Podgorschek: "Ich traue dem Erdogan einiges zu"

Elmar Podgorschek ist 59 Jahre alt und kommt aus Ried im Innkreis.
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Ihr Konterfei wird derzeit plakatiert. Es ist Ihre erste große Kampagne. Wie geht es Ihnen, wenn Sie sich so überdimensional in der Landschaft sehen?
Ich bin schon relativ lange in der Politik, da gewöhnt man sich daran, dass man sein Foto sieht. Die Plakate hängen in erster Linie im Zentralraum. Wir wollen zum Kampf gegen das Glücksspiel auch ein Gesicht vermitteln.

Warum ist der Schwerpunkt im Zentralraum?
In ländlichen Gebieten hat das illegale Glücksspiel nicht so eine Dimension. Die neueste Statistik zeigt, dass wir 479 illegale Glücksspielautomaten in OÖ beschlagnahmt haben. Österreichweit wurden 1.045 aus dem Verkehr gezogen. Das geht mit dieser Kampagne einher. Ich will dieser illegalen Entwicklung – man könnte das als Sumpf bezeichnen – Einhalt gebieten.

Weil fast die Hälfte der beschlagnahmten Automaten aus Oberösterreich sind: Liegt das daran, dass es hier so viele gibt oder weil hier besonders streng kontrolliert wird?
Ich glaube eher Zweiteres. Wenn ich ein strenges Gesetz einführe, und Oberösterreich hat eines der strengsten, dann muss ich es auch überwachen, ansonsten ist es sinnlos. Daher haben wir diese hohen Aufgriffe. Wien hat noch ein schärferes Gesetz, aber dort lässt man die Szene in die Illegalität abdriften. Mir ist lieber, es gibt einige, die es legal und kontrolliert betreiben, mit allen Auflagen. Es gibt gewisse Neigungen, die kann man Menschen nicht verbieten. Das Rauchen, den Spieltrieb ... also muss ich schauen, dass ich es zumindest so kanalisiere, dass ich es in der Legalität habe. Prohibition führt nur zu Verbrechen. Wichtig ist vor allem, dass die Finanzpolizei, das ist diejenige, die das als Speerspitze exekutiert, nicht weiter ausgedünnt wird.

Ist man sich da politisch einig?
Ich habe meinen Wunsch geäußert und dem wurde entsprochen. Ich weiß aber, dass es Bestrebungen gibt, die Finanzpolizei in Richtung der Kontrolle der Registrierkassen umzuleiten. Ich glaube jedoch, dass beim Glücksspiel mehr in die Illegalität geht. Ich halte das österreichische Gesetz zur Registrierkassenpflicht für maßlos übertrieben. Vor allem im Kleingewerbebereich hat man einen bürokratischen Aufwand entfacht, der nicht mehr gerechtfertigt ist. Heute hat das Finanzamt direkten Zugang auf die Kassen. Das geht schon in Richtung eines Kontrollstaats.

Wie sehen Sie das als Sicherheitslandesrat in Bezug auf die Datensicherheit?
Dort, wo es dem Staat selbst nützt, hat das Finanzministerium interessanterweise kein Problem. Wenn es ums Geld geht, wird der Staat relativ restriktiv. Da wird der Datenschutz nicht so ernst genommen. Wenn es aber darum geht, dass eine Behörde der anderen Daten liefern soll, da ist auf einmal der Datenschutz ganz wichtig. In meinen Bereich fallen diesbezüglich beispielsweise die doppelten Staatsbürgerschaften. Wir wissen, dass das Bundesheer Informationen über mögliche doppelte Staatsbürgerschaften hat, aber ich bekomme sie nicht.

Etwa 2.000 Doppelstaatsbürgerschaften in OÖ

Aber es hat doch eine Liste gegeben.
Eine Liste mit vielen Adressen ist dem Herrn Peter Pilz und dem Herrn HC Strache zugespielt worden. Diese Liste wurde mir weitergegeben, ich habe sie unangeschaut an meine Behörde weitergeleitet mit der Bitte um Überprüfung. Wir haben alle 2.000 Fälle einmal grosso modo durchgesehen. Es hat sich dabei um fast 100 Prozent Doppelstaatsbürgerschaften gehandelt. Jetzt ist zu klären, ob sie legale Doppelstaatsbürger sind oder nicht. Wenn ein Elternteil die österreichische Staatsbürgerschaft hat und ein Elternteil die türkische, haben die Kinder automatisch Anspruch auf beide. Es gibt diesbezüglich genug Ausnahmen.

