JKU Corona Update
Zu Hause lernen Kinder unterschiedlicher als in der Schule
Ab Mitte Mai sollen Österreichs Schulen schrittweise geöffnet werden. Ende dieser Woche will Bildungsminister Heinz Faßmann die genaue Vorgehensweise präsentieren. Wie das aus wissenschaftlicher Sicht betrachtet wird und welche Folgen die Schulschließungen haben, stand jetzt im Mittelpunkt des JKU Corona Updates am 22. April.
OÖ. Die Corona-Pandemie gefährdet die Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit der Schüler und Schülerinnen. So berichtet Stefan Huber von der Pädagogischen Hochschule Zug, dass die Krise Unterschiede verdeutliche. So hätten manche Schüler und Schülerinnen mehr Schwierigkeiten damit sich eine Struktur zu schaffen als andere. Ein Drittel lerne zu Hause derzeit mehr als in der Schule, wohingegen ein anderes Drittel fast gar nicht mehr lerne. Das sind Ergebnisse von Hubers Corona Schul-Barometer. Dazu wurden mehr als 7.100 Akteure und Akteurinnen wie Schulleitungen, Lehrpersonen, aber auch Schülerinnen, Schüler und ihre Eltern mittels Fragebögen zu den Folgen der Schulschließungen befragt.
Belastung verschiedener Gruppen im Schulsystem
Ein zentrales Ergebnis ist, dass sich alle Beteiligten belastet fühlen. Eine Chance für die Schule läge jedoch darin, dass ihre Arbeit nun tendenziell mehr wertgeschätzt werde.
Bildungswissenschaftler Herbert Altrichter von der Linz School of Education der JKU ergänzt im Gespräch, dass vor allem bildungsnahe und aktive Gruppen an der Studie teilgenommen haben könnten. Die Folgen der Schulschließungen seien daher insgesamt wohl gravierender als angenommen. In Neuseeland wurden die Folgen bereits vor rund zehn Jahren untersucht. Zu diesem Zeitpunkt konnte der Schulbetrieb aufgrund von Erdbeben in bestimmten Regionen nicht mehr durchgeführt werden. Gezeigt habe sich, dass sich das Gelernte zu Hause nicht grundlegend von dem in der Schule unterschied. Die Zahl derer, die ausgestiegen sei, sei nicht höher oder niedriger als sonst gewesen.
Sozioemotionale Entwicklung
Die Bildungswissenschaftler und Bildungswissenschaftlerinnen konnten lediglich feststellen, dass sich die psychische Widerstandsfähigkeit der Schüler und Schülerinnen in Bezug auf das Lernen verbessert hatte. Laut Altrichter seien die technischen Ressourcen sowie die soziale Umgebung zentrale Aspekte für das Lernen zu Hause.
Huber gibt ihm Recht und betont die sozioemotionale Entwicklung der Schüler und Schülerinnen während der Corona-Pandemie, auf welche die Schule auch eingehen sollte. Dazu zählen laut ihm etwa der Umgang mit Krisensituationen und Konflikten.
Unterricht in Kleingruppen
Wie die Schulöffnung aus medizinischer Sicht zu beurteilen ist, beantwortete schließlich Lungenspezialist Bernd Lamprecht. Daten aus China zeigen, dass Kinder unter zehn Jahren nur etwa ein Prozent der Infektionen mit dem Corona-Virus ausmachen. In Oberösterreich waren fünf Prozent der stationär behandelten Patienten und Patientinnen Kinder. Meist hätten Kinder jedoch keine Symptome oder milde Verläufe, was nicht ausschließt, dass sie andere Personen anstecken könnten. Lamprecht schlägt daher vor, zu Beginn in kleinen Gruppen zu unterrichten und nicht mit kleinen Kindern anzufangen. Diese hätten am meisten Schwierigkeiten damit Abstand zueinander zu halten.
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