"Verlockungen gibt es auf allen Ebenen"

"Ich bekenne mich zum Landespatron als Schulfeiertag", sagt Bildungslandesrätin Christine Haberlander (ÖVP).
  • "Ich bekenne mich zum Landespatron als Schulfeiertag", sagt Bildungslandesrätin Christine Haberlander (ÖVP).
  • hochgeladen von Rita Pfandler

BezirksRundschau: Wir sind soeben der FPÖ-Abgeordneten Brigitte Povysil begegnet. Sie fordert, alle Spitäler – auch Ordensspitäler – unter eine Holding zu stellen.
Haberlander: Ich bin grundsätzlich gesprächsbereit, weil man über alles reden kann. Aber in erster Linie ist wichtig, dass die Kooperation und das Inhaltliche passen. Wir haben mit den Orden vereinbart, dass wir uns bei medizinischen Fragen abstimmen. Erst dann geht es um Trägerdiskussionen.

Es geht hier ja vor allem um die Doppelgleisigkeiten.
In erster Linie ist wichtig, dass man sich im Ausbildungsbereich unterstützt. Es gibt ein Rotationssystem, wenn Not am Mann in den Krankenhäusern ist. Das Um und Auf ist, wie man sich gegenseitig besser unterstützen kann. Man kann nur gemeinsam besser werden. Es ist immer wichtig, dass die Ansätze aus den Organisationen kommen.

Wie verstehen Sie sich mit Ärztekammerpräsident Peter Niedermoser?
Wir haben eine sehr gute Basis. Wir haben schon mehrere Gespräche geführt.

Niedermoser will als Maßnahme gegen die überfüllten Spitalsambulanzen eine Ambulanzgebühr.
Ambulanzgebühren sind derzeit kein Thema. Ich glaube, es muss mehr ins Bewusstsein rücken, dass Ambulanzen in den Nachtzeiten für Notfälle da sind. Wir müssen den niedergelassenen Bereich stärken. Primärversorgungszentren sind ein interessantes Ergänzungsmodell. Wir arbeiten mit der Gebietskrankenkasse und dem Bund außerdem an einer Telefon-Hotline. Dort kann man anrufen und die Problemlage schildern. Hier wird weitergeholfen und man wird an einen diensthabenden Arzt verwiesen. Steuerung der Patientenströme heißt das Schlüsselwort.

Wir haben im internationalen Vergleich sehr viele Krankenstandstage, Arztbesuche und Spitalsaufenthalte. Was kann man tun?
Wir haben ein sehr krankheitslastiges Gesundheitssystem. Überlegungen, wie wir die Prävention stärken können, sind sehr wichtig. Das beginnt bei der Bildung: noch mehr Prävention im Kindergarten und in der Schule. Die Sozialversicherung der Gewerblichen Wirtschaft hat ein Anreizsystem: Wenn man zu rauchen aufhört, abnimmt und sich mehr bewegt, kann das zu Vergünstigungen führen. Je mehr wir den Fokus auf die Gesundheit legen und nicht auf die Krankheit, umso besser ist es. Nicht aus monetären Gründen, sondern weil es um den Menschen geht.

Wir feierten vergangene Woche den Landespatron Florian. Die Schüler freuen sich über einen freien Tag. Darüber hinaus gibt es noch viele schulautonom freie Tage. Die Eltern raufen sich die Haare, wie sie die Betreuung organisieren.
Wir müssen die Kompetenzen dort lassen, wo sie sind. Ich lege nicht die schulautonomen Tage fest und es ist wichtig, dass Schulen diese Möglichkeit haben – der Landesschulrat gibt hier außerdem Empfehlungen ab. Ich bekenne mich auch zum Landespatron als Schulfeiertag. Dass es herausfordernd für Familien ist, möchte ich nicht bestreiten. Wo wir ansetzen können ist beim flexiblen Betreuungsangebot, etwa bei den Öffnungszeiten.

Der Trend geht in Richtung Ganztagsschule, die dann an solchen Tagen nicht geöffnet hat. In manchen Gemeinden werden Horte, die flexiblere Öffnungszeiten haben, zugesperrt. Die Eltern schreien auf.
Das Thema ist mir bewusst. Die Einrichtung einer Ganztagsschule ist sehr verlockend, wenn man die finanziellen Möglichkeiten betrachtet (es gibt eine üppige Bundesförderung; Anm.). Aber ich kann dem Bürgermeister nicht absprechen, zuerst den Kontakt mit den Eltern zu suchen und dann eine Entscheidung zu treffen. Dass es Verlockungen auf allen Ebenen gibt, ist so. Aber es ist richtig, die Entscheidung vor Ort zu treffen.

Aber irgendwer muss doch einmal sagen: Wir müssen es so organisieren, dass es für die Leute passt. Es hat nicht jeder Großeltern in der Nähe.
Ich glaube, dass es wichtig ist, dass die Gemeinde und die Schule vor Ort mitreden. Es bringt nichts, wenn in Wien vorgeschrieben wird, wie es alle Schulen machen müssen. Da kommt dann gleich der Aufschrei: zu wenig Autonomie und Flexibilisierung. Wesentlich ist: Was braucht die Gemeinde? Und so baut man das System nach oben auf.

Wird es eine Mehrheit im Nationalrat für die Bildungsdirektionen geben?
Ich weiß es wirklich nicht. Es gibt 1.100 Eingaben zum Gesetzesvorschlag. Die müssen abgearbeitet werden – man muss sie ernst nehmen und schauen, was da drinnen steht. Dafür braucht man Zeit.

Wenn Sie als Landesrätin Zahlen rund um die oberösterreichischen Schulen möchten, müssen Sie zum Landesschulrat gehen. Ist das nicht etwas befremdlich, dass Sie um Daten bei dieser Behörde ansuchen müssen?
Ich anerkenne die Verfassung und die Landesgeschäftsordnung und ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu Landesschulratspräsident Fritz Enzenhofer.

Wäre es nicht besser, es so zu ändern, dass die politisch Verantwortlichen direkten Zugriff auf die Daten haben?
Darum geht es nicht. Keinem Schüler bringt diese Diskussion etwas. Ich verstehe, dass man sich mit der Verwaltung auseinandersetzt, aber viel wichtiger ist die Frage: Was brauchen die Kinder, damit sie morgen arbeiten oder studieren gehen können? Was brauchen sie, damit sie die Grundkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen können? Das sehe ich als politischen Auftrag. Wir brauchen außerdem neue pädagogische Konzepte im Bereich der Digitalisierung. Wir dürfen diesen Zug nicht an uns vorbeifahren lassen. Es braucht einen bewussten und suchtminimierenden Umgang mit digitalen Medien, das ist mir auch als Gesundheitsreferentin wichig. Es gibt so viele Suchterkrankungen in diesem Bereich.

Lehrergewerkschafter Paul Kimberger ist im Gespräch, die Nachfolge von Fritz Enzenhofer anzutreten. Ist es gescheit, wenn ein Gewerkschafter Leiter einer Bidlungsbehörde wird?
Es ist gescheit, den besten Kopf zum Leiter einer Bildungsbehörde zu machen. Welche Qualifikation er haben wird und wer es sein wird, wird man sich zur rechten Zeit anschauen.

Heißt es im Umkehrschluss, Enzenhofer ist für Sie derzeit der beste Kopf?
Ich arbeite gut mit Fritz Enzenhofer zusammen und bin froh, dass ich ihn habe.

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