Wie geht es jetzt weiter?
Wir müssen jeden einzelnen Fall ausheben und ein Feststellungsverfahren einleiten. Die Personen werden angeschrieben und müssen umgekehrt beweisen, dass sie keine Doppelstaatsbürger sind – durch eine Bestätigung des türkischen Personenstandsregisters. Intern haben wir gesagt: Wir werden nicht alle 2.000 Adressen sofort angehen. Dazu fehlen uns die Ressourcen. Wir werden circa 50 Fälle ausheben, hier den gesamten Aktenlauf durchspielen. Wir gehen davon aus, dass es Berufungen beim Verwaltungsgericht geben wird. Erst dann haben wir Rechtssicherheit und können alles andere abarbeiten.

Weil wir grad' bei dem Thema sind: Wieso haben so viele Türken, die in Österreich leben, dem Erdogan-Referendum zugestimmt?
Ich fühle mich bestätigt. Vor einem Jahr habe ich Ihnen in einem Interview gesagt: Wenn uns die Integration nicht gelingt, dann fürchte ich Parallelgesellschaften und das kann zu – wir wissen eh zu welchen – Zuständen führen. Ich sage das Wort Bürgerkrieg jetzt nicht mehr. Aber genau das ist das. Es ist uns anscheinend die Integration nicht gelungen.

Warum?
Wir müssen uns fragen: Haben wir uns zu wenig bemüht, die Menschen aufzunehmen, oder umgekehrt? Wollten die Menschen das gar nicht? Ich habe dazu meine Meinung. Ich sage, wenn jemand in Österreich leben will, hat er sich dem Mehrheitsvolk oder der Mehrheitsgesellschaft anzugleichen. Es gibt ja auch genug türkische Mitbürger, die sich voll integriert haben. Wenn ich an meinen Freund Efgani Dönmez denke, zum Beispiel. Er ist diesbezüglich wesentlich radikaler als ich. Ich habe oft mit ihm darüber Gespräche geführt. Ein Hemmnis sind die kulturellen Unterschiede und, das muss man offen ansprechen, die Religion. Sie erschwert eine Integration maßgebend.

"Jeder Terrorist ist leider ein Moslem"

Also Sie sagen: Das größte Hemmnis ist der Islam.
Ja. Das ist keine Beurteilung, das ist eine Analyse. Diese Religion ist sehr schwer mit einer westlich-pluralistischen Gesellschaft kompatibel. Das sieht man auch mit der ganzen Terror-Szene. Man kann es drehen und wenden wie man will: Nicht jeder Moslem ist ein Terrorist, aber jeder Terrorist ist leider ein Moslem.

Wie sicher ist Oberösterreich vor dem Hintergrund der Terror-Szene? Gibt es hierzulande dschihadistische Bewegungen?
Ja. Absolut. Das weiß ich aus verlässlichen Quellen und vielen Gesprächen, die ich mit der türkischen Community führe. Ich habe interessanterweise sehr gute Kontakte auch in Wien. Es gibt nämlich auch laizistisch eingestellte und säkulare Türken. Über Efgani Dönmez habe ich da auch Kontakte bekommen. Und die sagen sinngemäß: Wir sind nicht nach Österreich gekommen, um die Zustände, vor denen wir aus der Türkei geflohen sind, in Österreich wieder zu haben. Das sind gebildete Leute, Akademiker. Die sagen, bitte helft uns. Der letzte Rettungsanker sind die Freiheitlichen. Ihr seid noch die Einzigen, die dagegenhalten. Diese Entwicklung von Staat und Religion in der Türkei, die Atatürk herbeigeführt hat, wird jetzt wieder umgekehrt. Sie fürchten eine ähnliche Entwicklung in Österreich. Diese Experten haben mir gesagt, dass sie Österreich als eine Art Brückenkopf sehen. Es gibt kein Land, in dem der Staat gegenüber diesen ganzen Radikalismen so tolerant ist und in dem man sich so frei bewegen kann, wie in Österreich.

