Demenzkomeptenzzentrum in OÖ geplant
Birgit Gerstorfer: „Wollen das Gute weitergeben“

Stefanie Auer von der Donauuniversität Krems und Sozial-Landesrätin Birgit Gerstorfer (re.). präsentieren das zukunftsweisende Projekt eines Demenzkompetenzzentrums für Oberösterreich. | Foto: Land OÖ/Denise Stinglmayr
  • Stefanie Auer von der Donauuniversität Krems und Sozial-Landesrätin Birgit Gerstorfer (re.). präsentieren das zukunftsweisende Projekt eines Demenzkompetenzzentrums für Oberösterreich.
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Bis 2025 rechnet das Land Oberösterreich mit einem Anstieg an Pflegebedürftigen Landsleuten von 86.000 auf 96.000 Oberösterreicher. Eine zunehmende Anzahl davon ist von einer Demenz-Erkrankung betroffen und hier möchte Sozial-Landesrätin Birgit Gerstorfer mehr Hilfestellung leisten und die Forschung vorantreiben.

OÖ. „Das Projekt eines oberösterreichischen Demenzkompetenzzentrums soll die stationäre und ambulante Versorgung von Menschen mit Demenz im Hinblick auf Prophylaxe, Rehabilitation, Pflege, Medizin, Lehre und Forschung vorantreiben. Wir wollen natürlich das Gute weitergeben“, fasst Gerstorfer das Projekt klar zusammen.

Jüngere Betroffene gehören zur Zielgruppe

Das Kompetenzzentrum soll die stationäre Versorgung für rund 100 Personen mit Demenz, Kernelement der Überlegungen ist die Kombination von ambulanten und stationären Angeboten, unabhängig von ihrem Wohnbezirk zur Verfügung stehen. Das Angebot richtet sich dabei explizit auch an jüngere Menschen mit Demenzerkrankung, deren spezifische Bedürfnisse in den derzeitigen stationären Angebotsstrukturen kaum berücksichtigt werden können.
Dabei soll das künftige Demenzkompetenzzentrum in den Bereichen neuester Standard der praktischen Begleitkonzepte für Menschen mit Demenz in allen Altersstufen bis hin zum aktiven Wissenstransfer der Alten- und Pflegeheime an das Kompetenzzentrum von einander lernen.

„Menschen sollen sich frei bewegen können“ 

Grundsätzlich basiert der Betrieb eines Alten- und Pflegeheimes in Oberösterreich auf den Vorgaben der Oö. Alten- und Pflegeheimverordnung (HVO 2020). Gerstorfer: „Für den Betrieb des Demenzkompetenzzentrums soll bewusst von den Vorgaben der HVO im Hinblick auf bauliche Aspekte und den Personalmix abgewichen werden können. Aus baulicher Sicht soll darauf geachtet werden, dass Menschen mit Demenz sich frei, ausreichend sowie sicher bewegen können.“

So sieht das Raumkonzept aus

Das gesamte Raumkonzept zielt im Wesentlichen auf eine kompakte Anordnung mit gut einsehbaren Gängen sowie kurzen Wegen ab. Gerstorfer: „Die Zimmer sollen im Vergleich zu bestehenden Alten- und Pflegeheimen kleiner dimensioniert werden, als Ausgleich werden größere Gemeinschaftsflächen geschaffen, die ebenfalls den speziellen Erfordernissen des Krankheitsbildes gerecht werden.“

Nächste Schritte sind schon plant

Die bisherigen konzeptionellen Vorarbeiten zur Errichtung eines Demenzkompetenz- zentrums in Oberösterreich sollen im Herbst 2021 den Regionalen Trägern Sozialer Hilfe vorgestellt, vertiefend diskutiert und im Einvernehmen die weiteren Realisierungsschritte festgelegt werden. Auf Basis der bisherigen Erfahrungen bei der Umsetzung von Alten- und Pflegeheimprojekten ist ab der ersten Planungsphase bis zum Einzug von einem Zeitrahmen von rund vier Jahren auszugehen.

Fokus auf Lehre und Forschung richten

Ein wesentlicher Aspekt des Demenzkompetenzzentrums ist die enge Verzahnung mit der Lehre und Forschung. Aufgabe der Lehre ist die Entwicklung und Durchführung von Fortbildungsveranstaltungen für alle oberösterreichischen Alten- und Pflegeheime sowie für Anbieterorganisationen von mobilen Betreuungsdiensten, sowie die Krisenintervention und das Coaching für andere Einrichtungen in Einzelfällen. Diesbezüglich soll ein Kooperationsnetzwerk mit allen Alten- und Pflegeheimen in Oberösterreich etabliert werden. Das Kompetenzzentrum ermöglicht die Einbindung von Auszubildenden unterschiedlicher Niveaus sowie verschiedener Fachrichtungen wie Pflege, Medizin, Psychologie und verschiedener therapeutischer Richtungen.
Abgeleitet von den Praxisfragen soll die Forschung ausstehende Fragen beantworten, die für die Planung einer effizienten Versorgungsstruktur wichtig sind (medizinische Fragestellungen, gesundheitsökonomische Aspekte, bauliche Gestaltung einer stadiengerechten (Wohn)-Umgebung,..), wobei ein Expert/innen- Konsortium die Vernetzung mit bestehenden medizinischen und wissenschaftlichen Einrichtungen in Oberösterreich und darüber hinaus sicherstellt.

Paradigmenwechsel  auf die Krankheit
hin zur Aktion zu vollziehen

„Wir brauchen das Kompetenzzentrum, um den dringend anstehenden Paradigmenwechsel von der Reaktion auf die Krankheit hin zur Aktion zu vollziehen und um in einem optimalen Umfeld, Konzepte für eine personenzentrierte Begleitung von Menschen mit Demenz zu entwickeln. Wichtige Fragen müssen mit wissenschaftlichen Methoden untersucht werden“, erklärt Stefanie Auer, Universitätsprofessorin und Leiterin - Zentrum für Demenzstudien an der Donauuniversität Krems.

Oberösterreich nimmt eine Vorreiterrolle ein

Wichtig für die Demenz-Expertin ist auch die Entwicklung eines klaren und wirkungsvollen Sozialkonzeptes, in das neben den Bewohnern auch die An- und Zugehörigen und das Pflegeteam eingebunden sind: „Ich freue mich sehr, dass das Land Oberösterreich hier eine Vorreiterrolle in Österreich einnehmen wird.“

„Frühzeitige Unterbringung soll verhindert werden“

Für ganz Oberösterreich werden die ambulanten Angebote des Demenzkompetenzzentrums in den bereits existierenden elf Demenzservicestellen erbracht. Gerstorfer: „Hauptaufgabe dieser ambulanten und wohnortnahen Anlaufstellen ist es, durch entsprechende Unterstützung, Beratung und Förderung eine frühzeitige Unterbringung in einer stationären Betreuungseinrichtung zu verhindern beziehungsweise zu verzögern.“

Demenzspezifische Angebote in Alten- und Pflegeheimen

Ein weitere Schwerpunkt der „Integrierten Versorgung Demenz“ bilden demenzspezifische Angebote in allen oberösterreichischen Alten- und Pflegeheimen. „Im Sinne eines regionalen Versorgungsschwerpunktes werden flächendeckend spezielle Demenz-Wohngruppen für 8 bis 15 Bewohner angeboten“, so die Soziallandesrätin.

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