalssterblichkeit aufwiesen.

Komplikation Lungenentzündung

„Die häufigste Komplikation ist die Lungenentzündung (Pneumonie). Andere Probleme betreffen dekompensierte Herzinsuffizienz, Herzinfarkte oder Herzmuskelentzündungen“, berichtete die Expertin.

Bei Aufnahmen auf die Intensivstation von Influenzapatientinnen und-patienten geht es zumeist um primär virale Pneumonien. Die Mortalität beträgt rund 20 Prozent.

„Wer mit Influenza und Lungenversagen auf die Intensivstation kommt, ist zumeist recht lange dort. Da geht es um Zeiträume bis zu acht Wochen“, so Prof. Schaden. Die wichtigste therapeutische Maßnahme ist die Sicherstellung ausreichender Sauerstoffzufuhr bzw. eines adäquaten Gasaustausches. Das kann per Maske geschehen, aber auch per High-flow-O2-Therapie über eine Nasenkanüle. „Reicht das nicht aus, muss man intubieren und beatmen.“ Dies ist bei etwa 60 Prozent der Patientinnen und Patienten der Fall.

Das ist aber keinesfalls alles. Einer Presseaussendung aus dem Jahr 2017 zum Thema Lungenentzündung ist zu entnehmen:

„Bis zu 100.000 Menschen erkranken in Österreich jährlich daran, etwa 39.000 werden mit der Diagnose ‚Lungenentzündung‘ entlassen – mit einer Sterberate von etwa 10 Prozent, also 3.900 Todesfällen. Doch auch wer eine Lungenentzündung übersteht, hat oft mit langfristigen Folgen zu kämpfen: Von kognitiven Einschränkungen bis zu einem erhöhten Risiko für kardiale Ereignisse wie Herzinfarkt oder Schlaganfall.“

Fazit

Halten wir also fest: Die Sterblichkeit durch Atemwegserkrankungen betrug im Vorjahr etwa das vier- bis fünffache der für das ganze Jahr 2020 zu erwartenden Sterblichkeit durch Covid-19. Die bisherige Übersterblichkeit im Jahr 2020 gegenüber dem Zeitraum 2015 – 2019 ist zu mindestens 54% nicht auf eine Erkrankung mit Covid-19 zurückzuführen.

Es werden immer wieder Langzeitfolgen bei Covid-19 angeführt, die es von der Grippe unterscheiden sollen. Diese Langzeitfolgen treten bei Lungenentzündung genau gleich auf. Bei Grippe kommt es häufig zu Lungenentzündung, die lange Aufenthalte in Intensivstationen zum Teil mit mechanischer Beatmung erfordern und eine hohe Mortalität haben.

Soweit so ähnlich. Doch gibt es einen gravierenden Unterschied zwischen Grippe und Covid-19: Kinder sind durch Grippe stark gefährdet, durch das SARS-Coronavirus und Covid-19 so gut wie gar nicht.

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