Was heißt das jetzt?
Ich rechne daher nicht mit Anschlägen in Österreich, weil es deren Rückzugsgebiet ist, wo sie sich entwickeln können und wo sie auf europäischem Boden ihre Leute dementsprechend frei bewegen können. Wie gesagt, ich gebe das jetzt so weiter, wie es mir aus diesen Expertenkreisen mitgeteilt wurde. Ich persönlich weiß ja nicht, was in so einer Hinterhof-Moschee gepredigt wird. Aber die, die das verstehen können, die sagen: Wir sind und werden systematisch unterwandert und am gefährdetsten ist interessanterweise die Sozialdemokratie.

Das heißt, sie schleusen Leute in politische Parteien ein?
Ich traue dem Erdogan schon einiges zu. Mittlerweile. Daher glaube ich nicht, dass Österreich akut gefährdet ist, weil die Plätze der Anschläge sind England, Frankreich, möglicherweise Belgien, Deutschland. Aber irgendwann kann es auch natürlich zu uns überschwappen.

Nur, um Sie richtig verstanden zu haben: Sie sagen, dass radikale islamistische Bewegungen gezielt die Politik durchsetzen und unterwandern, um ihre Politik auf diesem Wege hier salonfähig zu machen?
Richtig. Sie versuchen es zumindest.

Und diese Bestrebungen gibt es in erster Linie aus der Türkei?
Nicht nur aus der Türkei. Es gibt ja verschiedene islamistische Bewegungen. Es werden jetzt ganz radikal die Bosnier durch Saudi-Arabien unterstützt und sehr stark radikalisiert. Eine ganz radikale Community sind die Tschetschenen. Der österreichische Staat schaut mehr oder weniger zu. Wobei mir die Experten immer sagen, Österreich ist noch nicht so akut gefährdet und sie sehen das als Brückenkopf. Ich kann es nicht beurteilen. Man müsste dieser Sprache mächtig sein.

"Kann mir Dönmez sehr gut als Staatssekretär vorstellen"

Noch mal zur Gefährdungslage. Kann man ruhigen Gewissens auf Feste und Konzerte gehen?
Ich möchte jetzt die Menschen nicht verunsichern. Passieren kann immer was. Man kann auch bei einer Autofahrt einen Achsbruch haben. Aber ich gehe nicht davon aus, dass wir akut gefährdet sind. Wachsam wird man trotzdem sein müssen und man muss auch diese Szene massiv beobachten, und wenn es geht, unter Kontrolle halten.

Sie haben gesagt, dass sich eine gewisse türkische Community etwas erwartet, das SPÖ und ÖVP nicht liefern können. Was ist das genau?
Dass man das in die Öffentlichkeit bringt und man aufzeigt, dass sich ein Graubereich entwickelt, der irgendwann nicht mehr beherrschbar ist.

Angenommen, die FPÖ geht bei der Wahl als Erste durchs Ziel. Welche konkreten Maßnahmen würden Sie forcieren?
Man muss in erster Linie durch den Verfassungsschutz diese ganzen Hinterhof-Moscheen überwachen. Da braucht man sprachkundige Personen. Es gibt die Forderung, dass man nur noch auf Deutsch predigen darf und soll. Aber was mir der Efgani Dönmez gesagt hat, ist: Es gibt manche, die schreiben auf Deutsch sehr moderat, aber auf Türkisch fahren sie voll hinein. Es ist unser Nachteil, dass wir nur eine Sprache beherrschen. Deshalb brauche ich die Expertise von Personen wie Efgani Dönmez und es gibt noch andere mehr, die bereit sind, uns da zu unterstützen.

"Auch ich habe Migrationshintergrund"

Weil der Name Efgani Dönmez jetzt einige Male gefallen ist: Wäre das jemand, den Sie in der FPÖ willkommen heißen würden?
Ich glaube, das wäre nicht nötig. Und nach meinen Gesprächen mit ihm sieht er sich eher als jemanden, der überparteilich aktiv ist. Aber ich könnte ihn mir sehr gut als parteifreien Integrationsstaatssekretär vorstellen.

