Hiegelsberger
Kein Honigschlecken für Imker

Max Hiegelsberger beim "Waldhonig"-Lokalaugenschein. | Foto: Wakolbinger
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Die heurige Honigsaison hat aufgrund des Blütenreichtums vielversprechend begonnen. Die anhaltende Hitze sorgte jedoch für Nektar-Engpässe und somit für geringen Honigertrag.

"Die heurige Honigernte hat sehr vielversprechend begonnen. Die Frühlingsblüte war ertragreich und erstmals zeigte sich der Bergahorn sehr ergiebig. Die Bienenvölker entwickelten sich sehr gut und es wurde schnell erweitert“, berichtet Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger.

OÖ. Aufgrund der anhaltenden Hitze kam es jedoch zu Nektar-Engpässen bei den Pflanzen und die Bienen hatten nicht mehr ausreichend Nahrung zur Verfügung. Waldhonig gibt es witterungsbedingt keinen und der Blütenhonig wurde von den Bienen selber benötigt, um nicht zu verhungern. Vielerorts musste zusätzlich gefüttert werden.

Raps produzierte zu wenig Nektar

Raps ist eine der wichtigsten Frühjahrstrachten und extrem attraktiv für Bienen, aber auch für nahezu alle anderen Wildbienen- und Hummelarten. „Raps und Bienen bilden eine klassische Symbiose. Die Bienen liefern Bestäubungsleistung und bessere Erträge - der Raps liefert Nektar, Pollen und somit Honig für den Imker.

"In 75 % der Blütenbesuche nehmen die Bienen nicht nur Nektar auf, sondern bestäuben auch die Blütenstempel. Mit Bienen als Bestäuber entstehen aus ca. 90 % der Blüten die gewünschten Samenkörner“, betont Hiegelsberger die Bedeutung dieser Ackerkultur.

Zu Beginn der Blüte sah es sehr gut aus, aber aufgrund der Trockenheit wurde nicht die gewünschte Menge an Nektar produziert. Die anfänglich anhaltende Hitze stresste die Pflanzen zusehends. Nachdem endlich der langersehnte Regen einsetzte, hörte der Raps auf zu honigen. Besorgniserregend aus Sicht der ist auch der Rückgang der Rapsanbaufläche um 12 %, das entspricht ca. 1.000 Hektar von 2019 auf das Jahr 2020. „Raps ist eine Pflanze, die hinsichtlich Schädlings- und Krankheitsdruck anfällig ist. Ohne Pflanzenschutzmaßnahmen ist ein wirtschaftlich tragfähiger Rapsanbau nicht machbar. Um den Bestand weiterhin zu sichern, braucht es ein Miteinander aller Beteiligten“, so Hiegelsberger.

Kein Waldhonig

Nach Raps sind Akazie, Wald und Linde die vielversprechenden Trachten, die normalerweise eine reiche Honigernte bringen. Heuer allerdings war alles anders. Die Akazie produzierte nur wenige Tage Nektar und hier kam hinzu, dass es aufgrund der Witterung kein optimales Flugwetter für unsere Honigbienen gab. Mit der Wanderung in den Wald sollte nun die Honigernte beginnen. „In einem guten Jahr können bis zu 30 kg Waldhonig aus einem Bienenvolk geerntet werden. Leider produzierten weder Sommer- noch Winterlinde ausreichend Nektar, um Honig zu ernten. Somit mussten die leeren Bienenkästen wieder nach Hause geholt werden, um die Honigbienen vor dem Verhungern zu retten“, so Hiegelsberger.

Bienenvölker können verhungern

Das heurige Honigjahr ist alles andere als erfreulich. Viele Bienenvölker müssen gefüttert werden oder verhungern sogar, wenn der Futtermangel vom Imker zu spät bemerkt wird.

„Nun arbeite ich seit 52 Jahren mit Bienen und ernte Honig, aber so ein schlechtes Honigjahr wie heuer habe ich noch nie erlebt“, erinnert sich Johann Mayr, Erwerbsimker aus Pasching.

Die Reserven vom letzten Jahr sind fast aufgebraucht, insgesamt ist jedoch der österreichische Bedarf an heimischen Honig gesichert. Aufgrund der Engpässe und der erhöhten Ausgaben für zusätzliches Bienenfutter müssen die Konsumentinnen und Konsumenten mit einer Preisanpassung für qualitativ hochwertigen und heimischen Honig rechnen.

Honigproduktion 2019 und Herkunftsbezeichnung

Die produzierte Honigmenge in Österreich schwankt, je nach Honigjahr, zwischen 4.000 und 6.500 Tonnen. Der durchschnittliche Honigertrag je Volk lag im Jahr 2019 in etwa bei 26 kg. Der jährliche Verzehr an Honig beträgt rd. 1,2 kg pro Einwohner, der Selbstversorgungsgrad Österreichs liegt zwischen 40 % und 50 %, daher wird ca. die Hälfte der benötigten Honigmenge importiert. Meist aus anderen EU-Mitgliedstaaten, Mittelamerika, der Ukraine oder China. „Mit dem importierten Honig aus Drittstaaten, der teilweise nicht den EU-Qualitätsstandards entspricht, können oberösterreichische Imkerinnen und Imker aufgrund der höheren Produktionskosten preislich nicht konkurrieren. Dieser ist entweder verfälscht oder mit Zucker- oder Reissirup gestreckt. Mit einer Herkunftskennzeichnung für Honig werden österreichische Imker gestärkt und eine Täuschung der Konsumentinnen und Konsumenten verhindert“, so Hiegelsberger.

Derzeit ist bei Mischhonig aus EU- und Drittstaaten lediglich die Kennzeichnung „Mischung von Honig aus EU-und Nicht-EU-Ländern“ nötig. Laut einer Studie der Biene Österreich nimmt der Marktanteil im Lebensmittelhandel an inländischem Honig stark zu und der Anteil an ausländischem Honig ab. Die Konsumenten greifen vor allem zu inländischen BIO Honig. „Dies ist eine sehr erfreuliche Entwicklung. Dabei kaufen immer mehr Konsumentinnen und Konsumenten den Honig direkt bei den Imkern vor Ort und immer weniger im Lebensmittelhandel“, erläutert Hiegelsberger.

Imkerei in Oberösterreich

Oberösterreich ist das Bundesland mit den meisten Imkern und Bienenstöcken. Im Jahr 2019 wurden rund 80.000 Bienenvölker von rd. 8.080 Imker/innen betreut, das bedeutet 21 % der rund 378.200 österreichischen Bienenstöcke stehen in Oberösterreich. Die Imkerei ist dennoch klein strukturiert und liegt mit durchschnittlich 10 Völker pro Imker unter dem nationalen Durchschnitt. Imkerei liegt weiterhin im Trend, alleine im Jahr 2019 verzeichnete der oberösterreichische Landesverband für Bienenzucht über 500 Neueintritte. Erfreulich ist auch, die Imkerinnen werden immer jünger und vor allem Frauen interessieren sich zunehmend für die Imkerei. Der Anteil biologisch bewirtschafteter Bienenvölker ist in Oberösterreich mit 4,1 % (3.284 Völker, Stand 2019) relativ klein.

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