Sehen Sie die FPÖ somit auch als Migrantenpartei für alle jene, die sagen: Wir arbeiten hier, wir leben hier als ordentliche Staatsbürger. Wer hilft uns, damit wir nicht in Verruf kommen?
Natürlich. Die Bevölkerungsstruktur ist sehr unterschiedlich. Bei mir zu Hause im Innviertel ist der Anteil der Migranten noch relativ gering. Da ist es nicht so dieses Thema. Aber auch in meiner Gemeinde, wo wir stärkste Partei sind, gibt es eine sehr starke kroatische Community. Da haben wir einen kroatischen Gemeinderat aufgestellt. Er ist für die FPÖ im Gemeinderat. In Wien gibt es einen serbischen Landtagsabgeordneten. Ich mag dieses abgedroschene Wort der Anständigkeit nicht. Aber die, die normal arbeiten und sich in unsere Gesellschaft integrieren, da dürfen wir keinen Unterschied machen. Wir leben in einem Strukturwandel und in einem demografischen Wandel und man muss zur Kenntnis nehmen, dass ein großer Teil der zukünftigen Österreicher Migrationshintergrund hat. Den habe ich auch. Mein Großvater stammt aus Laibach.

Daher der Familienname Podgorschek.
Genau, von ihm habe ich meinen Namen. Nur ist es der gleiche Kulturraum. Das ist der Unterschied. Und die Türken, die bei uns ganz normal leben wollen ... es gibt nicht wenige, die uns wählen. Das weiß ich. Da wird man keinen Unterschied machen können. Ich glaube eher, dass man in Zukunft den Trennstrich anderswo ziehen muss. Nämlich zwischen denjenigen, die leistungsbereit sind und in einer Leistungsgesellschaft dabei sein wollen, und in denjenigen, die den Sozialstaat ausnützen.

Ist aus Ihrer Sicht die Mindestsicherung zu hoch oder sind die Arbeitslöhne zu niedrig?
Sowohl als auch. Ich würde es jedem vergönnen, wenn er mehr verdienen könnte. Aber es gibt einfach wirtschaftliche Paradigmen, die ich nicht ändern kann.

Hat der Staat hier eine Rolle in diesem ganzen Spiel?
Der Staat hat insofern eine Rolle, als dass er dafür sorgt, dass die Schere ein bisschen auseinandergeht. Dass sich Arbeit wieder lohnt. Das heißt, ich muss irgendwo im Sozialbereich auch eingreifen. Der Landtag beschließt heute die Deckelung der Mindestsicherung. Wir haben Rechenbeispiele, wo die Differenz zwischen einem arbeitenden Paar mit Kindern und einer Familie, die Mindestsicherung bezieht, netto 80 Euro beträgt. Da sagt jeder normal Denkende, warum soll ich für 80 Euro mehr arbeiten gehen? Ein weiteres Thema, das ich oft höre, ist, dass viele Migranten keine Lehre machen, weil die Mindestsicherung höher ist als die Lehrlingsentschädigung. Sie kapieren aber nicht, dass die Lehre eine Ausbildung ist. Da muss man sich überlegen, ob man ihnen nicht zumindest die Differenz zahlt, damit sie einen Anreiz haben.

Dann werden alle österreichischen Lehrlinge aufschreien und sagen, sie wollen auch die Differenz zur Mindestsicherung.
Es ist ein Unterschied, ob ein 14- bis 18-Jähriger die Lehre macht oder ein 23-Jähriger. Aber das sind jetzt nur Gedanken, die ich hineinwerfe. Dass man sich das genauer durchdenken muss, damit man keine Ungerechtigkeiten schafft, ist mir klar. Aber ich muss Anreize schaffen, dass sich die Leute bilden.

"Die ÖVP hat 92 Prozent Präsenz in Oberösterreich Heute"

Kommen wir wieder zu den Wahlen zurück. Wen halten Sie von den Oberösterreichern für ministrabel, falls die FPÖ in die Regierung kommt?
Ich bin der Meinung, dass man von den eingefahrenen Schienen wegkommen muss – dass man zum Beispiel sagt, es muss aus jedem Bundesland und von jeder Berufsgruppe ein Minister kommen. Im Prinzip muss man Leute in die Regierung schicken, die das in jeder Hinsicht können. Da ist es mir wurscht, woher sie kommen. Wenn kein Oberösterreicher in der Regierung ist, dann wird die Landesgruppe OÖ jetzt deswegen auch nicht stinksauer. Ich kann natürlich nicht für die ganze Landesgruppe sprechen, aber aus meiner Sicht ist das so.

Zum Abschluss möchten wir noch ein weltpolitisches Thema ansprechen. Eine Parallele zwischen der FPÖ und Donald Trump ist, dass sie beide oft die Medien kritisieren und sich oft nicht fair von den Medien behandelt fühlen.
Das ist vielleicht ein bisschen ein gemeinsamer Nenner. Ansonsten halte ich den Herrn Trump schon für äußerst verhaltensauffällig. Wobei ich auch selbst zugebe: Als er gewählt wurde, habe ich eine gewisse diebische Freude gehabt. Nicht, weil ich den Trump mag. Aber weil sich die Medien und das Establishment geirrt haben. Das ist der Oppositionsgeist in mir. Was die Medien anbelangt: Im April haben wir die Statistik für die ORF-Sendung "Oberösterreich Heute" bekommen. Präsenz der ÖVP: 92 Prozent. Die restlichen acht Prozent teilen sich auf FPÖ, Rot und Grün auf. Das ist öffentlich-rechtlicher Rundfunk. Dann dürfen Sie nicht verwundert sein, dass wir da sehr kritisch sind.

"Politiker und Medien leben in ihrer eigenen Dunstglocke oder Käseglocke"

Ist die mangelnde Präsenz das Einzige, das Sie stört?
Ich halte auch die österreichische Medienlandschaft für hinterfragenswert. Wenn eine Medienlandschaft gegen die Opposition schreibt und für die Regierung, dann ist das für mich ein Alarmzeichen für die Entwicklung einer Demokratie. Eigentlich müssten die Medien diejenigen sein, die die Regierung kontrollieren und kritisch sind. Fairerweise muss man sagen: Sie waren es auch teilweise, weil die ehemalige Große Koalition so viel Blödsinn gemacht und so eine schlechte Performance abgeliefert hat, dass selbst die ihr wohlgesonnenen Medien nicht mehr ausgekonnt haben, sie zu kritisieren. So wie die Politiker, leben auch die Medien in ihrer eigenen Dunstglocke oder Käseglocke. Da haben wir als FPÖ gesagt, wir machen unsere eigenen Medien. Und der Erfolg gibt uns recht.

Was kritisieren Sie denn am österreichischen Mediensystem am meisten?
Was in Österreich eine Katastrophe ist, ist die Abhängigkeit der Medien von der Politik. Das können wir nicht leugnen. Es gibt gewisse Zeitungen, im Gratisbereich, die würden den ersten Tag zusperren, wenn sie nicht die Regierungsinserate hätten. Da müssen sich die Medienvertreter selbst einmal fragen: Ist das eine gesunde Entwicklung? Ich weiß nicht, wie man es ändern kann, aber die Abhängigkeit von Regierungsinseraten halte ich nicht für positiv. Jetzt kann man natürlich sagen, wir haben eine neutrale Presseförderung. Aber da hängt es davon ab, welche Kriterien ich dafür festlege. Eines muss uns klar sein: Wir sind in einer Zeit des Umbruchs. Die Menschen haben Zugang zu allen Informationen über Wikipedia, Dr. Google, et cetera. Das hat es früher nicht gegeben. Heute in der Früh, wenn Sie Zeitung lesen, tun Sie das ja nur noch aus Tradition. Früher hat man dort das Neueste gelesen. Aber heute weiß man ja am selben Tag, bei einem Blick auf das Smartphone, was los ist. Das ist jetzt keine Medienschelte. Aber man muss sich dessen bewusst sein: Es wird sich die Medienlandschaft massiv ändern. Auch der Kampf mancher Medien gegen die sogenannte Fake News ist ein vergebener Kampf.

Inwiefern?
Weil ich Information, auch wenn sie noch so falsch ist, nicht mehr verhindern kann.

"Karl Marx war eh nicht dumm"

Sind die Medien aus Ihrer Sicht auch selbst schuld an Fake News? Dass sie sich zu einseitig positioniert haben und nicht mehr glaubwürdig sind?
Bis zu einem gewissen Grad hat man versucht, manche Dinge schönzuschreiben. Glaube ich. Aus politischer Korrektheit oder weil man gewisse Dinge nicht tut. Das hat wiederum die Gegenreaktion bewirkt, dass manche Leute katastrophale Meldungen posten. Diese Hate Speech halte ich für schrecklich. Das ist eine Frage der Ethik und des Umgangs. Aber manche Menschen können es halt nicht. Das war früher nicht anders, waren die Auswirkungen geringer. Heute lesen es Tausende. Früher war es am Wirtshaustisch nach dem fünften Bier. Das ist das Problem. Ich habe jetzt gerade wieder einen Fall dem Rechtsanwalt weitergegeben.

Haben Sie eine Drohung bekommen?
Ja. Man muss sich dagegen wehren. Aber zurück zu den Fake News. Ich habe bei einer Podiumsdiskussion neulich ein Beispiel gebracht, da waren dann die anderen ziemlich ruhig: Fake News hat es immer gegeben. Die Kirche hat fünfhundert Jahre gebraucht, zur Kenntnis zu nehmen, dass die Erde rund ist. Sie hat erst dann Galileo Galilei rehabilitiert. Damals wurde Galileo Galilei als Fake News hingestellt. Man hat gesagt, er sagt die Unwahrheit. Letztlich war es doch die Wahrheit. Fake News ist kein Phänomen der Gegenwart. Der Unterschied ist nur: Damals war das in kleinen intellektuellen Kreisen eine Diskussion. Jetzt findet sie in der breiten Masse statt.

Die Wahrheit ist eine Tochter der Zeit.
Das ist es. Aber Manipulation hat es in allen Phasen der Geschichte gegeben. Jetzt sagt man Fake News. Darum bin ich auch so skeptisch gegenüber Putin, Trump, ganz wurscht wem. Sie arbeiten alle damit. Mittlerweile ist die gezielte Irreführung der Gesellschaft eine ganz normale Methode der Kriegsführung. Da sind die Ami nicht besser als die Russen. Du musst jede Nachricht doppelt und dreifach hinterfragen und selbst dann passiert es, dass man einem Irrtum erliegt.

Gibt es für Sie so etwas wie objektive Wahrheit?
Wahrscheinlich nicht. Der Standort bestimmt den Standpunkt.

Das hätte Karl Marx genauso gesagt.
Ja eh, der war eh nicht dumm, auch wenn ich heute manche Schlüsse anders ziehe.

Eine Gruppe von FPÖ-Spitzenpolitikern war letzthin in Russland. Ist das für Sie okay und positiv oder sehen Sie diesen Besuch kritisch?
HC Strache war auch bei der Trump-Angelobung. Ich bin der Meinung, man muss mit allen im Gespräch bleiben. Bei wem ich vorsichtig wäre, wäre bei Kim Jong-un. Den halte ich für nicht ganz dicht. (lacht)

Weil Sie sagen, man muss mit allen im Gespräch bleiben: Würden Sie Erdogan treffen wollen?
Ja, das wäre ein interessantes Gespräch.

"Ich würde Erdogan fragen, ob er ein neues Osmanisches Reich aufleben lassen will."

Was würden Sie ihn fragen oder ihm sagen wollen?
Ich würde mich mit ihm unterhalten, wie er die Entwicklung der Türkei sieht. Wo er die Türkei in 50 Jahren sieht. Weil es gibt teilweise Aussagen, die ziemlich imperialistisch sind. Wo er sagt, die Türken in Europa sind sein Brückenkopf. Ich würde ihn fragen, ob er ein neues Osmanisches Reich aufleben lassen will.

Und was die EU-Beitrittsverhandlungen betrifft?
Ich würde ihm sagen: Liebe Türkei, wir waren über Jahrhunderte immer gute Partner und haben gut zusammengearbeitet. Wir respektieren euch, aber respektiert auch ihr uns. Ihr seid nicht Teil Europas. Bis auf diesen kleinen geografischen Teil. Aber ich rede jetzt kulturell. Wir wollen eine privilegierte Partnerschaft. Ich glaube, das wäre der viel ehrlichere Weg.

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